„Jedes Wochenende war ein Fest“
Zehn Handballer aus der Region stellen ihre Lieblingsbilder vor. Von Ratingen über Bad Herrenalb bis nach Australien.
Die Herausforderung im sozialen Netzwerk Facebook, dass Sportler alte Bilder von sich posten sollen, hilft in der Corona-Krise die Zeit zu versüßen. In unserem zweiten Teil der Serie dazu gibt es wie versprochen die Lieblingsbilder von zehn Weggefährten von mir mit kurzen Erklärungen, warum sie diese Fotos ausgesucht haben. Das sind ihre Beiträge und Erinnerungen. Es sind Zusendungen von Ratingen über Bad Herrenalb bis nach Australien dabei, in der Reihenfolge von links oben bis rechts unten.
Peter Zündorf: „Das war einer meiner ersten Treffer in der Ersten Mannschaft des TuS Lintorf in der Oberliga, der erste von dreien am 25. März 2002: Dreher gegen die Hand in die lange Ecke. Als Linksaußen neben Burkhard Räker bekommst du nicht so viele Möglichkeiten, mal aufs Tor zu werfen. Ich hatte davor aber auch bereits ein paar Möglichkeiten ausgelassen.“
Wer „Pitter“nicht kennt, hat in den vergangenen 30 Jahren nichts mit Handball in Ratingen am Hut gehabt. Der ehemalige Linksaußen ist immer noch steter Begleiter des TuS 08 Lintorf.
Mark Dreher: „Das war – glaube ich – der Aufstieg in die Verbandsliga mit dem Turnerbund 08. Diese Emotionen, die totale Freude – das war die Handballzeit für mich. Gar nicht so sehr, in welcher Liga man gespielt hat, aber dass man mit ganz vielen Kumpels zum Großteil seit der Jugend zusammengespielt hat. Jedes Wochenende war ein Fest.“
Mark hatte als Halblinker beim Turnerbund einen regelrechten Schleuderwurf – er hat eigentlich nie über den Block, sondern immer daran vorbei geworfen. Aber oft erfolgreich.
Benny Daser: „Mein Lieblingsbild ist das Mannschaftsfoto mit dem LTV Wuppertal aus – ich denke – 2001: Eine neue Stadt, die erste eigene Wohnung, eine tolle Mannschaft, spannende Erfahrungen in der 2. Liga – einfach eine schöne Zeit.“
Mit Benny habe ich in der Jugend beim ART Düsseldorf gespielt – ich habe selten jemanden gesehen, der sich im Eins-gegen-Eins so geschickt einhaken konnte, dass es eigentlich immer Siebenmeter gab. Heute ist er beim HC Düsseldorf, dem Kooperationspartner der SG Ratingen.
Karsten Zirkel: „Das Bild ist etwa von 1995 – Thomas Splittstößer war noch Trainer des Turnerbund. Das Foto ist vom Derby gegen Lintorf und zeigt die Härte des Sports – aber wir konnten trotzdem alle danach ein Bier trinken. Handballer, halt.“
Karsten war erst mein Jugendtrainer beim TV Tiefenbroich, später dann einer von zwei Rechtsaußen, mit denen ich lange beim Turnerbund gespielt habe. Ein Zocker.
René Osterwind: „Das Bild müsste von 2002 oder 2003 sein. Es war das erste große Bild in der Zeitung von mir, und mein Vater war damals so stolz, dass er sich von Pierre-Claude Hohn einen Abzug besorgt hat, um es bei sich im Restaurant aufzuhängen. Das Spiel war gegen den ungeschlagenen Tabellenführer, und wir haben mit Lintorf sensationell einen Punkt geholt. Ich glaube, Mülheim ist deshalb damals nicht aufgestiegen.“
Unter „Hansi“kennt man René in der Handballszene deutlich besser. Als Rechtshänder war er auf der eigentlich falschen Seite rechtsaußen vor allem beim TuS Lintorf sehr erfolgreich. Heute trainiert er die SG Ratingen II in der Verbandsliga.
