Setzt auf die Liebe!
Langsam gehen die beiden über die Rheinuferpromenade. Zuerst sehe ich sie nur von Weitem. Die junge Frau hat ein schönes Sommerkleid an und trägt einen Blumenstrauß mit weißen Rosen. Der junge Mann neben ihr in Hemd und Sakko hält einen roten Herzluftballon in der Hand. Ich schaue ihnen zu und da dämmert es mir: Die zwei haben geheiratet. Ganz allein laufen sie über den großen Platz. Ich ahne, dass sie gerade vom Standesamt kommen. Und ich bekomme Mitleid. Die Armen! So ganz ohne Hochzeitsgesellschaft, so ganz ohne eine große Feier, so ganz ohne Umarmungen von Freunden, ohne die Oma, die sich freut, das noch mitzuerleben. Wie traurig!
Und ich denke an die vielen Paare, die in diesen Wochen ihre Hochzeiten absagen müssen, die große Feier und auch die Trauung
in der Kirche. Und während ich das Paar so mitleidig anschaue und dabei selbst immer betrübter werde, kommen die beiden näher. Sie laufen nicht zu nah, aber so nah an mir vorbei, dass ich in ihre Gesichter sehen kann. Wie sie strahlen! Ich sehe ein glückliches Paar. Immer wieder schauen die beiden sich an. Sie lachen und reden miteinander. Beschwingt schlendern sie an mir vorbei.
Gott sei Dank, denke ich erleichtert. Ich danke Gott für die Liebe der beiden. Und ganz besonders danke ich Gott, dass ich diesen Moment erleben durfte. Denn diese Begegnung hat mich wieder etwas gelehrt: Wie viel Schönheit und Liebe auch in dieser so verrückten Welt und herausfordernden Zeit ist. Und wie wahr doch das Wort aus der Bibel ist, das so viele Paare sich als Trauspruch aussuchen: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch die Liebe ist die größte unter ihnen.“(1. Korinther 13,13) Und das soll in diesen Tagen nicht nur den Paaren zugesprochen werden, sondern uns allen: Wenn die Hoffnung brüchig wird und der Glaube eine harte Zeit hat, dann setzt auf die Liebe! Sie ist die größte unter ihnen. Gott sei Dank.