NRW-Firmen testen Immunitäts-Pass
In Köln experimentiert ein Konsortium mit einer App, die genesenen Covid-19-Patienten zum Beispiel das Reisen erleichtern könnte.
DÜSSELDORF Das Bundeskabinett hat in der vergangenen Woche die gesetzliche Grundlage für einen Immunitätspass geschaffen. Genesene Covid-19-Patienten sollen ein entsprechendes Dokument erhalten, mit dem sie die überstandene Krankheit nachweisen können. Der Pass könnte seinem Inhaber dann Erleichterungen beim Reisen bringen oder den Zugang zu sensiblen Einrichtungen wie Kliniken oder Pflegeheimen ermöglichen.
In NRW arbeitet derzeit eine Gruppe rund um die Kölner Firma Ubirch an einer App, mit der Corona-Testergebnisse direkt aufs Smartphone gesendet werden. Neben dem Start-up sind unter anderem auch Lufthansa Industry Solutions, die Uniklinik Köln, das Gesundheitsamt sowie die Bundesdruckerei beteiligt. „Projektidee ist es, den Menschen einen zuverlässigen, digitalen Nachweis über einen Virentest oder Antikörpertest zu verschaffen, der letztlich als Nachweis dienen kann, dass man aktuell nicht ansteckend ist“, sagte UbirchChef Stephan Noller unserer Redaktion. Heute würden Corona-Meldungen vom Labor und der Arztpraxis noch per Fax an die Gesundheitsämter weitergeleitet. „Die werden dann abgetippt und im System erfasst. Das kostet wertvolle Zeit.“
Drei Wochen Zeit hatten die Projektbeteiligten für die Programmierung der Anwendung. Anfang dieser Woche startete der Testbetrieb an der
Uniklinik Köln: Die Proben werden von zwei Kölner Laboren ausgewertet. „In den kommenden zwei bis drei Wochen wollen wir mit einem groß angelegten Test beginnen“, sagte Noller. Die Zahl der Probanden sei technisch nicht limitiert. Wie der Test verläuft, hänge jetzt davon ab, wie viele Probanden freiwillig daran teilnehmen.
Das NRW-Gesundheitsministerium erklärte auf Anfrage, die Landesregierung sei über das Vorhaben informiert und beobachte die Entwicklung. Eine Förderung durch das Ministerium sei allerdings nicht geplant.
Noch konzentriert sich die App nur auf Viren-Tests. „Antikörpertests sind derzeit trotz 98 Prozent Trefferquote noch zu ungenau“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende des Universitätsklinikums Köln, Rainer Minz. „Wir wollten aber nicht die Hände in den Schoß legen, sondern verfahren da frei nach Bill Gates, der auch erst mal eine Impfstofffabrik hochzieht, ehe der Impfstoff entwickelt worden ist. Wenn der Antikörpertest zuverlässig da ist, haben wir unsere App bereits voll funktionsfähig am Markt.“Minz zufolge gebe es zudem Gespräche mit dem Entwicklerkonsortium für die Tracing-App, so dass man beide Anwendungen problemlos miteinander koppeln könne.
Bis es einen zuverlässigen AntiKörpertest gibt, dürfte jedoch noch Zeit verstreichen. Zudem ist umstritten, inwieweit die Tests nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung einen Schutz aufzeigen können. „Aktuell ist dringend davon abzuraten, bei einem positiven Antikörpernachweis von einer sicheren Immunität gegen das neue Coronavirus auszugehen“, sagte Jan Kramer, Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Vorstandsmitglied der Akkreditierten Labore in der Medizin. Auch Menschen, bei denen Antikörper nachgewiesen wurden, sollten weiterhin unbedingt die empfohlenen Hygiene- und Schutzmaßnahmen aufrechterhalten. Ein Problem der Tests sei zum Beispiel die sogenannte Kreuzreaktivität. Das bedeutet, dass Menschen, die schon einmal mit einem anderen saisonalen Coronavirus infiziert waren, ebenfalls ein positives Testergebnis haben können. Auch das Robert-Koch-Institut hält die Zeit für Immunitätspässe noch nicht für gekommen. „Da sind wir momentan noch nicht“, sagt RKIChef Lothar Wieler. Nordrhein-Westfalen