Christian Zietz: „Das Foto ist nach dem letzten Spiel der Saison 2014/15 entstanden, wo wir mit der A-Jugend Düsseldorfer Kreismeister geworden sind. Den Jahrgang, den ich da trainiert habe, hatte ich schon in der F-Jugend, und heute sind davon immer noch neun Spieler beim TV und vier in anderen Vereinen – alle sind dem Handball treu geblieben.“
Mit Christian habe ich nie zusammengespielt, sondern mit seinem Bruder Martin. Da der TV Ratingen als Erzrivale des Turnerbund aber auf jeden Fall in diese Serie gehört, habe ich Christian angeschrieben. Mittlerweile trainiert er die dritte Mannschaft des TV (Bezirksliga).
Swen Kuhlen: „Das Bild ist – glaube ich – von 1994. Es war das Spiel mit dem TuS Lintorf gegen Wuppertal-Cronenberg.“
Swen hat unter anderem in Lintorf sowie beim TV Ratingen und dem Turnerbund gespielt und ist ein echtes Phänomen: Er ist rund 17 Jahre älter als ich, war aber immer fitter. Vermutlich auch heute noch, wo er mit 57 gerade mit dem ASV Süchteln aufgestiegen und Torschützenkönig in Krefeld-Grenzland geworden ist.
Hanno Waltermann: „Das war 2004 mit Sparta Münster gegen den TSV Hahlen. Das war eines der Tore, bei denen man selbst überrascht ist und sich fragt, wie man das eigentlich hinbekommen hat. Nach dem Spiel haben wir ihn schlicht ,100-Prozent-Wurf’ getauft. Am Ende der Saison sind wir in die Oberliga aufgestiegen. Das war eine sehr coole Saison mit vielen tollen Erinnerungen.“
Mit Hanno habe ich bei der SG Unterrath leider nur recht kurz zusammengespielt, weil er mit Frau und Tochter nach Australien ausgewandert ist. Dort hat er kurz vor Weihnachten wieder mit dem Handballspielen angefangen, sein Team ist Sydney Uni HC, das im vergangenen Jahr bei der Klub-WM gegen den THW Kiel gespielt hat. Die Chancen stehen derzeit nicht schlecht, dass es wieder zur australischen Meisterschaft reicht und damit zur Qualifikation für die Klub-WM.
Bastian Schlierkamp: „Das Bild ist erst vor ein paar Wochen gemacht worden, als ich als Trainer in der 4. Mannschaft ausgeholfen habe. Das ist die Mannschaft, die wir vor zehn Jahren gegründet haben in der untersten Liga unter dem Namen Interaktiv/Hösel mit Kumpels von mir. Da gehe ich immer gerne zurück und mache was mit denen auf und neben der Platte.
Mit Basti habe ich nie zusammengspielt, sondern mit seinem Bruder Flo. Dennoch sind wir Weggefährten: Aus der Bezirksliga-Lizenz der Turnerbund-Reserve entstand 2011 die SG Ratingen, deren Geschäftsführer Basti heute ist.
Matthias Wedner: „Die Zeit beim Turnerbund war für mich die prägendste: Sechs Jahre bei einem Verein sind für mich schon eine Aussage. Der Zusammenhalt des Teams um Kalle Töpfer war etwas Besonderes in doch 20 Jahren Herren-Handball, was mich auch persönlich geprägt hat. Hier ging es nicht ums Geld, nur um Handball. Wir waren schon eine Handballfamilie, nicht nur auf dem Feld, auch mit den Spielern und der Stadt.“
Matthes und ich waren beim ART, Turnerbund und kurz bei der HSG Ratingen/Lintorf – er war für einen Rechtsaußen ein sehr körperbetonter Spieler. Ich hätte es so lange mit ihm ausgehalten wie niemand sonst im Handball, hat er geschrieben. Von mir aus hätte es auch noch länger sein dürfen. Inzwischen ist er in Bad Herrenalb Gastronom, Kurhaus-Inhaber und Agentur-Chef.