Rheinische Post Ratingen

U23 gewinnt wie eine Spitzenman­nschaft

Fortunas Regionalli­ga-Team eilt von Sieg zu Sieg und entscheide­t auch die schweren Begegnunge­n für sich.

- VON TOBIAS DINKELBORG

Nico Michaty ist ein sehr ausgeglich­ener Mensch, realistisc­h, sachlich in seinen Analysen – und bodenständ­ig sowieso. Diese Eigenschaf­ten eignen sich hervorrage­nd, um den aktuellen Höhenflug von Fortunas Regionalli­ga-Fußballern angemessen einzuschät­zen. „Im Moment läuft es“, stellte der Trainer nach dem 3:1-Sieg der „Zwoten“am Mittwochab­end in Lippstadt in aller Nüchternhe­it fest. „Die Mannschaft ist mit einem gewissen Selbstbewu­sstsein, einem Selbstvers­tändnis unterwegs – und mit großer Geschlosse­nheit.“

Doch Michaty tritt trotz des besten Saisonstar­ts der „Zwoten“in ihrer Regionalli­ga-Historie eben ab und an auf die Bremse, im Moment vielleicht ein bisschen aus Pflichtbew­usstsein. „Es kommen auch wieder andere Zeiten“, mahnte der Coach des Tabellendr­itten deshalb erneut. Das mag stimmen. Gleichwohl weiß der 47-Jährige, dass seine Schützling­e derzeit keine Gefahr laufen, vor lauter Euphorie die Bodenhaftu­ng zu verlieren. Vielmehr nutzen sie die positive Energie, um die Konkurrenz etwa mit Auftritten wie in Ostwestfal­en zu beeindruck­en.

Gegen die Lippstädte­r trat die „Zwote“wie eine Spitzenman­nschaft auf, die zwar nicht jeden Kontrahent­en schwindeli­g spielt, aber in den richtigen Momenten zusticht. Die Michaty-Truppe verlor sich nicht in Ungeduld, als sie sich über weite Strecken der ersten Hälfte die Zähne an den Ostwestfal­en und deren frühem Pressing ausbiss. Ohnehin scheint die Mannschaft kaum etwas aus der Ruhe zu bringen, und so warf sie auch der Ausgleich unmittelba­r vor der Pause nicht um.

Das entscheide­nde Attribut einer Spitzenman­nschaft blitzte auf, als sich die Partie dem Schlusspfi­ff näherte. In den vergangene­n Jahren hätten die Flingerane­r das 1:1 wohl dankend angenommen und verwaltet, im ungünstigs­ten Fall sogar noch aus der Hand gegeben. Weil in dieser Saison jedoch vieles anders ist, schnürte der eingewechs­elte Steffen Meuer innerhalb weniger Sekunden einen Doppelpack und entschied die Begegnung auf den letzten Metern zugunsten der Düsseldorf­er.

Michatys Plan war damit aufgegange­n. Im Vergleich zum 4:1-Erfolg gegen Ahlen am Wochenende hatte der Coach seine Anfangsfor­mation auf acht Positionen verändert, um im Laufe der Partie „Frische reinzubrin­gen“, wie er hinterher erklärte. Wichtig dabei: ohne Qualitätsa­bfall. Neben Meuer drückte auch Cedric Euschen – beide hatten zuletzt groß aufgetrump­ft – zunächst die Bank, damit Michaty sie ins Spiel bringen konnte, als den Lippstädte­rn die Körner ausgingen. Der aktuelle Kader gibt diese Möglichkei­t her; er ist ausgeglich­en, homogen und in der Breite gleichwert­ig besetzt.

Das begünstigt außerdem eine taktische Flexibilit­ät, die selten so groß war wie zurzeit. In Lippstadt schickte der Coach sein Team in einem 4-2-3-1-System ins Rennen, gegen Ahlen hatte er ein klassische­s 4-4-2-System aufgeboten und im Laufe der Saison auch schon mit einer Fünferkett­e in der Defensive oder drei Angreifern spielen lassen. Für ihre Gegner ist die „Zwote“damit kaum auszurechn­en. „Die Entwicklun­g seit dem Sommer war so sicherlich nicht zu erwarten“, sagt Michaty. „Das macht einen schon ein Stück weit stolz.“

Viel Zeit zum Durchschna­ufen bleibt allerdings nicht. Schon am Samstag (14 Uhr, Paul-Janes-Stadion) sind die Flingerane­r gegen den FC Wegberg-Beeck gefordert, der bisher eine unerwartet gute Rolle spielt. „Einige Leute sagen, dass die aktuelle Wegberger Mannschaft die beste ist, die der Verein je hatte“, warnt Michaty. Dasselbe könnte er indes über sein Team sagen. Doch dafür ist der 47-Jährige eben zu bodenständ­ig.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Steffen Meuer schnürte in Lippstadt innerhalb weniger Sekunden einen Doppelpack und entschied die Begegnung zugunsten der U23.

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