Hitze tötet Viren auf Lebensmitteln
DÜSSELDORF Zu den Klassikern der Infektionsforschung zählt die Frage nach der Haltbarkeit eines Keims auf Oberflächen. Bei Sars-CoV-2 gibt es noch keine Studien dazu, weil das Virus erst seit wenigen Wochen erforscht wird. Gleichwohl können Virologen, Mikrobiologen und Hygieniker schon erste Aussagen machen. Wichtig aber zu wissen: Es handelt sich in der Regel um Theoriemodelle, die nur sehr eingeschränkt in die Praxis zu übertragen sind.
Die Phantasie des Menschen, welche Übertragungswege für ein Virus denkbar sind, gebiert naturgemäß auch bizarre Ideen. Der Pizzabäcker könnte ja unwissentlich infiziert sein und versehentlich auf die Pizza geniest haben, bevor er dem Boten die Schachtel zur Auslieferung in die Hand drückt. Ja, das könnte sein, aber Viren sterben bei solchen Temperaturen, wie sie auf einer backfrischen Pizza herrschen, immer ab.
Das gilt auch für Viren auf Textilien, wenn sie in der Waschmaschine landen – da kommen Tenside zum Einsatz, die die Hülle von Coronaviren zuverlässig zerstören. Wer auf Nummer sicher gehen will, packt die gelieferte Pizza bei sich daheim noch einmal in den Backofen, dann ist auch das letzte Restrisiko getilgt.
Zuvor hat er den Karton natürlich nur mit Handschuhen angepackt.
Wie das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) schreibt, hängt die Stabilität von Coronaviren in der Umwelt von Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beschaffenheit der Oberfläche sowie vom speziellen Virusstamm und der -menge ab. Zwar seien „humane Coronaviren nicht besonders stabil auf trockenen Oberflächen“, heißt es, trotzdem würden sie erst innerhalb von Stunden bis einigen Tagen inaktiv. Bis zu vier Stunden auf Kupferoberflächen, bis zu 24 Stunden auf Karton und bis zu drei Tagen auf Edelstahl und Plastik können sie infektiös bleiben. So ist es zwar sehr unwahrscheinlich, aber nicht gänzlich ausgeschlossen, dass dem Brötchen vom Bäcker oder aus dem Supermarkt noch Viruspartikel anhaften, wenn ein anderer es vorher berührt oder angehustet hat. Auch hier gilt die Devise: Das Brötchen daheim noch einmal in den Ofen oder die Mikrowelle, dann dürfte jede Gefahr gebannt sein. Wichtig: Schmierinfektionen sind beim Coronavirus nach derzeitiger Datenlage eher ungewöhnlich.
Tatsächlich reagiert das Virus auf Hitze sehr sensibel, während ihm Kälte offenbar nichts anhaben kann. Andere Coronaviren halten sich bei minus 20 Grad bis zu zwei Jahre, schreibt das BfR. „Viren können in Kälte länger stabil sein“, sagt auch Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. „Sie können aber beim Auftauen zerstört werden.“
Hitze also, immer wieder Hitze: Wer loses Obst oder Gemüse kauft, sollte es gründlich unter heißem Wasser reinigen. Befindet es sich in einer Verpackung, sollte man sie im Geschäft entweder mit Handschuhen anpacken und/oder sich in jedem Fall nach dem Auspacken die Finger waschen. Die man natürlich die ganze Zeit über tunlichst aus dem Gesicht gelassen hat.