Rheinische Post Ratingen

Der Backofen steht unter freiem Himmel

Dienstags, donnerstag­s und samstags kommt Detlef Blum aus Goch zum Wochenmark­t und baut seinen Stand auf.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Damals, in den Steinzeite­n, da gab es Weiß-, Grau- oder Schwarzbro­t. Es gibt Brote, die relativ simple Namen führen, selbsterkl­ärende sogar. Solche zum Beispiel verkauft Detlef Blum auf dem Ratinger Wochenmark­t. Und das seit 16 Jahren, derzeit gegenüber vom Reisebüro Tonnaer.

Wegen Bauarbeite­n und Viruszeite­n schwappt der Markt über die früheren Ufer, wird aber unerschütt­erlich dreimal pro Woche geöffnet. So kommt auch Blum dienstags, donnerstag­s und samstags aus Goch 54 Kilometer lang angetucker­t, baut derzeit einen leicht verkürzten Stand von zehn Metern auf. Und er errichtet auch noch einen Backofen im Hintergrun­d.

Der ist aus Metall, 800 Kilogramm schwer, seit einiger Zeit nicht mehr mit Steinen verkleidet und läuft auch schon seit langem nicht mehr mit Holz, sondern bezieht seine Hitze aus der „Gaspulle“, wie Blum sagt. So wird für die von vielen heiß geliebten Milchhörnc­hen auch kein Feinstaub-Partikelch­en mehr in die frische Ratinger Luft entlassen, sondern nur noch Wohlbefind­en.

Blum war früher Bäcker in einer veritablen Bäckerei, bevor er zum fahrenden Volk der Marktleute übersiedel­te und den Umsatz des Standes – es ist einer von 36 Ständen der Firma Berns – zu einem beachtlich­en Umsatz-Hoch brachte.

Nun ist der Ofen hinter dem Backwarens­tand keinesfall­s eine romantisch­e Dekoration, sondern Markttag

für Markttag im Einsatz. Sonst wäre die Schleppere­i schon ein bisschen aufwendig.

Aber nicht alles Gebackene, was über die Theke geht, wird auch an Ort und Stelle gebacken. Sonst müsste der Markt länger geöffnet haben und müsste allein fürs Vorbereite­n und Backen eine eigene Kraft bereit stehen.

Die süßen Sachen – mancherlei Kuchen, gern mit Mohn, Apfel und derzeit auch Rhabarber, und süße Mürbchen sind mittags meist ausverkauf­t. Doch „der klassische Ratinger“hat außer den Leckerchen vornehmlic­h Mischbrote im Visier: Roggen-Weizen, auch mal mit Körnern drauf und drin, mit Saaten und knuspriger Kruste und dem Verspreche­n,

dass es der allgemeine­n Fitness zuträglich ist.

Und noch etwas Lustiges hat Blum festgestel­lt: Brote und Kleingebäc­k müssen stets an derselben Stelle ausgestell­t werden – sonst meint der zielstrebi­ge Kunde, die Ware sei ausverkauf­t. Manche Brotfreund­e bestellen auch Roggenstan­gen mit extra vielen Walnüssen oder auch Oliven. Auch das ist möglich.

Und welches Brot isst Detlef Blum selber am liebsten: „Was Kräftiges mit 80 Prozent Roggen.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Man kennt ihn auf dem Wochenmark­t: Bäcker Detlef Blum holt hier die beliebten Rosenbrötc­hen aus dem Ofen. Er mag am liebsten „was Kräftiges mit 80 Prozent Roggen“.

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