Planer rechnen mit dem Teufel im Detail
Das neue Familienzentrum ging unter sehr besonderen Förder-Umständen als Millionenprojekt an den Start. Trotzdem muss die Stadt hier mit spitzem Bleistift kalkulieren. Das gilt auch für andere Vorhaben. Den neuen Beigeordneten erwartet stapelweise Arbeit.
Von Paul Köhnes
HEILIGENHAUS Das ist auf den ersten Blick eigentlich nicht zu durchschauen: Was hat eine „Klinkerriemchenfassade“in der Oberilp mit Kostencontrolling im Rathaus zu tun? Auf den zweiten Blick schon eher: Es geht um ein Millionenprojekt, das zum überwiegenden Teil mit Bundesfördergeld bezahlt wird. Zu dem die Stadt aber, wie es bei Bundesförderung gängige Praxis ist, einen erklecklichen Eigenanteil beisteuern muss.
Rückblick auf den Start eines Projekts, mit dem viele Zukunftsperspektiven für die ehemalige Schule in der Oberilp verknüpft sind: Zukünftig wird einen großen Teil der Räume die Kindertagesstätte „Unter’m Himmelszelt“einnehmen, außerdem ziehen die Stadtteilsozialarbeit und das Gesundheitsamt ein, ebenso wie die Beratungsstelle der Diakonie.
Mit Beschluss des Rates vom 27. April 2017 verpflichtete sich der Rat, den zehnprozentigen Eigenanteil zum Umbau der ehemaligen Grundschule Oberilp bereitzustellen. Bereits kurz vor Weihnachten 2015 zogen die Grundschüler aus, seither steht der Bau leer. Die Kostenberechnung fußte auf den Zahlen des Antrages bei der Bundesregierung aus dem Jahr 2015. Folge: Steigende Kosten der Folgejahre konnten nicht berücksichtigt werden.
Das hindert die Verwaltung natürlich nicht daran, am Ball zu bleiben, was die Kosten angeht, im Gegenteil. „Durchgängige Kostenkontrolle“ist das Leitmotiv für die Planer, die buchstäblich mit dem Teufel im Detail rechnen müssen. Das hat in diesem Jahr erneut Folgen. Und an dieser Stelle kommt die „Klinkerriemchenfassade“wieder ins Spiel. „Preissteigerungen des letzten Jahres“hat die Verwaltung schon für den Immobilienausschuss minutiös erläutert. „Um weitere Mehrkosten ausschließen zu können“, schlägt die Verwaltung als mögliche Kosteneinsparung vor, die Fassadengestaltung zu verändern. Die Alternative käme etwa 160.000 Euro preisgünstiger. Bliebe es bei der bisherigen Planung, lägen die Kosten für das Gesamtprojekt inzwischen bei gut 3,8 Millionen Euro, inklusive der 330.000 Euro Mehrkosten, die ohnehin schon im Haushaltsentwurf stehen und weiteren 160.000 Euro für die Klinkerfassade.
Und noch weitere Daten sind jetzt bekannt: Der Eigenanteil der Stadt Heiligenhaus beläuft sich unter Berücksichtigung der geplanten Kosteneinsparung auf rund 780.000 Euro. Sofern bei der Fassadengestaltung die Klinkerriemchen zum Tragen kommen, liegt der Eigenanteil bei insgesamt rund 940.000 Euro.
Der Immobilienausschuss schloss sich dem Sparvorschlag nicht an, es soll bei der Klinkerfassade bleiben. „Die teurere Lösung ist nicht unbedingt die unwirtschaftlichere“, kommentierte der Beigeordnete Björn Kerkmann. Zumal, da die Kosten über einen Zeitraum von 50 Jahren abgeschrieben werden.