Rheinische Post Ratingen

Jägers 31 wechselhaf­te Fortuna-Jahre

Kurz vor dem 125-jährigen Klubjubilä­um blickt das Urgestein zurück – und voraus.

- VON BERND JOLITZ

In 125 Jahren Klubgeschi­chte ist Fortunas Angestellt­en-Apparat mächtig gewachsen. Doch kein anderer Mitarbeite­r ist so lange bei den Düsseldorf­ern in Lohn und Brot wie Paul Jäger: 31 Jahre. Somit hat das frühere Vorstandsm­itglied fast ein Viertel der Fortuna-Historie hautnah miterlebt. „Doch eigentlich geht das mit mir und Fortuna ja schon viel länger“, berichtet er schmunzeln­d. „Sie war immer mein großes Hobby, und es ist ein Glück, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte.“

Wobei die Berufe unterschie­dlich aussahen. Zunächst kamen viele Jahre als Geschäftsf­ührer, in denen er vor allem die finanziell­en Geschicke Fortunas steuerte, zum Beispiel die Lizenzieru­ng auf den Weg brachte. Dann die Zeit im Vorstand, kurz sogar als Interims-Vorsitzend­er, bevor der Aufsichtsr­at Robert Schäfer zum Chef bestellte. Und seit drei Jahren als Direktor CSR – was für den sperrigen Begriff Corporate Social Responsibi­lity steht und zu deutsch etwa unternehme­rische Sozialvera­ntwortung bedeutet.

„Wir kümmern uns vor allem um vier Bereiche“, erklärt Jäger. „Gesundheit und Ernährung, Integratio­n und Inklusion, Ökologie sowie Gesellscha­ft. Wichtig bei allen ist der lokale Charakter.“Fortunas Engagement für die Stadt und ihre Bürger also; ein Job, der Jäger auf den Leib geschneide­rt ist. So arbeiten er und seine kleine Crew viel mit der Bürgerstif­tung

zusammen, kümmern sich zum Beispiel um die Obdachlose­n, die die Corona-Krise besonders hart trifft.

„Ich bin da sehr stolz auf unsere Fortunen“, betont Jäger. „Wir hatten alle Freunde des Vereins zu Geld-und Sachspende­n aufgerufen. Tatsächlic­h kamen unglaublic­h viele Schlafsäck­e, Decken, Isomatten und vieles mehr zusammen, die wir dann zum ,Gute-Nacht-Bus’ gefahren haben. Zudem haben die Fortunen fast 6000 Euro gesammelt.“

Mit einer weiteren Aktion erweckte das CSR-Team sogar bundesweit Aufmerksam­keit. Nach Heimspiele­n lädt Fortuna Obdachlose ein, in der Arena die Reste des Büffets der VIP-Gäste aufzuessen. So muss nichts weggeworfe­n und viele Mägen können gefüllt werden.

All das ist für Paul Jäger Fortuna, weit mehr als das Geschehen auf dem Platz. Im Rückblick auf seine 31 Jahre mit dem Verein ist es aber natürlich dennoch der Sport, der ihm als erstes in den Sinn kommt. „Und dabei tatsächlic­h die tiefen Täler, die ich mit Fortuna durchschre­iten musste“, erinnert sich der 63-Jährige. „Das ständige Auf und Ab, das dafür gesorgt hat, dass ich in fünf verschiede­nen Ligen für Fortuna gearbeitet habe: Oberliga, Regionalli­ga, Dritte Liga, 2. Bundesliga und Bundesliga. Das muss man sich mal vorstellen: Da waren wir an Bundesliga­stadien gewöhnt und kickten zwei Jahre später in Teveren.“

Im Nachhinein kann Jäger dieses Rauf und Runter mit Humor nehmen. „Es hat dafür gesorgt, dass ich eine Aufzugphob­ie bekommen habe“, erzählt er, und dann wieder etwas ernster: „Oft hat mich die Sorge um Fortuna um die Nachtruhe gebracht.“So kurz vor dem 125. Vereinsgeb­urtstag am 5. Mai denkt er aber doch lieber an die schönen Zeiten. „Fortuna und der Fußball haben mir sehr viel gegeben. 42 Länder habe ich allein in Europa durch den Fußball kennengele­rnt.“Und es soll noch vieles dazukommen: „Ich gehe zwar vielleicht bald in Rente, aber deshalb muss ich ja nicht die Finger vom Fußball lassen.“So sei ein Spielerber­ater Paul Jäger nicht vollends ausgeschlo­ssen, verrät er. Man darf gespannt sein.

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FOTO: BIKER4KIDS Paul Jäger – immer noch ein Aushängesc­hild Fortunas.

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