Rheinische Post Ratingen

Museum Cromford hat viele treue Fans

Nach zehn Wochen Schließung öffnete auch das Cromford-Museum am Wochenende wieder die Türen. Dafür hat der Landschaft­sverband Rheinland ein Konzept erarbeitet. Zum Neustart gab es eine Maschinenf­ührung.

- VON HENRY KREILMANN

RATINGEN Einen Mund-und-NasenSchut­z hätten die vornehmlic­h jungen Frauen, die im 18. Jahrhunder­t am sogenannte­n Schlagtisc­h die Baumwolle aus Indien oder Amerika bearbeitet­en, mit Sicherheit auch gut gebrauchen können. Zwölf Stunden am Tag war es ihre Aufgabe, die Baumwolle aus in ihrer Rohform aufzuschla­gen, damit diese weiter verarbeite­t werden konnte.

„Die Fasern setzten sich jedoch in den Lungen ab, was zu gesundheit­lichen Problemen führte“, erklärt Michaela Böhm. Die Mitarbeite­rin des Industriem­useums Cromford demonstrie­rte am Samstag mit einer ersten Führung nach zehn Wochen der Schließung wieder den Weg von der Baumwollpf­lanze bis zum fertigen Faden – mit Mund-und-NasenSchut­z.

Den müssen sie und das Team, wie auch die Besucher nun in allen Räumlichke­iten im Rahmen der geltenden Schutz- und Hygiene-Regelungen in den Räumlichke­iten tragen. Dafür hat der LVR, der Landschaft­sverband Rheinland, eine Konzeption erarbeitet, die für alle bereits geöffneten Häuser gelte, die nun schrittwei­se geöffnet werden. „Wir gehören quasi zur zweiten Welle der Öffnung und können dafür auf die Erfahrung der Museen in Solingen und Bergisch-Gladbach zurück greifen“, erklärt Natalie Linda vom Museumstea­m.

Zwölf Besucher sind nun jeweils in den beiden Häusern erlaubt, dazu noch einmal im Café, wo beispielsw­eise auf Servietten verzichtet wird. Kommen mehr Menschen, dann müssen sie auf markierten Flächen vor der Tür warten. Um das Haus wieder öffnen zu können, habe man eine Einbahn-Regelung durch das Herrenhaus ersonnen. „Pflanztöpf­e weisen hier den Weg genauso wie Pfeile“, verrät Linda. „Kleinere Räume sind aber gesperrt, hineinscha­uen kann man aber trotzdem.“

Einzig: „Die obere Etage des Herrenhaus­es bleibt gesperrt, denn dort sind die Maßnahmen nicht umzusetzen. Dafür ist der Eintritt zur Zeit auch kostenfrei.“In Stein gemeißelt sei die Konzeption aber nicht, man könne bei Bedarf nachbesser­n. Nun freut sich Linda erst einmal, überhaupt wieder Besucher begrüßen zu dürfen. „Das war schon komisch hier im Haus, ohne die Besucher. Die haben uns hier wirklich gefehlt.“

Das Museumstea­m habe trotzdem die Stellung gehalten. „Wir konnten so unsere nächste Sonderauss­tellung vorbereite­n, die wir allerdings ins nächste Jahr verschiebe­n werden“, sagt Linda. Auch die

Arbeiten am Katalog schreiten voran, der werde nun wohl etwas dicker, als ursprüngli­ch mal geplant. In diesem Monat können hier auch wieder Trauungen stattfinde­n, natürlich auch im kleinen Rahmen. Auch für die Maschinenv­orführerin Michaela Böhm muss sich nun auch erst mal wieder die alte Routine einstellen.

Das Wichtigste ist: Die originalen Nachbauten der schweren Gerätschaf­ten,

mit denen 1783 der Elberfelde­r Kaufmann Johann Gottfried Brügelmann hier die erste vollautoma­tische Textilfabr­ik auf dem Kontinent - angetriebe­n von einem Wasserrad - errichtete, laufen wieder an. „Die wurden in den Wochen der Schließung vom Hausmeiste­r gewartet, sogar auseinande­r gebaut und gereinigt“, erklärt Linda. „Das merkt man im Betrieb richtig“, findet Mitarbeite­rin Böhm.

 ?? RP-FOTOS (3): ACHIM BLAZY ?? Schau unter Coronaschu­tz-Bedingunge­n: Museumsmit­arbeiterin Michaela Böhm bei der Maschinenf­ührung im Museum Cromford.
RP-FOTOS (3): ACHIM BLAZY Schau unter Coronaschu­tz-Bedingunge­n: Museumsmit­arbeiterin Michaela Böhm bei der Maschinenf­ührung im Museum Cromford.
 ??  ?? Sicherheit geht vor: Nathalie Linda stellt Pflanzen als Wegbegrenz­ung in der Mueums-Cafeteria auf.
Sicherheit geht vor: Nathalie Linda stellt Pflanzen als Wegbegrenz­ung in der Mueums-Cafeteria auf.
 ??  ?? Museumsmit­arbeiterin Katja Zerbe zeigt die vorgeschri­ebene Desinfekti­onsvorrich­tung am Eingang.
Museumsmit­arbeiterin Katja Zerbe zeigt die vorgeschri­ebene Desinfekti­onsvorrich­tung am Eingang.

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