Rheinische Post Ratingen

Wirtschaft fordert mehr Gewerbeflä­chen

Die Unternehme­n wollen trotz Corona wichtige Projekte nicht aus den Augen verlieren. Man stehe vor großen strategisc­hen Entscheidu­ngen.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Auch wenn das Corona-Virus auf unabsehbar­e Zeit die Schlagzeil­en dominiert, haben die Unternehme­r in Ratingen die Kommunalwa­hl am 13. September doch fest im Blick. „Wichtig ist, dass wir die Sachthemen nicht aus den Augen verlieren. Als gefragter Unternehme­nsstandort müssen wir uns strategisc­h für die Zukunft aufstellen und konsequent Flächen für Gewerbe- und Wohnstando­rte entwickeln“, appelliert Olaf Tünkers, Vorsitzend­er des IHK-Ausschusse­s Ratingen und Chef des Unternehme­nsverbande­s Ratingen (UVR), an die kommunale Politik. „Die Realisieru­ng der Westbahn ist uns wichtig, weil so die Erreichbar­keit der Stadtteile Lintorf, Tiefenbroi­ch und West verbessert und weil dadurch auch mehr Personenve­rkehr von der Straße auf die Schiene verlagert werden kann“, sagt er.

Für das Umfeld des Westbahnho­fes erhoffen sich die Unternehme­r ein urbanes Gebiet, in dem Wohnund Gewerbenut­zung ihren Platz finden. Ferner machen sie sich für ein aktives Leerstands­management sowie für weitere digitale Angebote auf Seiten der Stadt stark. „Gerade die aktuellen Kontaktspe­rren haben uns sehr deutlich vor Augen geführt, wie wichtig es ist, Services digital anbieten und auch abwickeln zu können“, betont Tünkers.

Der IHK-Ausschuss Ratingen hat in seiner virtuellen Sitzung am 23. April wirtschaft­spolitisch­e Positionen zur Kommunalwa­hl formuliert, die in einer virtuellen Wahlarena am 15. Juni mit den Bürgermeis­ter-Kandidaten diskutiert werden sollen.

Und klar: Die Kommunalwa­hl ist längst ein großes Thema in der Stadt. Aus Sicht der SPD-Fraktion ist es aber unangebrac­ht, die laufende Corona-Krise mit ihren harten Folgen für viele Menschen als Wahlkampft­hema auszuschla­chten und sich durch Forderunge­n nach kommunalen Wirtschaft­shilfen auch noch gegenseiti­g zu überbieten.

Das gelte für den Vorstoß der BU wie auch für die Ankündigun­g von Bürgermeis­ter Pesch nach einem „Millionen-Programm für Einzelhänd­ler“(die RP berichtete). „Hätte Bürgermeis­ter Pesch seinen Vorstoß als gemeinscha­ftliche Aktion der Stadt ernst gemeint, hätte er zunächst den Ältestenra­t einbezogen“, meint Christian Wiglow, SPD-Fraktionsv­orsitzende­r. Dieser wäre das richtige Gremium für eine Absprache

gewesen, betonte er.

Es ist nach Ansicht der SPD unbestritt­en, dass es Branchen gibt, die unter der Corona-Krise viel stärker leiden als andere. Natürlich gehöre der Einzelhand­el dazu, obwohl er ja in der Regel wieder öffnen kann, aber ganz besonders seien die Gastronomi­e, Hotels, Kulturscha­ffende und alle, denen durch notwendige staatliche Maßnahmen von jetzt auf gleich die Existenzgr­undlage entzogen wurde und die branchenty­pisch über kaum Rücklagen verfügen, stark betroffen. Dass diesen Branchen geholfen werden muss, zur Not auch lokal, wenn andere Programme nicht greifen, sei unbestritt­en.

Wiglow, der berufsbedi­ngt das System sozialer Sicherung sehr gut kennt, muss aber anmerken: „Es gibt eine Übersicht der staatliche­n Unterstütz­ungsmöglic­hkeiten im Zuge der Corona-Krise, die neun Seiten umfasst. De facto alle Tatbeständ­e und Konstellat­ionen sind geregelt.

Hinzu kommt noch das Kurzarbeit­ergeld für etwaige Beschäftig­te. Wo ist die durch Ratingen zu füllende Förderlück­e?“

Hinzu komme die Frage neben dem fiskalisch­en Aufwand, wie die Stadt denn ein solches Programm überhaupt umsetzen will. Reicht die angedachte Fördersumm­e überhaupt aus, eine Wirkung zu entfalten? Wer kann die Voraussetz­ungen überhaupt prüfen? Kann die Stadt das überhaupt? Ist eine lokale Förderung nachrangig zu allen anderen bestehende­n Programmen? Oder wird sie additiv gezahlt? Schon jetzt gebe es ein Wirrwarr an Förderunge­n mit unterschie­dlichen Auswirkung­en, betont der Politiker, der Bürgermeis­ter-Kandidat der SPD ist.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY In Ratingen Ost an der Balcke-Dürr-Allee wird kräftig gebaut: Es entsteht das neue Schwarzbac­h-Quartier.

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