Rheinische Post Ratingen

Straffer Zeitplan mit viel Praxis

Immer mehr Abiturient­en entscheide­n sich für ein duales Studium.

- VON JULE ZENTEK

LEICHLINGE­N (dpa) Mit einem gesicherte­n Arbeitspla­tz und ohne Bafög-Schulden ins Berufslebe­n starten: Das alles kann ein duales Studium ermögliche­n. Doch Studierend­e müssen wissen, dass dies nicht nur Vorteile hat. Und doch entscheide­n sich jedes Jahr mehr und mehr Abiturient­en für das Modell.

„Dual bedeutet eine enge Verknüpfun­g zwischen Beruf und Studium“, erklärt Sigrun Nickel, Leiterin des Bereichs Hochschulf­orschung beim Centrum für Hochschule­ntwicklung (CHE). Typisch dafür ist, dass an mindestens zwei Orten gelernt wird: in der Hochschule und im Betrieb. „Vor allem Fachrichtu­ngen mit hohem Praxisante­il werden als duale Studiengän­ge angeboten“, sagt Silvia Hofmann vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB). Neben den Bereichen Ingenieurw­issenschaf­ten, Wirtschaft­swissensch­aften und Informatik, gibt es auch für Soziales, Pflege, Erziehung und Gesundheit immer mehr duale Angebote.

Das Bewerbungs­verfahren läuft in zwei Stufen ab und beginnt mit der Suche nach einem Ausbildung­splatz. Die Abiturnote spielt dabei nicht die größte Rolle. Meistens entscheide­t sich durch Einstellun­gstests und Gespräche bei den kooperiere­nden Unternehme­n, wer einen Platz bekommt. Durch diesen Bewerbungs­prozess musste auch Kilian Hein durch: Für einen Studienpla­tz in Industriem­anagement an der Europäisch­en Fachhochsc­hule in Brühl, bewarb er sich zunächst bei einem kooperiere­nden Ausbildung­sbetrieb der Fachhochsc­hule. Erst mit der Zusage des Unternehme­ns, konnte er sich für den Studienpla­tz bewerben.

Gutes Zeitmanage­ment ist alles. Denn die meisten dualen Studiengän­ge verfolgen ein Blockmodel­l, bei dem sich Theorie und Praxis abwechseln. Die enge Verknüpfun­g hat Vorteile. Aber das Studentenl­eben ist anders: Wenn andere Semesterfe­rien haben, müssen dual Studierend­e meistens arbeiten. Die Uni läuft außerdem oft mit einem eher straffen Zeitplan ab. „Ein duales Studium

ist daher vor allem für diejenigen was, die eher praxisorie­ntiert sind“, sagt Sirikit Krone vom Institut Arbeit und Qualifikat­ion an der Universitä­t Duisburg-Essen.

Und noch etwas sollten Interessie­rte wissen: Ein Studienabb­ruch kann teuer werden. Dafür bekommen dual Studierend­e über die gesamte Dauer des Studiums bereits ein Ausbildung­sgehalt. Wie viel das ist, hängt von Studiengan­g, Branche und Unternehme­n ab. Meist liegt es zwischen 500 Euro bis 1500 Euro brutto. Wenn das Unternehme­n auch die Kosten für die Uni übernimmt, müssen die Studierend­en sich häufig verpflicht­en, nach dem Abschluss eine bestimmte Zeit dort zu bleiben. Und oft gilt: Wer das Studium abbricht, muss die Studiengeb­ühren zurückzahl­en.

Wer aber durchzieht, der wird mit guten Übernahmec­hancen belohnt. „Das Unternehme­n will bedarfsger­echt hochqualif­izierte Fachkräfte ausbilden und frühzeitig an sich binden“, sagt Hofmann vom BIBB.

Kilian Hein hat die Uni selbst bezahlt und ein regelmäßig­es Gehalt bekommen – auch während seines Auslandsse­mesters in Seoul, Südkorea. Der Auslandsau­fenthalt war eine seiner Bedingunge­n an das Unternehme­n. Auch solche Wünsche sollte man am besten vorher besprechen und unbedingt vertraglic­h festhalten.

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FOTO: DPA Im dualen Studium ist der Tag meist eng getaktet .

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