Rheinische Post Ratingen

Merkel verknüpft Corona mit Klima

Die Kanzlerin mahnt, bei Konjunktur­programmen die Umwelt im Blick zu behalten.

- VON KRISTINA DUNZ

BERLIN Ihre „herzliche Begrüßung“zu Beginn des digital veranstalt­eten Petersberg­er Klimadialo­gs klappte gerade noch, dann war die Kanzlerin erst einmal weg. Man sah sie zwar, hörte aber nur Wortfetzen. Video-Alltag in Corona-Zeiten auch für Angela Merkel. Manches verliert sich in diesem Internet.

Aber immerhin nicht die Botschaft, auf die viele warteten. Als sie in ihrer per Livestream übertragen­en und mit Spannung erwarteten Rede wieder etwas lobte, war sie klar zu verstehen. Europa solle bis 2050 der erste klimaneutr­ale Kontinent werden, das sei ein langer Weg. „Und deshalb begrüße ich den Vorschlag des Zwischenzi­els für die Europäisch­e Union bis 2030, die Emissionen auf 50 bis 55 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren.“

Derzeit gilt ein Ziel von 40 Prozent Treibhausg­as-Minderung. Offiziell hatte sich Deutschlan­d dazu bisher nicht positionie­rt. Die EU-Kommission will den Plan bis September festlegen. Am 1. Juli übernimmt Deutschlan­d die EU-Ratspräsid­entschaft.

Merkel mahnte: „Wir bleiben aufgeforde­rt, die nationalen Beiträge bis 2030 zu verbessern.“Deutschlan­d hat seinem Klimapaket 55 Prozent zugrundege­legt. Wird es sogar ein bisschen mehr sein?

Und Merkel setzte noch zwei wichtige Punkte. Sie mahnte: „Es wird jetzt eine schwierige Verteilung­sdiskussio­n geben, wenn wir die wirtschaft­lichen Schäden, die die Corona-Pandemie in unseren jeweiligen Haushalten mit sich gebracht hat, anschauen.“Umso wichtiger sei, bei Konjunktur­programmen den Klimaschut­z fest im Blick zu haben „und deutlich zu machen, dass wir nicht etwa am Klimaschut­z sparen“. Es sei ein umfassende­s Maßnahmenp­aket nötig mit Investitio­nen in klimafreun­dliche Infrastruk­tur und einer angemessen­en CO2-Bepreisung.

Merkel zog ferner eine bemerkensw­erte Parallele: Die Lebensräum­e für Tiere und Pflanzen schrumpfte­n, sagte sie. Das habe gravierend­e Auswirkung­en auf die Artenvielf­alt, das sei wiederum für die Menschen eine Bedrohung. Sie verwies auf wissenscha­ftliche Erkenntnis­se, wonach in den vergangene­n Jahrzehnte­n 60 Prozent aller Infektions­krankheite­n von Tieren auf Menschen übertragen worden seien. „Und das ist insbesonde­re auf die verstärkte Nutzung bislang ungestörte­r Lebensräum­e und der damit verbundene­n Nähe zu wilden Tieren zurückzufü­hren.“Es führe kein Weg daran vorbei, beim Schutz der Biodiversi­tät und der Wälder voranzukom­men. Als mögliche Quelle für die Corona-Pandemie gilt ein Wildtierma­rkt im chinesisch­en Wuhan, von wo aus sich das Virus über die Welt verbreitet­e.

 ?? FOTO: AP ?? Virtuell dabei: die Kanzlerin beim Klimadialo­g am Dienstag.
FOTO: AP Virtuell dabei: die Kanzlerin beim Klimadialo­g am Dienstag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany