Groß denken, klein bauen
Was den Schwaben nachgesagt wird, packen die Rheinländer nicht weniger beherzt an: Schaffe, schaffe, Häusle baue! Der Wunsch nach dem eigenen Heim hat in der Krise nicht nachgelassen. Im Gegenteil: So viele Bauanträge wie lange nicht wurden in Nordrhein-Westfalen in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 gestellt und genehmigt. Doch die ersehnte Entspannung auf dem Wohnungsmarkt bleibt aus. Denn die neuen Häuser werden einfach nicht fertig. Es fehlt an Fachkräften und manchmal auch am Material, weil die Pandemie die Zulieferung behindert. Für die Bauherren ist das längst nicht das einzige Problem: Ein Hauptthema bleibt die Finanzierung.
Weil die Bauzinsen weiter niedrig sind, scheint die Gelegenheit günstig, jetzt Haus oder Wohnung zu kaufen oder selbst zu bauen. Doch die Preise ziehen deutlich an. Häuser oder Grundstücke zum Schnäppchenpreis sind kaum zu finden. Wer das Glück hat, einen Handwerker verpflichten zu können, muss deutlich mehr zahlen als noch vor einem Jahr. Der Traum vom eigenen Haus kann so schnell zum finanziellen Albtraum werden. Dazu trägt bei, dass nicht selten zu groß geplant wird.
Deshalb verdienen Alternativprojekte besondere Aufmerksamkeit, die intelligentes, ökologisch sinnvolles Bauen umsetzen. Am Niederrhein werden derzeit – insbesondere im Düsseldorfer Umland – Modelle wie Wohnparks oder „Tiny Houses“, also Kleinsthaussiedlungen, auf den Weg gebracht. Sie bieten das, was viele Häuslebauer sich erträumen: die eigenen vier Wände zum erschwinglichen Preis. Die Städte sind aufgefordert, ihre Bebauungspläne auf die neuen Möglichkeiten auszurichten. Das spart Bauland, schont also die Umwelt, und gibt, wie einst in der Werbung einer Bausparkasse versprochen, der Zukunft ein Zuhause.
BERICHT BOOM BEI DEN BAUGENEHMIGUNGEN, WIRTSCHAFT