So kreativ sammeln Vereine Geld
Ohne Wettkämpfe fallen in der Corona-Krise viele Einnahmen weg. Doch es gibt zahlreiche Spendenideen.
DÜSSELDORF Keine Wettkämpfe, kein Training, keine Sportkurse — keine Einnahmen. Für viele Sportvereine sind die Gebühren für ihre Angebote und die Ticket- und Imbiss-Einnahmen bei Sportevents die Haupteinnahme-Quelle. Die fällt in der Corona-Pandemie nun weg. Den Vereinen bleibt nur die Hoffnung, dass ihre Mitglieder nicht abspringen und ihre Sponsoren sie weiter unterstützen. Zwei derzeit ziemlich unsichere Größen. Da heißt es: kreativ werden. Unabhängig von der Soforthilfe der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen suchen zahlreiche Sportteams selbst neue Wege, um Geld zu generieren.
Vormachen es ihnen zum Beispiel Profi-Klubs im Fußball oder Eishockey, wie der VfL Bochum, KFC Uerdingen oder die Düsseldorfer EG. Sie setzen darauf, dass Fans aus Solidarität Tickets für Spiele kaufen, die gar nicht stattfinden, und Stadionwürstchen bestellen, die sie nie als echte Wurst auf den Teller bekommen. Aus der Idee ist für kleinere Vereine, die keinen eigenen Online-Shop haben, die Internetplattform Geisterspieltickets.de entstanden. Dort können sie ihre Angebote einstellen: von der Stadionwurst über einen Kasten Bier bis hin zu Legenden-Karten, Tickets, Trikots oder Schals. Das Angebot und die Preise legen die Vereine selbst fest. Die Sportfreunde Gerresheim bieten dort zum Beispiel eine Stadionwurst für zwei Euro an. Hunderte haben sich auf der Seite registriert und zusammen bis zum 27. April mehr als 8600 Würstchen, 12.000 Biere und 11.640 Eintrittskarten verkauft. Aufgesetzt hat das Portal der TC Freisenbruch aus Essen.
Ähnlich viel Aufmerksamkeit wie die Geistertickets hat Bochum-Profi Simon Zoller mit seiner Initiative „Spende deine Trikotnummer“in diesen Tagen bekommen. Damit sollen Amateur-Klubs, ihre Angestellten und Spieler unterstützt werden, die durch die Krise in Not geraten. Das System ist einfach: Man macht ein Foto von sich im Trikot und spendet die Trikotnummer in
Euro.
Neben diesen beiden großen Aktionen haben einige Vereine aber auch im Kleinen Ideen entwickelt. Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen etwa: Dort kann man sich schon mal ein Freigetränk für den nächsten Stadionbesuch ersammeln – mit Bierdeckeln. „Man bekommt die Bierdeckel auch tatsächlich ausgehändigt. Es gibt fünf Sammelmotive, den sechsten Bierdeckel bringt man dann irgendwann ins Stadion mit und erhält dafür ein Freigetränk“, sagte RWO-Vorstand Hajo
Sommers. Das Marketingteam von RWO hat zudem ein Erste-Hilfe-Paket „gegen Entzugserscheinungen“kreiert. Für 25 Euro bekommen Fans eine Dose im Gasometer-Design – einem Wahrzeichen der Stadt Oberhausen. In der finden sie einen Fan-Schal, zwei Postkarten vom Stadion Niederrhein, die auch noch nach dem Stadionrasen riechen, und einen RWO-Aufkleber.
Statt auf virtuelle Tickets setzt die Düsseldorfer EG auf Sammler-Tickets. Die bieten zwar auch keinen Zutritt zu einem Eishockey-Spiel, sollen aber ein besonderes Fan-Souvenir für die Unterstützer sein. In Anlehnung an die ausgefallenen Playoffs gibt es Tickets für imaginäre Playoff-Spiele. Besonders beliebt ist das Finalidaritätsticket, auf dem sich auch 700 Fans namentlich verewigen lassen konnten. Außerdem gibt es ein Solidaritätsticket, dass einen imaginären Platz auf der „Im Herzen Eins-Tribüne“, Reihe 19, Platz 35, garantiert - 1935 wurde die DEG gegründet.
Die Düsseldorfer Basketballer von der ART Giants versuchen ebenfalls ihre Halle noch mal virtuell voll zu bekommen. Sie verkaufen an ihre Fans Solidaritätstickets in drei Preisklassen (fünf, 15 und 25 Euro). Als besonderen Kaufanreiz verbinden die Giants mit den Tickets ein Gewinnspiel für Dauerkarten. Basketball-Bundesligist
Syntainics MBC setzt hingegen auf eine Crowdfunding-Aktion. Als Gegenleistung für
Spenden bietet der Verein Trikots oder auch ein Treffen mit den Profis.
Im Handball bauen die Profi-Teams nach dem Saisonabbruch zum Großteil auf eine andere Marketing-Strategie: Sie maoffensiv chen im Internet Werbung für ihre Sponsoren. Damit wollen sie den Unternehmen zum einen auf neuen Wegen Aufmerksamkeit verschaffen. Denn durch den Ausfall der Liga-Spiele bricht den Sponsoren auch ihre vereinbarte Werbefläche weg. Gleichzeitig wollen die Vereine den Unternehmen so Kunden verschaffen und ihnen damit helfen, in der Krise wirtschaftlich zu überleben. Eine Win-Win-Situation, da nur solvente Unternehmen auch künftig Geld für Sportsponsoring haben.
Und auch Einzelsportler kämpfen für ihre Vereine. Die Triathleten Laura Lindemann, Valentin Wernz, Justus Nieschlag, Jonas Schomburg, Anja Knapp und Christiane Reppe haben Spenden-Trainings organisiert. In den jeweils 30-minütigen Einheiten erradelten die Sportlerinnen 110 Kilometer. So kamen dank eines großzügigen Sponsor 11.400 Euro für die sechs Heimatvereine zusammen.