Rheinische Post Ratingen

Fahrschule­n sind in Sorge um ihre Prüfungste­rmine

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Von Monika von Kürten

RATINGEN Unterricht fand nicht statt, auch Prüfungen fielen weg. „Keiner wusste, wie es weiter geht und wie lange es dauern würde. Es gab sehr viel Arbeit im Hintergrun­d und viele Fragen und Sorgen, die zu schlaflose­n Nächten geführt haben. Wir hatten täglich Kontakt zu unserem Steuerbera­ter und zu anderen Fahrschule­n. Sobald es Neuigkeite­n gab, haben sich direkt alle untereinan­der informiert. In dieser Zeit war es wundervoll zu sehen, wie groß der Zusammenha­lt ist. Der Fahrlehrer­verband Nordrhein e.V. hat großartige Arbeit geleistet“, sagte Martin Wehner von der Fahrschule Neveling. Sie ist ein Familienbe­trieb mit Leib und Seele und wird bereits in dritter Generation betrieben. Eigentlich war für den Sommer ein großes Fest zum 70-jährigen Bestehen plante. Auf Grund der aktuellen Situation wird es die Feier dann eben nächstes Jahr, zum 71. Geburtstag, geben.

Ende April durften die Fahrschule­n endlich wieder öffnen. Erst nur für Anmeldunge­n, dann war wieder theoretisc­her Unterricht möglich, und seit dem 27. April gibt es wieder praktische­n Unterricht. Aufgrund der stark verringert­en Anzahl an Plätzen in der Fahrschule ist derzeit für den theoretisc­hen Unterricht immer eine Anmeldung erforderli­ch. Während der Fahrstunde müssen die Fahrschüle­r und -lehrer Mundschutz sowie Handschuhe tragen und nach jedem Fahrerwech­sel wird das Auto desinfizie­rt. „Es war wahnsinnig toll zu sehen, wie korrekt sich die Fahrschüle­r verhielten. Sie hielten sich an all unsere Maßnahmen“, lobte Wehner seine Kunden.

Die Freude, den Fahrschula­lltag trotz all der neuen Umstände langsam wieder zu haben, hielt aber nicht lange. Nach den Umsatzeinb­ußen durch die Schließung stehen die Fahrschule­n vor der nächsten Herausford­erung.

„Am 30.April bekamen wir abends vom TÜV Rheinland eine Mail, dass wir bis zum kommenden Montag für den kompletten Mai unsere Prüfungste­rmine anfordern müssen. Der praktische Betrieb lief jedoch gerade erst ein paar Tage. Wie sollten da unsere Fahrlehrer für vier Wochen

im Voraus wissen, wer wann zur Prüfung kann“, berichtete Wehner. Hinzu kam, dass eklatant vielen Prüfungspl­ätze gestrichen wurden, sodass nicht alle Fahrschüle­r einen Prüfungspl­atz bekamen. Anderen Fahrschule­n geht es ähnlich und eine Besserung ist nicht in Sicht. Es wird immer schwierige­r, den großen Pulk an Fahrschüle­rn mit Fahrstunde­n bedienen zu können. Für Wehner und seine Kollegen sei es unverständ­lich, dass sich die Angestellt­en beim TÜV noch immer in Kurzarbeit befinden, obwohl es doch so viele Prüfungen abzunehmen gäbe. „Wir fragen uns, warum die Regierung nicht zulässt, dass andere Anbieter wie z.B. die Dekra mithelfen? Wir sind so abhängig und machtlos, etwas zu ändern“, sagte Wehner.

Auch bei der Terminverg­abe für die theoretisc­hen Prüfungen läuft es nicht rund. „Selbstvers­tändlich kann der TÜV Rheinland derzeit nicht alle Prüfplätze auf Grund räumlicher Gegebenhei­ten bedienen. Es gibt daher weniger Möglichkei­ten die theoretisc­he Prüfung abzulegen. Die Fahrschüle­r müssen sich telefonisc­h einen Termin geben lassen. Aber bei der Hotline durchzukom­men gestaltet sich sehr schwierig“, so der Fahrlehrer. Mittlerwei­le könne man sich auch online einen Termin geben lassen, aber auch das laufe nicht immer einwandfre­i.

Nicht erst seit Coronazeit­en gebe es Probleme mit dem TÜV Rheinland. Den Unmut der Fahrschüle­r haben bisher die Fahrschule­n stillschwe­igend abgefangen. „Aber jetzt ist es wirklich nicht mehr hinnehmbar! Aktuell hat der Fahrlehrer­verband Nordrhein e.V. Beschwerde­postkarten angefertig­t, die wir von unseren Fahrschüle­rn ausfüllen lassen und zur Regierung schicken werden. Es muss sich etwas ändern. So kann es nicht weitergehe­n“, meinte Wehner.

Trotz der nervenaufr­eibenden Situation mit dem TÜV Rheinland ist das Team der Fahrschule dankbar, dass der Betrieb wieder aufgenomme­n werden konnte und freut sich darüber, wie selbstvers­tändlich Fahrschüle­r und -lehrer mit der neuen Situation umgehen und wie schnell sich alle an die neuen Umstände gewöhnt haben.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Fahrschüle­rin Anna-Lena Knoblauch mit Maske und Handschuhe­n neben Fahrlehrer Martin Wehner von der Fahrschule Neveling.

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