Merkel verknüpft Corona mit Klima
Die Kanzlerin mahnt, bei Konjunkturprogrammen die Umwelt im Blick zu behalten.
BERLIN Ihre „herzliche Begrüßung“zu Beginn des digital veranstalteten Petersberger Klimadialogs klappte gerade noch, dann war die Kanzlerin erst einmal weg. Man sah sie zwar, hörte aber nur Wortfetzen. Video-Alltag in Corona-Zeiten auch für Angela Merkel. Manches verliert sich in diesem Internet.
Aber immerhin nicht die Botschaft, auf die viele warteten. Als sie in ihrer per Livestream übertragenen und mit Spannung erwarteten Rede wieder etwas lobte, war sie klar zu verstehen. Europa solle bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden, das sei ein langer Weg. „Und deshalb begrüße ich den Vorschlag des Zwischenziels für die Europäische Union bis 2030, die Emissionen auf 50 bis 55 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren.“
Derzeit gilt ein Ziel von 40 Prozent Treibhausgas-Minderung. Offiziell hatte sich Deutschland dazu bisher nicht positioniert. Die EU-Kommission will den Plan bis September festlegen. Am 1. Juli übernimmt Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft.
Merkel mahnte: „Wir bleiben aufgefordert, die nationalen Beiträge bis 2030 zu verbessern.“Deutschland hat seinem Klimapaket 55 Prozent zugrundegelegt. Wird es sogar ein bisschen mehr sein?
Und Merkel setzte noch zwei wichtige Punkte. Sie mahnte: „Es wird jetzt eine schwierige Verteilungsdiskussion geben, wenn wir die wirtschaftlichen Schäden, die die Corona-Pandemie in unseren jeweiligen Haushalten mit sich gebracht hat, anschauen.“Umso wichtiger sei, bei Konjunkturprogrammen den Klimaschutz fest im Blick zu haben „und deutlich zu machen, dass wir nicht etwa am Klimaschutz sparen“. Es sei ein umfassendes Maßnahmenpaket nötig mit Investitionen in klimafreundliche Infrastruktur und einer angemessenen CO2-Bepreisung.
Merkel zog ferner eine bemerkenswerte Parallele: Die Lebensräume für Tiere und Pflanzen schrumpften, sagte sie. Das habe gravierende Auswirkungen auf die Artenvielfalt, das sei wiederum für die Menschen eine Bedrohung. Sie verwies auf wissenschaftliche Erkenntnisse, wonach in den vergangenen Jahrzehnten 60 Prozent aller Infektionskrankheiten von Tieren auf Menschen übertragen worden seien. „Und das ist insbesondere auf die verstärkte Nutzung bislang ungestörter Lebensräume und der damit verbundenen Nähe zu wilden Tieren zurückzuführen.“Es führe kein Weg daran vorbei, beim Schutz der Biodiversität und der Wälder voranzukommen. Als mögliche Quelle für die Corona-Pandemie gilt ein Wildtiermarkt im chinesischen Wuhan, von wo aus sich das Virus über die Welt verbreitete.