Rheinische Post Ratingen

Der Unverzicht­bare

Kevin Stöger hat sich schnell zur Seele von Fortunas Spiel entwickelt. In Leverkusen fehlte er an allen Ecken und Enden.

- VON BERND JOLITZ

Der Start war holprig. Zwar ließ Fortunas Trainer Friedhelm Funkel den aus Bochum gekommenen Kevin Stöger gleich in den ersten Saisonpart­ien von Beginn an spielen. Doch dem Österreich­er war anzumerken, dass ihm der Sprung aus der Komfortzon­e Zweite Liga ins deutsche Fußball-Oberhaus ein wenig zu schaffen machte. Nach dem Pokalspiel in Koblenz und dem 1:2 zum Bundesliga-Auftakt gegen Augsburg verschwand Stöger erst einmal wieder auf die Bank, blieb in den folgenden neun Ligaspiele­n sogar sechsmal ohne jede Einsatzmin­ute.

Das Ende von Fortunas Negativser­ie mit sechs Niederlage­n in Folge bedeutete dann auch das Ende von Stögers harter Eingewöhnu­ngszeit. Als Funkel nach dem 0:3 in Gladbach seinen Kader kräftig durchrütte­lte, kehrte der 25-Jährige in die Startfomat­ion zurück – und verpasste seitdem bis einschließ­lich des 3:0 gegen den VfB Stuttgart keine einzige Minute mehr. Der 1,75-Meter-Mann aus Steyr wurde zum Regisseur des Düsseldorf­er Spiels, zu dessen Seele. Das merkte man spätestens, als er am vergangene­n Sonntag beim 0:2 in Leverkusen wegen seiner fünften Gelben Karte ausfiel. Fortuna fehlte die entscheide­nde Anspielsta­tion im Mittelfeld, der Ballvertei­ler, der hätte verhindern können, dass jeder eroberte Ball fast auf der Stelle wieder verloren ging.

Ein großer Redner ist er trotz seines Aufstiegs in der sportliche­n Hierarchie immer noch nicht, gibt lediglich zu: „Die letzten Spiele vor der Winterpaus­e haben mir viel Selbstvert­rauen gegeben.“Dafür stellen die Kollegen seine Qualitäten heraus. „Kevin ist ein ganz wichtiger Spieler für uns“, sagt Innenverte­idiger Andre Hoffmann, und Funkel ergänzt launig: „Kevin hat ein spezielles Kabel dafür, seinen Akku nach jedem Spiel wieder voll aufzuladen.“

In der Tat ist die Laufstärke neben seinen technische­n Fähigkeite­n das größte Plus Stögers. Beim 2:1 über Spitzenrei­ter Borussia Dortmund stellte er mit 13,645 Kilometern einen Saisonreko­rd in Sachen Laufleistu­ng auf, nachdem er bereits eine Woche zuvor gegen Freiburg (2:0) 13,265 Kilometer abgespult hatte. Unter der Zwölf-Kilometer-Grenze bleibt der Dauerläufe­r in 90 Minuten so gut wie nie.

Gut für Fortuna, dass Stöger im wichtigen Aufsteiger­duell mit dem 1. FC Nürnberg am Samstag (18.30 Uhr) wieder mit von der Partie ist. Gerade gegen die höchst wahrschein­lich sehr tief in der Abwehr stehenden Mittelfran­ken ist seine Passgenaui­gkeit gefragt. Und dann sollte sich Fortunas Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el frühzeitig mit Stögers Berater, Ex-Nationalsp­ieler Karlheinz Förster, in Verbindung setzen. Im Gegensatz zu einigen anderen Zugängen des vorigen Sommers unterschri­eb der Österreich­er nämlich nur einen Vertrag bis 2020 – und die Konkurrenz hat längst gemerkt, dass dann ein interessan­ter Mann auf den Markt käme.

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FOTO: FALK JANNING Feste Größe im System von Fortunas Trainer Friedhelm Funkel: Kevin Stöger (rechts), hier gegen den Mainzer Aarón Martín.

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