„Die meisten Menschen haben Einsicht“
Maik Dubbert kontrolliert die Spielplätze, die derzeit wegen des Coronavirus nicht genutzt werden dürfen.
RATINGEN Als sich Maik Dubbert nähert, wissen die drei Jugendlichen am Bolzplatz vor der Eissporthalle, dass das Fußballspielen jetzt zu Ende ist. Dubbert erklärt eindringlich, dass alle Spiel-, Sport- und Bolzplätze in der Stadt grundsätzlich seit dem 18. März geschlossen sind. Dass die drei Jungen die Sperrung „übersehen“haben, liegt vielleicht auch an dem offensichtlich abgerissenen rot-weißen Absperrband, das auf dem Boden vor dem Bolzplatz nun liegend herumflattert.
Einer der Jungen entgegnet Dubbert: „Wir haben doch den Mindestabstand eingehalten, warum sollen wir also gehen?“Dubbert verweist auf das allgemeine Betretungsverbot. Er erklärt in einem ruhigen und sachlichen Ton. Deeskalation ist hier die Maxime. Die anderen beiden Jungen, wohl nicht älter als 16 Jahre, zeigen Einsicht und sagen: „Wir haben doch nichts zu tun in der Corona-Krise, wo sollen wir hin?“Dann verlassen aber alle drei gesenkten Hauptes die Anlage, ob sie später wiederkommen, weiß Dubbert natürlich nicht. „In der Regel halten sich insbesondere die jungen Menschen an das Betretungsverbot, haben Verständnis dafür.“
Der 27 Jahre alte Dubbert arbeitet für das Jugendamt – als Sozialpädagoge. Sein Einsatzort ist eigentlich der Lintorfer Jugendtreff „Manege“. „Aber seit dem 18. März habe ich die Aufgabe, da wo die Jugendzentren für die Öffentlichkeit geschlossen sind, Spielplätze und andere öffentliche Hotspots zu kontrollieren.“Allein von den Spiel- und Bolzplätzen gebe es stadtweit rund 130.
Zusammen mit etwa 20 Kollegen fährt Dubbert vor allem Spiel-, Bolzplätze, Schulhöfe, Skater-Anlagen, Parks und andere öffentliche Orte im Stadtgebiet ab und schaut, ob sich dort auch tatsächlich niemand aufhält, an- und versammelt. Sollte dem aber so sein, müsste der 27-Jährige die Gruppe sofort auflösen. Es gilt neben dem Versammlungsverbot auch die strikte Anordnung, dass Spielplätze und ähnliche öffentliche Orte gesperrt sind und daher nicht betreten werden dürfen. Provisorische Schilder von der Stadt weisen auf diese Einschränkung an jedem Spielplatz hin. „Wir sind sieben Tage die Woche unterwegs, immer in Zweier-Teams und in allen Stadtteilen “, so der Sozialpädagoge .
Sein Fazit nach fast sechs Wochen Patrouille-Schichtdienst: „Wir müssen immer wieder erklären und ermahnen, aber viele Menschen zeigen sich einsichtig und sind sogar erfreut, dass wir ihnen nochmals die Regelungen vergegenwärtigen. Das ist immerhin besser als 200 Euro Bußgeld
zu bezahlen.“Die werden fällig, wenn Dubbert und seine Kollegen auf uneinsichtige Bürger treffen und das städtische Ordnungsamt hinzuziehen müssen. „Ich musste bereits das Ordnungsamt zur Hilfe rufen“, sagt Maik Dubbert, der bei seinen Kontrollfahrten immer eine gelbe Warnweste mit dem Aufdruck „Stadt Ratingen“trägt. Als Legitimation sozusagen. Qua Amt ist Dubbert aber mit keinerlei Sanktionsmöglichkeiten ausgestattet. „Das ist auch nicht unser Ziel, wir wollen aufklären und nicht sanktionieren.“
Die „Spielplatz-Patrouille“, die oft unspektakulär verlaufe, macht aber auch deutlich, dass nicht nur junge Menschen das Betretungsverbot an Spielplätzen missachten. An der beliebten Skater-Anlage mit Spielplatz in Breitscheid ist es ein älteres Paar, das „die Abendsonne auf der Bank auf dem Spielplatz noch schnell genießen wollte“. Dubbert muss dem Paar die Regeln ins Gedächtnis rufen. Es ist einsichtig und verlässt den Spielplatz. „Oft gehen die Leute schon, wenn sie uns in unseren gelben Westen sehen“, berichtet Dubbert.
Der Sozialpädagoge vermisst in der Coronavirus-Zeit „seine Jugendlichen“aus der „Manege“. „Es ist momentan schwer, Kontakt zu ihnen zu halten.“Dubbert hofft, dass sie auch nach der Krise, wenn der Sozialpädagoge sich wieder seinem Kerngeschäft widmen kann, den Weg ins Jugendzentrum finden werden.