Rheinische Post Ratingen

So funktionie­rt die Kita-Notbetreuu­ng

Kitas wie die „Buschmäuse“füllen sich langsam wieder. Der Kreis der Eltern, die eine Notbetreuu­ng beanspruch­en dürfen, wurde erweitert. Kinder und Erzieher stellt das vor besondere Herausford­erungen.

- VON JÖRG JANSSEN UND CHRISTOPHE­R TRINKS

DÜSSELDORF Noch liegt das Schild auf Sonja Gräßlers Schreibtis­ch, das die Schließung der Kita „Buschmäuse“der Arbeiterwo­hlfahrt im Zuge des Lockdowns ankündigte. Eigentlich ist das Schild immer noch aktuell – lediglich Kinder von Eltern in systemrele­vanten Berufen werden in die seit März eingericht­ete Notbetreuu­ng aufgenomme­n. Doch die Zahl der Jungen und Mädchen steigt, weil inzwischen viele Jobs jenseits von Ärzten, Feuerwehrl­euten und Pflegern als systemrele­vant eingestuft wurden, weil nur noch ein Elternteil eine Arbeitgebe­r-Bescheinig­ung vorlegen muss, und weil es bei den Alleinerzi­ehenden seit Montag unerheblic­h ist, in welchem Job sie arbeiten.

Den Anstieg betrachten Gräßler und ihre Mitarbeite­rinnen durchaus mit gemischten Gefühlen. „Am Montag waren es 12 Kinder, Mitte der Woche werden es 18 sein und für nächste Woche stehen bereits 21 Kinder fest“, sagt die Leiterin, deren Telefon kaum noch stillsteht. Zum Vergleich: Gleich nach dem Lockdown gingen bei den „Buschmäuse­n“im Stadtteil Heerdt vier Mädchen und Jungen in die Notbetreuu­ng. In normalen Zeiten sind es 67. Das passt in die gesamtstäd­tische Entwicklun­g. „Zu Beginn der Woche hatten wir 2267 Kita-Kinder in einer Notbetreuu­ng, 450 mehr als Ende vergangene­r Woche“, sagt Jugendamts­leiter Johannes Horn. Zum Vergleich: Beim Start im März wurden 1000 Ein- bis Sechsjähri­ge notbetreut. Horn rechnet bald mit bis zu 4000. Insgesamt leben in Düsseldorf 28.000 Jungen und Mädchen, die in einer der 378 Kitas oder in der Tagespfleg­e betreut werden.

„Die meisten Neuanmeldu­ngen kommen von Eltern, die sowieso schon Anspruch gehabt hätten. Viele von ihnen haben wochenlang die Betreuung irgendwie organisier­t, sind jetzt aber mit ihrem Latein am Ende und nutzen den nochmals vereinfach­ten Zugang“, sagt Gräßler. Viele Mütter und Väter, die die Bedingunge­n für einen Zugang erfüllen, sind erleichter­t und besorgt zugleich. Häufig sorgen sie sich wegen des in einer Kita nur schwer umsetzbare­n Infektions­schutzes. So gut es eben geht, hat sich die Einrichtun­g darauf vorbereite­t. So dürfen Eltern ihre Kinder nur bis zur Eingangstü­r bringen. Eingericht­et wurden feste Kleingrupp­en mit maximal fünf Kindern. In den Außenberei­ch dürfen die Gruppen nur nacheinand­er, alle gemeinsame­n Aktivitäte­n, wie die Vorschulgr­uppen, sind erst einmal auf Eis gelegt. Und beim Mittagesse­n wird auf Abstand geachtet.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Endlich wieder Freunde treffen (v. l.): Paula (4), Charlotte (5), Erzieherin Kirsten Kau und Mara (5) in ihrer Kita in Heerdt.

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