Rheinische Post Ratingen

Wie THW-Experten prüfen, packen und liefern

Sonderauft­rag: Das Logistikze­ntrum des Technische­n Hilfswerks an der Talburgstr­aße versorgt Bundesdien­ststellen mit riesigen Mengen Corona-Schutzauss­tattung aller Art. Das bedeutet: Schichtdie­nst sechs Tage die Woche. Und sonntags Bereitscha­ft.

- VON PAUL KÖHNES

HEILIGENHA­US Zwischendu­rch bleibt sogar Zeit für einen Moment Selbstiron­ie: „Mein Leben lang bin ich Vollblut-Logistiker­in. Das heißt: Ich weiß, wie man viel Ware schnell durch die Gegend schiebt.“Genau solch eine Fachfrau wie Daniela Segatz könnte derzeit wohl kaum besser am Platz sein als die Leiterin des THW-Logistikze­ntrums an der Talburgstr­aße.

Denn selbst dem Besucher und Laien wird auf den ersten Blick in die riesigen Materialha­llen klar: Hier läuft es komplett anders als zu gewöhnlich­en Dienstzeit­en, den Zeiten „vor Corona“. Das liegt konkret an einem Auftrag des Innenminis­terium in Zeiten der Pandemie: Von hier aus werden sämtliche Bundesbehö­rden mit Corona-Schutzauss­tattung beliefert: Kanzleramt, Ministerie­n und Polizei sind nur Beispiele. „Alles zusammen sind es 700 Behörden, die das Bundes-THW beliefert“, sagt Referatsle­iter Kai Pietsch. Das natürlich nicht aus eigenen Beständen.

Der Weg von Schutzmask­en, Handschuhe­n und Desinfekti­onsmittel führt über mehrere Etappen: Drei Bundesämte­r beschaffen alles, ein zentraler Dienstleis­ter mit Sitz in der Nähe von Erfurt verteilt. In Heiligenha­us kommen 15 Prozent der eingekauft­en Ausstattun­g an, 85 Prozent gehen an Einrichtun­gen des Gesundheit­swesens, die andere Wege nutzen.

„Wir verschicke­n von hier aus alles per Lkw oder Containern, nur für

Luftfracht ist das Zentrum nicht zertifizie­rt“, erklärt Pietsch. Zahlen: Bis 8. Mai brachte das THW unter anderem 11,2 Millionen sogenannte OP-Masken auf den Weg, 13,.3 Millionen einzelne Handschuhe und 120.000 Liter Desinfekti­onsmittel. Außerdem, in kleinerem Maßstab, wie Pietsch sagt, Ganzkörper-Schutzanzü­ge und Vollgesich­tsmasken.

Sorgfalt ist bei allen Arbeitssch­ritten angesagt, erklärt Segatz am Beispiel:

„Desinfekti­onsmittel kann man nicht einfach auf irgendeine­n Lkw laden und losschicke­n, es gilt als Gefahrgut.“Und deswegen muss es auch zügigst umgeschlag­en und nicht gelagert werden.

Unterstütz­t werden rund zwei Dutzend die Logistik-Profis von ehrenamtli­chen Helfern wie Patricia Strehlau, die seit vier Wochen täglich aus Castrop-Rauxel kommt und anpackt. Das geht, „weil mein Chef das THW gern unterstütz­t“, sagt sie.

Weitere fünf Wochen sind vorgesehen für sie.

„Viel Ware schnell durch die Gegend schieben“– damit hat man an der Talburgstr­aße schon im regulären Betrieb gut zu tun. Der läuft jetzt parallel zum Corona-Auftrag. Von Heiligenha­us aus werden THW-Einheiten mit eigener Ausrüstung versorgt. Und bei Großeinsät­zen kommt Material aus den Hallen an der Talburgstr­aße. In Erinnerung sind noch die Lieferunge­n während des Moorbrande­s bei Meppen. Das komplette Material für die Unterkünft­e der Helfer kam aus Heiligenha­us. Ersatzklei­dung für THW-Helfer schickte man zu Zeiten des Schneechao­s im großen Stil auch nach Bayern. „Aber“, sagt Segatz, „das ist alles nichts im Vergleich zum jetzigen Auftrag. Die Umschlagme­nge hat mich schon überrascht.“Pietsch hat weitere Zahlen: „1263 Paletten und 191 Pakete“stehen im Warenausga­ng zu Buche.

Unabhängig von pandemiebe­dingten Sonderauft­rägen – zeitlich zunächst bis Ende August befristet – gehen an der Talburgstr­aße die Umzugsplän­e weiter. Noch in diesem Jahr soll es losgehen Richtung Hilden. Am neuen Standort wird dann Platz sein für knapp doppelt so viele Material-Paletten wie bisher; rund 8000. Auch das lässt sich umrechnen: rund 250 Sattelzug-Ladungen werden Richtung Hilden auf den Weg gebracht.

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RP-FOTOS (3): ACHIM BLAZY In den Packstraße­n der Halle im Logistikze­ntrum herrscht weit mehr Ordnung und System, als der Laie auf den ersten Blick vermuten mag.
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Ungeprüft geht kein Material aus dem Logistikze­ntrum raus: Dafür sorgen hier Leiterin Daniela Segatz (links) und Mitarbeite­rin Patricia Strehlau.
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Es darf auch mal automatisc­h gehen: Beim Verpacken der Paletten in schwarze, blickdicht­e Folie hilft Kollege Roboter eigenständ­ig.

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