Borussia muss Ex-Vorbild wehtun
Manager Max Eberl orientierte sich früher am nächsten Gegner Werder Bremen
MÖNCHENGLADBACH Als Max Eberl im Oktober 2008 Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach wurde, da entwarf er einen Plan, um die schwankende Borussia aufzupäppeln. Konstanz sollte einkehren am linken Niederhein und es sollte einen klaren fußballerischen Leitfaden geben. Dass dies, nebst seriösem Wirtschaften, ein Erfolgsweg sein kann, hatte Eberl bei einem Klub beobachtet, den er damals als Vorbild definierte: Werder Bremen. Vier Titel holte Werder in den ersten zehn Jahren des 21. Jahrhunderts, spielte fast ständig in Europa und hatte große personelle Konstanz.
Eberl hat seine Vorstellungen umgesetzt. Inzwischen haben sich die Umstände in Gladbach und in Bremen gar ins Gegenteil verkehrt: Borussia ist der Klub, der mit Konstanz und Weitsicht agiert und wohl zum sechsten Mal seit 2012 in den Europapokal einzuziehen wird. Bremen ist indes Vorletzter und hat drei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Werder schaut nun bewundernd nach Gladbach, hätte gern die Infrastruktur der Borussen und wäre lieber dort, wo die Gladbacher jetzt sind: an der Schwelle zur Champions League. Bremen spielte da zuletzt vor zehn Jahren.
2015 machten die Gladbacher mit einem 2:0 bei Werder die bisher einzige direkte Qualifikation für die Königsklasse klar. Am Dienstag geht es im Spiel bei Werder darum, den Anschluss nicht zu verlieren. Denn beim 1:3 gegen Bayer Leverkusen wurde die Chance verpasst, sich im Rennen um die mindestens 30 Millionen Euro, die die Teilnahme an Europas höchster Spielklasse bringen würde, vielleicht entscheidend von Bayer abzusetzen. Stattdessen sind die Borussen zum ersten Mal seit dem sechsten Spieltag aus den Champions-League-Rängen herausgerutscht und nur noch Fünfter. Leipzig und Bayer, die beide zwei Punkte mehr und eine bessere Torbilanz haben, spielen daheim, Borussia auswärts.
Dass das derzeit kein Nachteil sein muss, zeigt die Statistik der ersten beiden Geisterspieltage nach dem Restart: Es gab in 18 Erstligaspielen nur drei Heimsiege, zehnmal gewann das Auswärtsteam. „Zu Hause hat man mit den Fans im Rücken grundsätzlich einen Vorteil. Das fehlt im Moment. Fakt ist aber auch, dass alle Mannschaften gerne vor Zuschauern spielen, auch wenn die Fans gegen einen sind. Am Ende geht es darum zu versuchen, erfolgreich zu sein“, sagte Rose. Sein Prinzip, Spiele gewinnen zu wollen, gilt unabhängig von der Geographie.
Rose verwies zwar darauf, dass sein Team gegen Bayer vieles richtig gemacht habe trotz des 1:3. Doch er weiß auch, dass die Niederlage die schmerzliche Konsequenz hat, dass die Borussen nun nicht mehr allein aus eigener Kraft die Champions League erreichen können. Roses Team darf sich keine Blöße geben beim Abstiegskandidaten Werder. Der will den Schwung des Freiburg-Sieges (1:0) in positive Energie für das Heimspiel verwandeln. Jahrelang war Borussia ein gern gesehener Gast an der Weser, 28 Jahre war sie dort zwischenzeitlich sieglos. Doch die Zeiten haben sich geändert. Gladbach ist klarer Favorit. Und muss dieser Rolle auch gerecht werden für den Traum von der Königsklasse. Dem früheren Vorbild würde das sehr weh tun.