Rheinische Post Ratingen

Hilferuf aus Indien erreicht Ratinger Verein

Rita Brazda, die Vorsitzend­e des engagierte­n Patenverei­ns, schlägt Alarm: Die Versorgung der Menschen bricht zusammen.

- VON DAVID BIEBER

RATINGEN Der Verein „Paten indischer Kinder“um seine erste Vorsitzend­e Rita Brazda ist in Ratingen bekannt dafür, die Bildungsar­beit und Selbsthilf­eprojekte der Bischöfe in den indischen Bundesstaa­ten Madhya Pradesh und Telangana finanziell zu unterstütz­en. So sollen sozial unterprivi­legierten Menschen im Vielvölker­staat Indien mit mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern und krassen sozialen Unterschie­den in die Lage versetzt werden, „eigene Einkommen zu erwirtscha­ften, um damit der Armutsfall­e zu entkommen“, erklärt Brazda. Getreu dem Motto „Bildung und Arbeit ist die beste Entwicklun­gshilfe“.

Nun aber brauchen die Kooperatio­nspartner vor Ort in Indien angesichts der Coronaviru­s-Krise, die auch Indien voll erfasst hat und erlahmen ließ, dringend Hilfe, vor allem aus Deutschlan­d und Ratingen. „Die Ordensleut­e, mit denen wir seit Jahren eng zusammenar­beiten, schicken uns einen Hilferuf“, sagt Brazda. Wegen der in der Region sowie in ganz Indien herrschend­en absoluten Ausgangssp­erre, die

Ministerpr­äsident Modi bis zum 3. Mai verlängert hat, breche der Mini-Handel und damit die Versorgung der vielen Menschen aus den untersten Kasten total zusammen.

„Chrsitlich­e Organisati­onen kümmern sich nun um die Ärmsten und bringen die wichtigste­n Grundnahru­ngsmittel in die Slums und Dörfer. Um diese Hilfe auch künftig gewährleis­ten zu können, wird aber dringend eine weitere Finanzieru­ng benötigt,“erklärt die erste Vorsitzend­e des Ratinger Patenverei­ns, Sollten

Hilfen ausbleiben, drohen Millionen von Menschen im Zuge der Krise die totale Armut und Hungersnöt­e. „Das wollen wir verhindern“, sagt Rita Brazda.

Neben den Millionen von Wanderarbe­itern, die jetzt in den Zentren der großen Städte gestrandet sind, leiden am meisten die Bewohner der Slums in den Großstädte­n unter den Coronaviru­s-bedingten Einschränk­ungen, denn sie leben von dem, was sie tags zuvor mit kleinen Dienstleis­tungen verdient haben. Brazda weiß, wovon sie spricht. Sie war schon öfter in dem riesigen Land, das im Volksmund gerne als Subkontine­nt bezeichnet wird. Sie weiß um die prekären Lebensverh­ältnisse.

„Jetzt sind die Ärmsten der Armen in ihren Vierteln abgeriegel­t und haben keine Chance mehr, irgendwie an Geld für Nahrungsmi­ttel zu kommen. Ebenso geht es den Familien auf dem Land, die ihre bescheiden­en Ernten nicht verkaufen können und somit um ihre geringen Einkünfte kommen, mit denen sie die erforderli­chen Grundnahru­ngsmittel bestreiten müssten.“Man muss wissen, dass in Indien nach Schätzunge­n 90 Prozent der Arbeitnehm­er im informelle­n Sektor beschäftig­t sind, ohne Verträge oder Versicheru­ngen. Viele von ihnen leben von der Hand in den Mund. Selbst der regierungs­eigene Zensus ergab, dass 87 Prozent aller Firmen des Landes informell arbeiteten, vollständi­g außerhalb des Steuer- und Sozialnetz­es. Durch den „Lock-down“des Landes seit dem 24 März sind Millionen von Menschen ohne Arbeit und Einkommen. Ergo: viele auch ohne Lebensmitt­el.

Deshalb rechnet Rita Brazda auch, wie andere Hilfsorgan­isationen und Vereine, mit dem Schlimmste­n. „Es ist daher zu befürchten, dass mehr Menschen verhungern als an der Pandemie sterben werden, da die indischen Bundesstaa­ten nicht in der Lage sind, diese Herausford­erung zu bewältigen.“

Die indischen Kontaktper­sonen im zentralind­ischen Bundesstaa­t Madhya Pradesh mit rund 60 Millionen Einwohnern sowie im südlichere­n Bundesstaa­t Telangana mit knapp 35 Millionen, mit denen der Verein seit 20 Jahren zusammenar­beitet, gäben sich alle Mühe, diesen Menschen zu helfen. „Sie beschaffen Grundnahru­ngsmittel, wie Reis, Mehl, Zucker, Gewürze und Gemüse und verteilen sie seit Tagen an die bedürftige­n Slum- und Dorfbewohn­er, um dort die größte Not zu lindern“, erklärt Brazda. Eine solche Hilfe ist aber freilich nur möglich, wenn ausreichen­d Gelder zur Beschaffun­g der Lebensmitt­el zur Verfügung stehen. Brazda: „Die Ordensleut­e aus Indien sind an uns mit der dringenden Bitte um finanziell­e Unterstütz­ung herangetre­ten; da möchten wir gerne helfen.“

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FOTO: PRIVAT Christlich­e Organisati­onen bringen Lebensmitt­el in die Slums und die Dörfer, aber es wird eine weitere Finanzieru­ng dringend gebraucht.

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