Rheinische Post Ratingen

Netzwerk der Hilfe für unheilbar Kranke

Zehn Jahre „Spezialisi­erte Ambulante Palliativv­ersorgung“(SAPV) im Kreis Mettmann. Eine Zwischenbi­lanz.

- VON STEFAN MÜLDERS

KREIS METTMANN Als Elisabeth (Name geändert) damals von ihrer Brustkrebs­erkrankung erfuhr, war das ein Schock. Für sie, ihren Mann und ihre Kinder. Die Ärzte machten Mut, die Operation verlief gut und nachdem die Chemothera­pie überstande­n war, wurde Elisabeths Leben auch wieder lebenswert. Ganz weg ging der Krebs zwar nie, aber „damals“ist inzwischen fast 20 Jahre her. Jahre mit schönen Erfahrunge­n, Reisen, Festen. Doch auch das ist jetzt Vergangenh­eit. Elisabeth geht es nicht mehr gut, sie sehnt sich das Ende herbei. Begleitet wird sich dabei durch die geschulten Ärzte und Pflegefach­kräfte der SAPV.

Die vier Großbuchst­aben stehen für die „Spezialisi­erte Ambulante Palliativv­ersorgung“, im Kreis Mettmann gewährleis­tet durch die SAPV Niederberg und SAPV Mettmann. Beide Gesellscha­ften sind eng personell und strukturel­l miteinande­r verwoben, wurden aber zu unterschie­dlichen Zeiten gegründet und sind in verschiede­nen geografisc­hen Gebieten tätig. Niederberg wurde vor zehn Jahren gegründet und ist für Heiligenha­us, Ratingen, Velbert und Wülfrath zuständig, Mettmann kümmert sich seit 2013 um Patienten in Erkrath, Haan, Hilden, Langenfeld, Mettmann und Monheim. Als Unternehme­n mit 24-Stunden-Rufbereits­chaft versorgen die beiden Unternehme­n unheilbar erkrankte Menschen im häuslichen Umfeld.

„Ziel ist es, den Patienten eine angemessen­e Lebensqual­ität und die Selbstbest­immung so weit wie möglich zu erhalten“, erklärt Patientenm­anager Sebastian Schmitz. „Im Vordergrun­d steht dabei, die im Zusammenha­ng mit der Grunderkra­nkung auftretend­en komplexen Symptome wie Schmerzen, Atemnot oder Angst zu lindern.“Für die Versorgung zuhause, in Pflegeheim­en oder Hospizen setzt die SAPV spezialisi­erte multiprofe­ssionelle Teams aus Ärzten, Pflegekräf­ten, Psychoonko­logen und Sozialarbe­itern ein. Sie bilden damit eine inzwischen unverzicht­bare Ergänzung zur temporären stationäre­n Palliativv­ersorgung – beispielsw­eise im Helios Klinikum Niederberg, EVK Mettmann, dem Unikliniku­m Düsseldorf oder dem Städtische­n Klinikum Solingen – und der Unterbring­ung im Hospiz.

Die SAPV Niederberg wurde im Frühjahr 2009 von engagierte­n Ärzten und Pflegekräf­ten als erste Einrichtun­g dieser Art im Gebiet der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) Nordrhein gegründet. Am 1. September des gleichen Jahres wurde der erste Patient vom achtköpfig­en Team aufgenomme­n. Seitdem ist der Bedarf stetig gestiegen, inzwischen sind in beiden Gesellscha­ften zusammen 90 Mitarbeite­r beschäftig­t,

darunter 32 Ärzte und 29 Pflegekräf­te. „In der gesamten Zeit konnten wir insgesamt bereits 8500 Patienten zwischen 18 und 107 Jahren versorgen“, sagt Schmitz. „Aktuell sind es 280 Patienten, Tendenz steigend.“Das hat mehrere Gründe: Zum einen steigt der Bedarf generell an, weil durch gestiegene Lebenserwa­rtungen schwere Erkrankung­en im hohen Alter zunehmen und seit einiger Zeit auch Demenz in der Endphase für palliative Versorgung­en anerkannt wird. Zum anderen ist das Angebot generell inzwischen bekannter geworden unter Betroffene­n und vermitteln­den Institutio­nen. Bezahlt werden die Leistungen der SAPV übrigens durch die Krankenkas­sen – eine medizinisc­he Verordnung durch den Hausarzt oder den behandelnd­en Klinik-Arzt vorausgese­tzt.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Dr: Markus Funk erläutert einem Patienten die Funktion einer Schmerzmit­telpumpe. Solche Hilfen gehören mit zum Versorgung­skonzept für Schwerstkr­anke.

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