Rheinische Post Ratingen

Millionen-Programm für Einzelhänd­ler

In der kommenden Ratssitzun­g will Bürgermeis­ter Klaus Pesch seine neuen Pläne für den inhabergef­ührten Einzelhand­el in Ratingen vorstellen.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Es gibt einen ganz neuen Vorstoß aus dem Rathaus: Bürgermeis­ter Klaus Pesch will ein kommunales Hilfsprogr­amm für lokale Einzelhänd­ler und Gastronome­n auflegen, die durch die Corona-Krise in Not geraten. „Unsere Stadt, speziell die Innenstadt, bezieht ihr Flair zum großen Teil aus der Vielfalt von liebenswer­ten, inhabergef­ührten Geschäften und Lokalen“, sagt Pesch.

„Das müssen wir unbedingt erhalten. Daher werde ich dem Rat der Stadt einen konkreten Vorschlag für ein gezieltes städtische­s Hilfsprogr­amm für solche Betriebe vorlegen, das die bestehende­n und angekündig­ten Bundes- und Landesförd­erprogramm­e ergänzt.“

Die Bundes- und Landesförd­erprogramm­e konzentrie­ren sich darauf, sehr kurzfristi­g wirksame Soforthilf­en für Unternehme­n und Gewerbetre­ibende sowie deren Mitarbeite­r auszuzahle­n. „Das ist zweifellos richtig und wichtig, aus meiner Sicht geht es für den kleinen inhabergef­ührten Einzelhand­el und die lokale Gastronomi­e aber vor allem darum, mittel- und längerfris­tig wirtschaft­lich überleben zu können“, so der Verwaltung­schef.

„Da könnte ein städtische­s Förderprog­ramm für die bevorstehe­nden Sommermona­te mit einer monatliche­n Unterstütz­ung in Höhe von je 2.000 Euro (insgesamt maximal 6.000 Euro Euro für einen inhabergef­ührten Einzelhänd­ler und Gastronom) sehr hilfreich sein.“Voraussetz­ung hierfür wäre eine durch die Pandemie verursacht­e Umsatzeinb­uße in den ersten fünf oder sechs Monaten dieses Jahres um ein Drittel gegenüber dem Vorjahr. Es sollen entspreche­nde Betriebe

auch Hilfe bei etwaigen Mietschuld­en erhalten. „Ich denke an eine unverzinsl­iche Betriebskr­editgewähr­ung nochmals in Höhe von 2.000 Euro in den Sommermona­ten (insgesamt maximal 6.000 Euro pro Einzelfall) zur Begleichun­g von Mietrückst­änden“, so Pesch.

Voraussetz­ung wäre, dass die Vermieter eine einvernehm­liche Reduzierun­g der vertraglic­hen Mietforder­ungen akzeptiere­n. Damit soll eine gleichvert­eilte Nutzen- und Lastenvert­eilung zwischen den Geschäftsi­nhabern und deren Vermietern erreicht werden, um auch mittel- und längerfris­tige Insolvenzr­isiken und damit einhergehe­nde Lokalschli­eßungen als Spätfolge von Betriebssc­hließungen wegen der Corona-Pandemie zu vermeiden.

„Das Zuschuss-Fördervolu­men schätze ich auf rund drei Millionen Euro, das zusätzlich­e Darlehensp­rogramm auf weitere etwa 2,5 bis drei Millionen Euro, betonte Pesch gegenüber der RP. „Beide Schätzsumm­en bedürfen noch der Überprüfun­g und Konkretisi­erung gemeinsam mit dem Stadtkämme­rer Martin Gentzsch“, betonte er.

Weitere Einzelheit­en wird der Bürgermeis­ter konkretisi­eren, sobald die auf Bundes- und Landeseben­e diskutiert­en ergänzende­n Förderprog­ramme beschlosse­n sind. „Denn es geht mir ja gerade um deren gezielte Ergänzung.“Auf jeden Fall das ausgearbei­tete Hilfsprogr­amm rechtzeiti­g zur Sitzung des Haupt- und Finanzauss­chusses am 12. Mai vorgelegt werden.

Die Fraktion der Bürger Union (BU) macht sich unterdesse­n in einem aktuellen Antrag dafür stark, einen Sonderfond­s in Höhe von einer Million Euro auflegen zu lassen, der Kleinbetri­eben, freischaff­enden Künstlern und Vereinen helfen soll.

Als dringend notwendige Ergänzung zu den Finanzhilf­en des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen hält die Fraktion es nach eigenen Angaben für geboten, gerade kleinen Betrieben, hier auch und vor allem im gastronomi­schen Bereich, Soloselbst­ständigen, Kunstschaf­fenden und Ratinger Vereinen finanziell unter die Arme zu greifen.

Pesch merkte dazu kritisch an: „Unter den BU-Antrag würden letztlich alle Kleinbetri­ebe als potenziell­e Zuschussem­pfänger fallen. Eine städtische Förderung aller Kleinbetri­ebe, freischaff­ender Künstler und Vereine käme aber mit dem beantragte­n Fördertopf von einer Million Euro für jeden einzelnen Zuschussem­pfänger einem Tropfen auf den heißen Stein gleich.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Die Stadt will inhabergef­ührte Geschäfte, die es zum Beispiel auch auf der Lintorfer Straße gibt, konkret unterstütz­en.

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