Drei Flüchtlingsheime in Quarantäne
119 Bewohner von Landeseinrichtungen sind bereits an Covid-19 erkrankt.
DÜSSELDORF (hsr) Die Corona-Pandemie macht auch vor den Flüchtlingsunterkünften des Landes nicht Halt. Drei Einrichtungen stehen inzwischen unter Quarantäne, wie das NRW-Integrationsministerium auf Anfrage mitteilte. So wurden in einer Unterkunft in Bielefeld – einem ehemaligen Hotel – mehr als 300 Menschen isoliert. Fast 50 von ihnen sind mit dem Coronavirus infiziert. Neben Bielefeld stehen zwei weitere Einrichtungen in Euskirchen und Bonn unter Quarantäne. Insgesamt haben 119 Bewohner einen Covid-19-Befund. In den Landeseinrichtungen für Flüchtlinge leben derzeit rund 11.000 Menschen.
In einer Unterkunft in Neuss wurde den Bewohnern vorsorglich untersagt, das Gebäude gruppenweise zu verlassen. Mit einer Demonstration machte die Flüchtlingshilfe dort am Freitag auf die prekäre Situation der Menschen aufmerksam und forderte ihre Umverteilung auf andere Unterkünfte.
Nach Angeben des NRW-Integrationsministeriums werden die Unterbringungskapazitäten derzeit erhöht – auch, um etwa Flüchtlinge mit „besonderem Schutzbedarf“separat unterbringen zu können. Gemeint sind Menschen, deren Immunsysteme durch Vorerkrankungen geschwächt sind. Die Bewohner würden zudem in unterschiedlichen Sprachen über Corona informiert sowie auch mit Infografiken zu Themen wie „Richtig niesen und husten“und „Infektionen vorbeugen: Richtig Hände waschen“.
Zugangsbeschränkungen in den Kantinen und Markierungen sollen dafür sorgen, dass der Mindestabstand eingehalten wird.
Flüchtlingshelfer halten das jedoch für unhaltbar. „Die Situation ist unzumutbar geworden“, sagt Dorothee Frings. Ein Schutz vor dem Coronavirus sei in den Unterkünften schlicht nicht möglich. Die Juristin berät die Kölner Menschenrechtsorganisation „Agisra“, die sich mit einem offenen Brief an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) und Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) wandte. In dem Schreiben geht es insbesondere um eine Containerunterkunft in Köln-Bayenthal, in der fast 500 Menschen seit Monaten „in unerträglicher Enge und Nähe“lebten.