Frauenhaus bietet seit 25 Jahren Zuflucht
Die Einrichtung kann acht Frauen und acht Kinder beherbergen. Häusliche Gewalt gibt es in allen Schichten.
METTMANN Gefeiert werden sollte das 25-jährige Bestehen des Frauenhauses nicht im üblichen Sinne, denn das Thema häusliche Gewalt und die daraus erwachsende Notwendigkeit einer Zufluchtstätte, die Frauen und Kindern behüteten Raum schenkt, ist wahrlich nicht zum Feiern geeignet.
Aber begangen wurde das Jubiläum in der Kulturvilla.
Lilo Löffler, Geschäftsführerin des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer (SKFM), seit Beginn Träger des Frauenhauses, begrüßte die zahlreichen Gäste aus Politik, Verwaltung und Mitarbeitern aller sozialen Vereine und Verbände, die für das Frauenhaus ein eminent wichtiges Netzwerk darstellen.
Martin Richter, Sozialdezernent und Kämmerer beim Kreis und damit auch zuständig für das Frauenhaus, prangerte deutlich die mangelnde Wertschätzung von Frauen an und wünschte allen Mitarbeiterinnen weiterhin Kraft und Durchhaltevermögen und Gottes Segen.
Das Referat zur Arbeit des Frauenhauses hielt Gisela Pingen-Rainer und machte deutlich, was es alles bei der Gründung dieser segensreichen Einrichtung noch nicht gab: Die Vergewaltigung in der Ehe wurde erst 1997 unter Strafe gestellt, es gab noch kein Schutzgesetz bei Gewalt, keine Strafbarkeit bei Nachstellung und Stalking, kein bundesweites Hilfstelefon, keine anonyme Spurensicherung. Dabei erlebt jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt durch den (Ehe-)Partner.
Heute gibt es 54 Frauenhäuser in der Bundesrepublik und 47 Beratungsstellen, aber nach Aussagen der Referentin wäre die doppelte Anzahl beider Institutionen notwendig, denn nicht alle Frauen, die Hilfe suchen, können aufgenommen werden.
Dennoch ist in den vergangenen 25 Jahren viel geleistet worden. Die psychosoziale Begleitung der traumatisierten Frauen und Kinder ist deutlich ausgebaut worden und das Frauenhaus im Kreis Mettmann bietet einen Zufluchtsort für acht Frauen und acht Kinder.
Häusliche Gewalt gibt es in allen gesellschaftlichen Schichten und im Schnitt suchen die betroffenen Frauen erst nach siebenjähriger Misshandlung und Demütigung um Hilfe. So ist das Nottelefon des Frauenhauses ganzjährig über 24 Stunden besetzt, und das wäre ohne die zahllosen ehrenamtlichen Helfer gar nicht zu bewältigen. Der Jahresbericht 2017 zeigt die Vielfältigkeit der Schutz suchenden Frauen und Kinder auf: Die Frauen waren zwischen 18 und 74 Jahre alt, blieben auch unterschiedlich lange in diesem Schutzraum, und die kulturelle Vielfalt wird durch den Essensduft im Hause deutlich. Auch nach Verlassen des Hauses werden die Frauen vom Frauenhaus-Team begleitet, bis sie eine Perspektive für ihre Zukunft gefunden haben.
Der Aufenthalt im Frauenhaus ist freiwillig und unabhängig von Religion oder Nationalität. Die Frauen gestalten ihren Alltag dort selbstständig, tauschen sich untereinander aus und helfen sich gegenseitig. Von den Mitarbeiterinnen werden sie unterstützt, so durch eine psychosoziale Beratung, Gespräche, bei Behörden-Gängen und bei der Jobsowie Wohnungs-Suche, um ihr Leben neu zu ordnen und künftig mit ihren Kindern in einer gewaltfreien Umgebung zu leben.