Friseure erhöhen wegen Corona die Preise
Voraussichtlich am 4. Mai dürfen die Salons wieder öffnen. Die Terminbücher sind prall gefüllt. Kunden müssen mit höheren Kosten rechnen. Friseure kalkulieren wegen der Folgen der Krise anders.
DÜSSELDORF/LANGENFELD In Woche fünf nach der pandemiebedingten Schließung der Friseursalons wird das Warten für immer mehr Menschen in NRW zu einer sprichwörtich haarigen Angelegenheit. Genau wie ihre Kunden fiebern die Salonbetreiber dem 4. Mai entgegen – dem Tag, an dem sie unter Auflagen endlich wieder Haare waschen, schneiden und färben dürfen. Der Run auf die Salons hat längst begonnen. Jetzt noch einen Termin zu bekommen, ist oft nahezu unmöglich; die Terminkalender sind bis in den Juni gut gefüllt.
Eines steht bereits gut eine Woche vor dem Stichtag fest: Beim Friseur wird sich vieles ändern. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege hat jüngst über verpflichtende Schutzmaßnahmen für die Branche informiert. Demnach wird es vorerst keine Trockenhaarschnitte mehr geben, Friseure müssen die Haare aller Kunden obligatorisch waschen – eine Leistung, die sie auch bezahlen müssen. Zudem sollen Kunden ihre Kontaktdaten im Salon hinterlegen, um mögliche Infektionsketten nachvollziehen zu können. Außerdem wird es keine Wartebereiche mehr geben – und Atemmasken sind auch für Kunden Pflicht. Eintritt gewähren die Salons nur, wenn zuvor telefonisch ein Termin vereinbart wurde. Die meisten Friseurbetriebe verzichten zudem darauf, ihren Kunden Getränke und Zeitschriften anzubieten.
Durch die Entzerrung der Termine werden Friseurdienstleistungen teurer – da ist sich Friseurhandwerks-Chef Jörg Müller sicher. Er persönlich geht davon aus, dass die
Kosten um mindestens drei Euro pro Haarschnitt steigen werden. „Das ist eine harte Zeit für Friseure“, sagt er. Die Betriebe müssten auch auf Kostentreiber wie den Kauf von Desinfektionsmitteln, Atemmasken und anderen Utensilien reagieren. Müller geht davon aus, dass die Nachfragewelle noch eine Weile andauern wird – womöglich so lange, wie Corona noch ein Thema ist.
Die Friseure bereiten sich indes auf den Ansturm vor. Für manche ist die unternehmerische Existenz an die Wiedereröffnung Anfang Mai gekoppelt – so auch bei Friseurmeisterin
Sandra Velez aus Langenfeld. Sie hatte sich kurz vor Corona selbständig gemacht und ihren Salon im März eröffnet, drei Wochen bevor sie schließen musste. „Weil ich die Dienstleistung nicht schon im Dezember erbracht hatte, habe ich auch keine Soforthilfe bekommen“, sagt sie. Ihre Familie helfe ihr zwar, doch das Geld, das sie eigentlich für andere Durststrecken beiseitegelegt hatte, ist nun fast aufgebraucht. Die Miete für ihren Salon und andere Kosten musste sie trotz fehlenden Umsatzes weiter begleichen. Velez wird am 5. Mai wieder öffnen und am ersten Tag gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin gleich 22 Kunden bedienen. Die 33-Jährige sieht sich gut vorbereitet, ärgert sich aber über unverschämt hohe Preise für Desinfektionsmittel und Atemmasken. Ihr Freund Daniel Ruiz-Osteros unterstützt sie beim Einkauf und sagt: „Ein Liter Desinfektionsmittel kostet 40 Euro, 50 Masken kosten 80 Euro. Das ist extrem.“Ob Sandra Velez deshalb so kurze Zeit, nachdem sie sich selbständig gemacht hat, die Preise erhöhen
„Die Preise zu erhöhen, ist eine Option. Die Vernunft sagt Ja, mein Herz sagt Nein“Sandra Velez Selbstständige Friseurmeisterin
wird? „Die Vernunft sagt Ja, das Herz sagt Nein. Ich muss es mir überlegen, aber es ist eine Option.“
Wie Sandra Velez bittet auch die Düsseldorfer Friseurmeisterin Monika Schmitter ihre Kunden, möglichst mit eigener Maske in den Salon zu kommen. Schmitter will ab 4. Mai sechs Tage pro Woche arbeiten, auf den in der Branche verbreiteten Ruhe-Montag will sie vorerst verzichten – auch, um der Termin-Nachfrage gerecht zu werden. „Frauen und Männer fragen gleichermaßen, Männer sind oft noch ungeduldiger“, sagt Schmitter, die davon ausgeht, mit den Auflagen 80 Prozent der normalen Arbeitsleistung erbringen zu können. Gleichzeitig rechnet sie damit, dass die Preise in der Branche um etwa fünf Prozent steigen könnten.