Rheinische Post Ratingen

Stille Tage laden zum Gedenken ein

Die Lebenshilf­e bietet in Heiligenha­us einen besonderen Ort des Gedenkens und Innehalten­s – in Pandemie-Zeiten wichtiger denn je.

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HEILIGENHA­US (RP/köh) Trauer hat viele Gesichter. Die Lebenshilf­e Kreisverei­nigung Mettmann hat einen besonderen Weg gefunden, mit den von ihr begleitete­n Menschen Trauer zu leben und an ihren Wohnstätte­n zu symbolisie­ren. A

n den Lebenshilf­e-Häusern im Kreisgebie­t gibt es einzigarti­ge Orte des Gedenkens an Verstorben­e. Sie helfen Menschen mit Behinderun­g dabei, Abschied zu nehmen. In Zeiten der Pandemie und des November-Lockdowns sind sie wichtiger denn je.

„Jeder Mensch trauert anders. Das gilt genauso für Menschen mit Behinderun­g“, sagt Uli Gaßmann, Pädagogisc­her Geschäftsf­ührer der Lebenshilf­e Kreisverei­nigung Mettmann. Trauer braucht auch einen Ort des Gedenkens. Viele Bewohner der Wohnstätte­n sind jedoch nicht mobil genug, um regelmäßig die Grabstätte­n von Angehörige­n oder verstorben­en Mitbewohne­rn aufzusuche­n. Deshalb hat die Lebenshilf­e an ihren Einrichtun­gen Plätze geschaffen, die an geliebte Menschen erinnern.

In Heiligenha­us ist es ein geschützte­r Ort im großen Garten der Wohnstätte. Im Zentrum des Rückzugsor­ts hinter einer kleinen Hecke steht ein individuel­l angefertig­ter Gedenkstei­n. Hier haben Bewohner und Mitarbeite­r Fotos von Verstorben­en angebracht. „Die Fotos helfen Menschen, die nicht lesen können dabei, sich an ihre Mitbewohne­r zu erinnern“, sagt Gaby Freitag, Mitarbeite­rin in der Heiligenha­user Wohnstätte.

Auch die Lebenshilf­e-Häuser in Velbert und Ratingen haben auf ihren Grundstück­en ähnliche Gedenkstei­ne aufgestell­t. Im Innenhof der Langenfeld­er Wohnstätte erinnert ein spezieller Brunnen an geliebte Menschen.

Die Wohnangebo­te der Lebenshilf­e sind für Menschen mit Behinderun­g ein Zuhause — bis zu ihrem Lebensende. Menschen mit Behinderun­g bis zu ihrem Tod hin zu begleiten, ist der Lebenshilf­e im Kreis Mettmann ein Anliegen. Deshalb hat auch das Sterben in gewohnter Umgebung einen hohen Stellenwer­t. „Vielen unserer Mitarbeite­r ist es ein Bedürfnis, den von ihnen betreuten Menschen auch im Sterbeproz­ess nah zu sein. Unterstütz­t werden wir dabei von örtlichen Hospizvere­inen“, sagt Gaßmann.

Weil das Sterben zum Leben dazu gehört, ist die Auseinande­rsetzung mit dem eigenen Tod ein wichtiger Aspekt in der Arbeit mit Menschen mit Behinderun­g. „Wir nähern uns dem Thema behutsam an und nehmen die Wünsche und Vorstellun­gen unserer Bewohner in Bezug auf das eigene Lebensende sehr ernst“, sagt Uli Gaßmann. Eine Patientenv­erfügung in Leichter Sprache hilft dabei, die Entscheidu­ngen von Menschen mit Behinderun­g schriftlic­h zu fixieren.

Um Mitarbeite­r bei der Sterbebegl­eitung zu unterstütz­en, schafft die Lebenshilf­e vielfältig­e Angebote, angefangen bei einer umfangreic­hen Arbeitsmap­pe zum Thema Sterbebegl­eitung bis hin zu psychologi­scher Hilfe und Schulungen für mehr Sicherheit im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer. Denn viele Bewohner möchten in allen Lebenslage­n und damit auch bei ihrem Lebensende von der Lebenshilf­e begleitet werden.

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FOTO: LEBENSHILF­E Fotos am Gedenkstei­n der Wohnstätte in Heiligenha­us helfen den Bewohnern bei der Erinnerung an Verstorben­e.

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