Die Geisels plaudern über ihren Alltag
Ein Ruf von der Bühne, bevor es losgeht: „Wer hatte noch kein Likörchen?“Hände recken sich, Gläschen werden angereicht. Der winzige Schluck Kirschlikör ist Kult bei der spaßigen Reihe „Sofahelden“in der „Komödie“. Gastgeber sind Christof Düro und Ilka Luza, am Akkordeon musiziert Jörg Siebenhaar. Die Schauspieler sind Meister des Improvisations-Theaters und verstehen sich vorzüglich darauf, dem jeweiligen Paar auf dem Kanapee sehr persönliche Geständnisse zu entlocken und Überraschendes herauszukitzeln. Deshalb die freudige Erwartung bei der Ankündigung für Montag: „Hier kommen Dr. Vera Geisel und ihr Thomas!“
Geblendet von den Scheinwerfern, späht der Oberbürgermeister ins Dunkel: „Wir sind im leeren Raum.“Möglich, dass sich die Geisels wegen des fast unsichtbaren Publikums so ungewöhnlich offenherzig zeigen. Auch Ingrid Herden, die neue Pressesprecherin im Rathaus, amüsiert sich über so manches Bekenntnis ihres Chefs. „Ein Politiker und eine Ärztin“, beginnt Düro das Gespräch. „Ne, Juristin!“, korrigiert Vera Geisel. „Mit vier Töchtern“, fährt er fort. „Ne, fünf“, grätscht sie vergnügt dazwischen, die Älteste, die ihr Mann mitgebracht habe, sei aber schon ausgezogen. Die Frauendominanz ist eine Steilvorlage für die Frage: „Wie läuft das morgens im Bad, gibt’s da kein Gedränge?“Charmant klärt Vera Geisel auf: „Das sind selbstbewusste junge Frauen, die sagen, wir sind zu viert, ihr zu zweit, also kriegen wir das größere Bad. Wir haben ja mehrere davon.“Das lässt ihr Mann so nicht stehen: „Ach komm, was macht das für einen Eindruck! Es sind nur zwei Bäder.“Die 14-jährigen Zwillinge setzten auch durch, das Geld für den Babysitter zu sparen und stattdessen ihnen zu geben: Sie könnten allein auf sich und die jüngeren Schwestern (11 und 7) aufpassen. Irgendwann reichte es für die ersehnte Küchenmaschine, mit der die Töchter begeistert backen. „Wenn ich abends nach Hause komme, duftet es wunderbar nach Kuchen“, berichtet ihre Mutter. Diese Episode inspiriert die versierte Kabarettistin Ilka Luza zu einer hinreißenden Kitchen-Aid-Hymne: „Du bist rot, du bist glänzend, du bist wunderschön!“
Manchmal denkt man an Kurt Tucholskys „Ein Ehepaar erzählt einen Witz“, weil die Geisels sich voller Lust gegenseitig korrigieren: So bei der Erinnerung an das Kennenlernen. Sie: „Er sagte dann, ,Fräulein Fischer...’“Er: „Fräulein habe ich bestimmt nicht gesagt, das war ein anderer Verehrer.“
Die erste Begegnung der beiden vor bald 20 Jahren verlief sachlich: Sie kam ins Büro ihres Vaters bei der Ruhrgas, „und da stand der Thomas.“Die zweite romantisch. Beim Essen in Hamburg, wo Vera gerade ihre Doktorarbeit schrieb, war er stolz, nicht mehr als vier Zigaretten zu rauchen. Sie dagegen war entsetzt über so viel Qualmerei. Das Ergebnis: „Im selben Jahr gab ich Vera zuliebe das Rauchen auf.“Regina Goldlücke