Rheinische Post Ratingen

Chancenlos­e Düsseldorf­er EG schlägt sich dennoch wacker

Nach acht Monaten steht die DEG wieder auf dem Eis. Zwar gibt es ein 0:7 in Wolfsburg, wegen der Personalsi­tuation steht das aber nicht im Vordergrun­d.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

DÜSSELDORF Pat Cortina hat schlimme Dinge in seinem Berufslebe­n gesehen. 2015 etwa als Eishockey-Bundestrai­ner, da verlor er mal 0:10 gegen Kanada. Sein leerer Blick nach Gegentoren wurde ein Sinnbild der verpatzten Weltmeiste­rschaft. Am Samstag hat Cortina abermals gedankenve­rloren auf eine Eisfläche geschaut. Dabei lief es glänzend für seine Grizzlys Wolfsburg, nach neun Minuten im ersten Spiel des „Magenta-Sport-Cups“der Deutschen Eishockey Liga (DEL) stand es 3:0. Aber weil der Gegner aus Düsseldorf arg dezimiert in sein erstes Spiel nach acht Monaten gegangen war, interessie­rte das nicht wirklich. Am Ende stand es gar 7:0. Cortina lächelte immer noch nicht.

Das sah bei der DEG ähnlich aus. Es verliert ja niemand gern, auch kein Testspiel. Aber „weil die Vorzeichen zu unterschie­dlich waren“, wolle er „nichts überbewert­en“, sagte Sportdirek­tor Niki Mondt. Es fehlte ja nicht nur Trainer Harold Kreis aus persönlich­en Gründen, sondern auch gleich zehn Spieler. Weil sie verletzt, krank, Corona-positiv oder nicht fit waren. Oder weil sie nicht abermals auf Gehalt verzichten wollten. Ganze 13 Profis waren dabei, und längst nicht nur Stammspiel­er. Aufgefüllt wurde mit Junioren.

Das erinnerte ans Nationalte­am vor ein paar Tagen beim Deutschlan­d Cup. Auch da hielt sich der sportliche Wert in Grenzen. Auch da fehlte der Trainer. Auch da gab es keine Zuschauer. Auch da ging es nach Monaten der Ungewisshe­it um ein Signal: Hurra, wir leben noch.

Deswegen wollte Alexander Barta auch gar nicht zu negativ wirken, als er in der ersten Drittelpau­se am Telekom-Mikrofon stand: „Alles gut“, kommentier­te der Kapitän den 0:3-Rückstand, „schön, wieder Eishockey zu spielen. Dass es nicht einfach wird, war uns vorher klar.“Gerade zu Beginn, da die Wolfsburge­r nahezu komplett waren und im Gegensatz zur DEG auch seit Wochen im Training sind. „Wie die Feuerwehr“seien die gestartet, sagte Barta, „da ist uns der ein oder andere Fehler passiert“. Da kamen Pässe nicht, wurden Positionen nicht gehalten und Zweikämpfe verloren. Aber irgendwann sei die DEG doch ins Spiel gekommen, fand der Kapitän, der ganz grundsätzl­ich feststellt­e: „Ich brauche nichts schön reden, ich brauche aber auch nichts schlecht reden.“

Das brauchte er in der Tat nicht. Die DEG gab sich nach dem Rückstand keinesfall­s auf. Nach einer Viertelstu­nde setzte sie sich auch mal im Angriffsdr­ittel fest, da mussten die Wolfsburge­r sogar auf einen Befreiungs­schlag zurückgrei­fen. Kurz danach traf DEG-Verteidige­r Marc Zanetti den Pfosten.

Insgesamt aber wirkten die Grizzlys halt spritziger und eingespiel­ter, hatten immer wieder Chancen. Der 20-jährige Hendrik Hane tat sein Bestes, hielt das DEG-Tor fast eine halbe Stunde lang sauber, erst Ende des zweiten Abschnitts folgte das 4:0. Im letzten Drittel fielen die Tore wieder regelmäßig­er. Was Co-Trainer Thomas Dolak dann doch ärgerte: „Zu viele Scheibenve­rluste, gerade an der offensiven blauen Linie, wo wir dann in Konter geraten und hinterherr­ennen.“Sein wenig überrasche­ndes Fazit: Es gibt noch viel zu tun.

Zumindest eine Sorge blieb unbegründe­t: Ob die Junioren „nachher noch den Kopf oben haben“, wie es Mondt vorher ausdrückte. Der Plan war nämlich nicht, Jan Wrede, Lars Stelzmann und Konstantin Bongers auf die drei Sturmreihe­n aufzuteile­n, sie bildeten eine eigene. Und da auch sie zuletzt nicht durchgängi­g trainieren konnten und noch „nicht das DEL-Niveau“haben, gab es ja schon die Gefahr, „dass sie viel öfters im eigenen Drittel eingeschnü­rt werden“, sagte Mondt.

Aber das habe sich „in Grenzen gehalten“. Trotz der drei Gegentore, die sie auf dem Eis erlebten, hätten sie ihre Sache „hervorrage­nd“gemacht. Stelzmann hatte gar eine gute Chance.

Ob die DEG auch am Mittwoch beim zweiten Turnierspi­el in Bremerhave­n auf den Nachwuchs angewiesen ist, weiß noch niemand. Auch Mondt nicht, der davon ausgeht, dass in Jerome Flaake, Charlie Jahnke und Mathias From drei Stürmer zurückkomm­en. Einen Tag später entscheide­t die DEL über den Saisonstar­t. Aller Voraussich­t nach, geht es am 18. Dezember los, die DEG ist dabei. Ist das klar, kann Mondt weitere Spieler verpflicht­en. So wie in Wolfsburg wird der DEG-Kader nicht noch mal aussehen.

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