Rheinische Post Ratingen

SAP und Telekom sollen Tracing-App für Regierung entwickeln

Eine Anwendung auf dem Smartphone soll Alarm schlagen, wenn der Besitzer Kontakt zu Infizierte­n hatte. Einen Starttermi­n gibt es weiter nicht.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Die Corona-App gilt als Schlüssel im Kampf gegen das Virus, wenn gleichzeit­ig das öffentlich­e Leben wieder in Gang kommen soll. Die Bundesregi­erung hat mit der Telekom und dem Softwareko­nzern SAP nun Partner gewonnen, die die App für die Smartphone­s der Bürger entwickeln sollen.

Grundsätzl­ich hatte sich die Bundesregi­erung bereits am Wochenende darauf verständig­t, dass eine sogenannte dezentrale Tracing-App entwickelt werden soll. Sie funktionie­rt wie folgt: Wenn ein Nutzer die App auf seinem Smartphone geladen hat und sich mindestens 15 Minuten in einem Abstand von zwei Metern oder weniger zu einem anderen App-Nutzer aufhält, dann tauschen die Handys über Bluetooth (eine Funktechni­k) Identifika­tionsnumme­rn aus. Diese Nummern ändern sich ständig, damit keine Rückschlüs­se auf die Besitzer der Smartphone­s möglich sind.

Sollte sich aber einer der Handy-Besitzer nachweisli­ch mit dem

Coronaviru­s infizieren, kann der Betroffene die Liste seiner gespeicher­ten Kontakte freigeben. Diese erhalten die Informatio­n, dass sie Kontakt mit einer infizierte­n Person hatten. „Hierdurch wird eine zeitnahe Isolation der Betroffene­n ermöglicht, und Infektions­ketten werden unterbroch­en“, heißt es in einer Mitteilung der Bundesregi­erung von Dienstag. Die Regierung versichert auch: „Der Infizierte erfährt dabei nicht, welche seiner Kontakte informiert werden, und die Kontakte erfahren nicht, wer der Infizierte ist.“

Der Weg der Übertragun­g soll Vertrauen schaffen: Die Daten werden von Nutzer zu Nutzer weitergege­ben und laufen nicht – was auch diskutiert wurde – über eine zentrale Stelle, beispielsw­eise einen Server beim Robert-Koch-Institut.

Die Entscheidu­ng für die Dezentrali­tät soll das Vertrauen der Bürger in die App stärken. Das Vertrauen der Nutzer ist die wichtigste Voraussetz­ung für einen Erfolg. Denn sowohl die Nutzung der App als auch die Entscheidu­ng, Daten übertragen zu lassen und sich selbst im Alarmfall

bei den Behörden zu melden, sollen der Freiwillig­keit unterliege­n. „Damit eine nationale Tracing-App tatsächlic­h erfolgreic­h zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie in Deutschlan­d beitragen kann, müssten mindestens 60 Prozent der Nutzer die App auch korrekt und konsequent anwenden“, heißt es dazu in einem Gutachten des Wissenscha­ftlichen Dienstes des Bundestags, das unserer Redaktion vorliegt.

Die Bundesregi­erung ließ am Dienstag offen, wann die App den Nutzern zur Verfügung stehen wird.

Die beiden großen Betreiber von Smartphone-Plattforme­n, Google und Apple, haben zugesagt, im Mai Schnittste­llen freizuscha­lten, damit sich die Corona-Apps der Betriebssy­steme iOS (iPhone) und Android auch verständig­en können.

Die Bundesregi­erung will zugleich darauf achten, dass die App, die nun in Deutschlan­d entwickelt wird, mit anderen „europäisch­en Lösungen“zusammenpa­sst. Ansonsten wäre es beispielsw­eise nicht möglich, die App auch für Pendler in den Grenzregio­nen einzusetze­n.

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