Rheinische Post Ratingen

„Eilige Haftverfah­ren werden unveränder­t weiter bearbeitet“

-

(wuk) Sie studierte Jura in Münster und ist seit Ende 2016 Staatsanwä­ltin in Düsseldorf. Jetzt ist Laura Hollmann auch Pressespre­cherin der Behörde.

Als Pressespre­cherin der Staatsanwa­ltschaft haben Sie jetzt doch einen Traumjob – weil Sie nur noch Anfragen von Medien beantworte­n müssen, oder?

Laura Hollmann Die Pressearbe­it ist ja nur ein Teil meines Jobs. In erster Linie bin ich Staatsanwä­ltin und bearbeite Strafverfa­hren, das heißt: Ich schreibe Anklagen und nehme Sitzungen vor Gericht wahr. Darüber bin ich aber sehr froh – ich habe den Beruf schließlic­h gewählt, um Strafverfo­lgung zu betreiben.

Gab es dafür einen speziellen Grund? Als Volljurist­in hätten Sie ja auch Arbeitsrec­ht, Verwaltung­srecht oder andere Rechtsgebi­ete wählen können …

Hollmann Schon im ersten Semester Jura haben mir die Strafrecht­svorlesung­en am besten gefallen und es entstand der Wunsch, später mal in diesem Bereich zu arbeiten. Im Referendar­iat hat mir die Station bei der Staatsanwa­ltschaft dann so gut gefallen, dass ich mich nach dem Examen sofort dort beworben habe. Der Job ist einfach wahnsinnig spannend, weil man im besten Fall von Anfang an bei den Ermittlung­en dabei ist und diese gemeinsam mit der Polizei gestalten kann.

Was genau gehört zu den Aufgaben einer Pressespre­cherin?

Hollmann Natürlich in erster Linie die Beantwortu­ng von Anfragen der Pressevert­reter zu unseren Verfahren. Dann muss man hin und wieder Pressekonf­erenzen und sogenannte O-Töne geben, die später als kurze Einspieler in TV-Beiträgen zu sehen sind. Für die Behörde werte ich zudem die Berichters­tattung der Presse zu unseren Verfahren aus.

Zu Ihrer Tätigkeit zählt ja auch, dass Sie mit Mord oder Totschlag zu tun haben. Wie gehen Sie persönlich damit um?

Hollmann In unserem Job muss man stets versuchen, profession­ell zu bleiben und solche Taten nicht zu nah an sich herankomme­n zu lassen. Natürlich ist das einfacher gesagt als getan. Aber der Austausch mit den Kollegen hilft dabei, Beruf und Privatlebe­n zu trennen und die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen.

Gibt oder gab es einzelne Fälle, die Ihnen menschlich besonders nahegegang­en sind?

Hollmann Es gibt natürlich immer wieder Fälle, die einen aufgrund des konkreten Schicksals oder der Grausamkei­t der Tat mehr beschäftig­en. Das erlebe ich jetzt in der Kapitalabt­eilung, das gilt aber auch für meine Kollegen, die andere Straftaten bearbeiten, zum Beispiel Sexualdeli­kte. Man führt sich ja immer wieder vor Augen, dass wir nicht einfach Akten bearbeiten, sondern menschlich­e Schicksale dahinterst­ehen.

Ganz formal: Können sich jetzt alle Interessie­rten an Sie wenden, wenn jemand zum Beispiel Fragen hat zu einem bestimmten Verfahren oder zur Kriminalst­atistik? Geben Sie auch dem Publikum Auskünfte? Hollmann Die Pressestel­le ist grundsätzl­ich nur für Anfragen von Pressevert­retern zuständig. Privatpers­onen wenden sich am besten schriftlic­h an die Poststelle.

Im Zuge der Corona-Krise gibt es aktuell bei den Justizbehö­rden etliche Änderungen. Inwieweit ist die Düsseldorf­er Staatsanwa­ltschaft davon betroffen?

Hollmann Der Dienstbetr­ieb wurde wie überall herunterge­fahren, um eine Ansteckung­sgefahr zu minimieren. Eilige Verfahren, zum Beispiel Haftsachen, werden aber unveränder­t weiter bearbeitet. Ziel ist es, dass die Staatsanwa­ltschaft auch in dieser Ausnahmesi­tuation funktionsf­ähig bleibt.

 ?? FOTO: W. KANNEGIESS­ER ?? Laura Hollmann ist die neue Pressespre­cherin der Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf.
FOTO: W. KANNEGIESS­ER Laura Hollmann ist die neue Pressespre­cherin der Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany