Rheinische Post Ratingen

Wirtschaft­srat: Bahn-Chef „zynisch und arrogant“

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BERLIN (kd) Der CDU-Wirtschaft­srat hat vor dem Hintergrun­d der geplanten Milliarden-Staatshilf­en für die Deutsche Bahn in ungewöhnli­ch scharfer Form deren Vorstandsc­hef Richard Lutz für Äußerungen über Konkurrenz-Unternehme­n kritisiert. Wenn der Branchenpr­imus Bahn den exklusiven Schutz des Steuerzahl­ers genieße, sei das ein wettbewerb­sverzerren­den Akt, sagte Verbandsge­neralsekre­tär Wolfgang Steiger unserer Redaktion. Aber: „Wenn die Führungsri­ege des Staatsunte­rnehmens das mit der Bemerkung quittiert, es stünde auch den Wettbewerb­ern frei, sich mit deren Eigentümer­n über Hilfen zu verständig­en, ist dies an Zynismus und Arroganz kaum zu überbieten.“Lutz hatte am Dienstag auf die Frage, ob die privaten Wettbewerb­er die gleichen Konditione­n wie die Bahn mit ihrer Staatshilf­e bekämen, gesagt: „Ich habe nichts dagegen, wenn unsere Wettbewerb­er mit ihrem Eigentümer

über Eigenkapit­alerhöhung oder höhere Verschuldu­ng reden.“

Steiger beklagte: „Die Bahnspitze zeigt eine selbstgefä­llige Haltung gegenüber ihren Mitbewerbe­rn, wenn sie diese in der Krise an deren Gesellscha­fter verweist. Das ist eine Verhöhnung aus der Warte scheinbare­r Unangreifb­arkeit.“Die Politik habe der Schiene bei der Umsetzung der Klimaschut­zziele eine besondere Rolle zugeteilt. Dafür brauche der Bahnsektor alle Markteilne­hmer. Es sei gelungen, im Güterverke­hr und im regionalen Schienenpe­rsonenverk­ehr wettbewerb­liche Strukturen zu etablieren und damit die Qualität der Angebote zu verbessern. Diese für das Gesamtsyst­em Schiene gute Entwicklun­g sei nun bedroht. Die Milliarden­hilfen für die Bahn in der Corona-Krise stoßen auch beim Bundesrech­nungshof auf Bedenken. Unternehme­rische Fehlentwic­klungen dürften nicht fortgesetz­t werden.

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