Missbrauch: Kita-Verbot für Eltern
Kinder hatten ihre Kinder missbraucht. Nun ist ein Streit mit der Leitung eskaliert.
KÖLN (ham/kna) Nach sexuellen Übergriffen auf Kinder durch einen Jungen in einer katholischen Kölner Kita ist ein Streit zwischen der Einrichtung und den Eltern der Opfer eskaliert. Ihnen kündigte der Träger des Montessori Kinderhauses Sankt Johannes den Betreuungsvertrag, wie das Erzbistum Köln am Dienstag bestätigte. Zudem wurde den Eltern bis zum Auslaufen des Vertrags Ende März ein Hausverbot erteilt. Betroffen sind neun Familien mit zwölf Kindern.
Im September 2018 hatte die Kita-Leitung den Angaben zufolge erkannt, dass der Junge Kinder mit einem Stock im Genital- und Analbereich verletzte. Angestiftet wurde er dabei demnach von einem Mädchen, dessen Mutter eine Kita-Mitarbeiterin ist. Insgesamt seien zwölf Kinder betroffen. Dass das Erzbistum Köln neun Familien den Betreuungsvertrag kündigte, erklärt Sprecher Michael Kasiske so: „Der Schritt war nötig, weil die Eltern den Erzieherinnen und dem Träger nicht mehr vertrauten.“Die Eltern hätten immer wieder neue Maßnahmen gefordert und es sei zu Auseinandersetzungen mit den Erziehern gekommen. „Aus diesem Grund hat die Einrichtung entschieden, den Eltern bis zum Auslaufen des Vertrags Ende März ein Hausverbot zu erteilen.“Das bedeutet, sie müssen ihre Kinder an der Eingangstür abgeben und dürfen die Kita nicht mehr betreten.
Die Eltern kritisieren die mangelnde Kommunikation der Einrichtung, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“berichtet. Erste Hinweise auf Übergriffe habe es bereits im April 2018 gegeben. Die seien jedoch als Einzelfall abgetan worden, sagt ein Vater. Erst als die Kita-Leiterin den Jungen und das Mädchen in flagranti auf der Toilette erwischte, habe die Kita reagiert.
Der Junge und das Mädchen, von denen die Übergriffe ausgingen, gehen weiterhin in die Kita. Sie wurden laut Kasiske in eine andere Gruppe versetzt. Auch dort soll es anderen Eltern zufolge zu Übergriffen gekommen sein. Kasiske bestreitet das. „Seit den Vorkommnissen führen die Erzieher Buch darüber, welches Kind sich wann wo aufhält.“Daran ließe sich nachvollziehen, dass sich die Kinder, um die es in den Anschuldigungen gehe, nicht im selben Raum aufgehalten hätten.
„Die meisten Eltern sind auch weiterhin mit der Kita zufrieden“, sagt Kasiske. Die betroffenen Eltern haben nun den Kölner Verein Zartbitter eingeschaltet. Leiterin Ursula Enders hält das Hausverbot für die Eltern nicht für den richtigen Schritt: „Das untergräbt das Vertrauen der Kinder in ihre Eltern. Eine pädagogisch unverantwortliche Botschaft.“
„Die Eltern vertrauten den Erzieherinnen und dem Träger nicht mehr“Michael Kasiske
Sprecher Erzbistum Köln