Der Balkon als Schrebergarten
Wer keinen Garten hat, kann Gemüse auch problemlos auf dem Balkon anbauen. Die Pflanzen brauchen aber ausreichend Sonne.
DÜSSELDORF Selbst aufziehen oder fertige Pflanzen kaufen? Wer Gemüse auf dem Balkon anbauen möchte, sollte diese Frage zunächst für sich klären. Der Trend geht in diesem Jahr jedenfalls zum Selbstanbau. Und dafür ist es gerade auch die richtige Zeit. „Generell beginnt die Anzucht der Pflanzen in der Wohnung etwa Mitte bis Ende März“, sagt Sina Leblanc, die gemeinsam mit ihrem Mann den Internetblog „Gemüse-Balkon“(www.gemuese-balkon.de) betreibt. Es sei aber natürlich auch möglich, schon im Februar damit zu beginnen. „Die Anzucht aus Samen lohnt sich, denn so kann die Gemüsesaison schon früh starten und über einen langen Zeitraum mehr Ertrag gewonnen werden“, sagt Leblanc.
Wer hingegen lieber fertige Pflanzen kaufen möchte, sollte besser noch warten, eher er diese nach draußen auf den Balkon stellt. „Es kann derzeit nachts noch richtig kalt werden. Die Pflanzen überstehen das nicht und gehen dann ein“, warnt Gemüseexpertin Annabel Rieger vom Gartencenter Schlößer in Moers. „Man sollte auf jeden Fall noch die Eisheiligen Mitte Mai abwarten.“
Auf dem Balkon kann man grundsätzlich so ziemlich jedes Gemüse anbauen, das auch in einem Schrebergarten wächst – nur eben nicht so viel. Wichtig ist aber, dass die Pflanzen auf dem Balkon viel Sonne bekommen und die Luft ausreichend zirkuliert. „Gut ist, Gemüsesorten anzubauen, die frisch auf den Tisch kommen“, sagt Rieger. Im Trend liegen nach wie vor Klassiker wie Tomaten, Radieschen, Gurke, Peperoni und Chilis, Blatt- und Zupfsalate sowie natürlich Kräuter. Beim Balkonanbau der einzelnen Gemüsesorten sind einige Details zu beachten:
Tomaten In Baumärkten und Gartencentern finden sich sehr viele unterschiedliche Sorten zur Aussaat. „Am besten sind die klassischen Fleisch- und Holland-Tomaten“, sagt Rieger. Wer Kinder hat, sollte Cocktailtomaten pflanzen. „Die können Kinder selbst pflücken und in den Mund stecken“, sagt sie. Eine Alternative zu Samenmischungen aus dem Geschäft sind Tomatensamen, die man einer frischen Tomate selbst entnimmt. „Es ist wichtig, dass die Samen auf jeden Fall ganz trocken sind, um späteren Pilzbefall zu vermeiden“, erklärt Leblanc. Auf dem Balkon braucht die Pflanze auf jeden Fall ein sonniges Plätzchen und muss feucht gehalten werden. Düngen muss man sie auch, „damit die Pflanzen genügend Nährstoffe wie Ton und Kalk aufnehmen“, sagt Leblanc. Zu beachten: Tomaten vertragen überhaupt keinen Frost. Daher sollten sie erst im Mai auf den Balkon kommen.
Radieschen Die Aussaat erfolgt laut „Gemüse-Balkon“in Reihen mit einem Abstand von sieben bis zehn Zentimetern. Die Saat wird nur flach mit etwa einem Zentimeter Erde bedeckt. „Die Samen keimen recht schnell, daher muss man nicht den gesamten Inhalt des Samenpäckchens in einem Blumenkasten verteilen“, sagt Leblanc. Angebaut werden können Radieschen am besten zwischen April und September. Auf dem Balkon brauchen sie einen sonnigen bis halbschattigen Standort.
Gurken Das Gemüse lässt sich wunderbar auf dem heimischen Balkon anbauen. Gurken benötigen allerdings viel Sonne. „Sie dürfen nicht austrocknen und lieben einen nährstoffreichen Boden“, sagt Gemüseexpertin Rieger. Gurken können gut in Kübeln und Ampeln angebaut werden. Mit der Aussaat sollt Mitte Mai begonnen werden.
Blattsalat Der ideale Standort für die Anzucht von Blattsalaten auf dem Balkon ist laut Bloggerin Leblanc ein sonnig bis halbschattiger Platz mit nährstoffreichem Boden. Der Blattsalat wird demnach am besten in Reihen von etwa 25 Zentimetern Abstand ausgesät. „Sobald die ersten Keimlinge gewachsen sind, sollten die Pflanzen vereinzelt werden“, sagt sie. Die Anpflanzung könne sowohl in einem Blumenkasten als auch in einem Hochbeet auf dem Balkon erfolgen. Die meisten Gartencenter hätten bereits kleine Stecklinge im Angebot, die einfach in den Kasten eingesetzt werden können. „Dann ist schon nach zwei bis drei Wochen die ersten Salaternte möglich“, so die Gemüse-Bloggerin.
Peperoni/Chilis Das scharfe Gemüse erfreut sich auch in der deutschen Küche einer immer größeren Beliebtheit. „Beim Kauf sollte man unbedingt auf den Schärfegrad achten, wenn man keine böse Überraschung erleben möchte“, sagt Rieger. Peperoni vertragen überhaupt keine Kälte. Nach draußen sollte die Pflanze erst, wenn es beständig mehr als fünf Grad warm ist. Das Nachtschattengewächs sollte einen geschützten Standort auf dem Balkon haben. Die Pflanze mag es warm und sonnig – Wind und Regen verträgt sie hingegen nicht.
Kräuter Seit Jahren sind sie der Balkon-Klassiker schlechthin. Wichtig ist, dass die Kräuter vor der Sonne geschützt sind. Besonders pralle Sonneneinstrahlung mögen Kräuter überhaupt nicht. Ein halbschattiger Platz eignet sich am besten. Bei Kräutern gilt dasselbe wie beim Gemüse: Anbauen, was schmeckt. Beliebt sind bei vielen Basilikum, Salbei, Petersilie, Melisse, Schnittlauch und immer mehr auch Lavendel. Ab Mitte Mai sollte mit der Aussaat begonnen werden.