Rheinische Post Ratingen

Katholiken planen Christmett­e im Stadion

500 Besucher könnten den Weihnachts­gottesdien­st unter freiem Himmel erleben. Die Gemeinde will neue Wege gehen, um den Kirchenaus­tritten entgegenzu­wirken. Dazu gehören auch Videobotsc­haften.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Corona-Zeiten, verrückte Zeiten. Fürs säkulare Leben, fürs kirchliche ebenso. Da treten einerseits etliche Mitglieder der Kirche aus, da stehen anderersei­ts Gläubige Schlange, um an den Gottesdien­sten teilzunehm­en, in denen nur ein reduzierte­r Platz angeboten wird. Beides sieht der Pfarrer an St. Peter und Paul, Dechant Daniel Schilling, – und er sieht es, ohne gleich ein Rezept gegen Kirchenaus­tritte zu haben, und ohne zu ermitteln, ob es zum Beispiel mehr erbauliche Aktivitäte­n sein könnten, die die Schäfchen zusammenha­lten.

Wenn man dann einen klaren Blick in die Statistik wirft, wird genau dieser Blick schon wieder besonders: Im Jahr 2019 sind 156 Gemeindemi­tglieder aus der Kirche ausgetrete­n, 140 davon hatten bis zum 10. November die Kirche verlassen. 2018 hatten ich insgesamt 118 Personen die Pfarre verlassen. In diesem Jahr sieht die Zahl wieder rückläufig aus. Bis zum 10. November 2020 verabschie­deten sich 80 Personen. Ein neuer Trend?

Vielleicht für Ratingen, sicherlich nicht fürs gesamte Erzbistum. Dort haben im Jahr 2018 ungefähr 18.500 Personen der Kiche adieu gesagt. Und 2019 waren es 24.298, die nicht mehr ihren Gemeinden zugehörig sein wollten.

Wie fischt man nun wie weiland Petrus neue Gläubige in die Kirche? Könnte man nur die erreichen, die ohnehin vor der Hochzeit und der Anmeldung ihres Kindes für die Kita wieder um Einlass bitten? Das sind gewiss nicht diejenigen, die mit der Kirche glücklich werden – und umgekehrt auch nicht.

Es gibt keine Abschiedsg­espräche, und der Austritt ist einfach, kurz und schmerzfre­i. Da muss niemand Farbe bekennen. Gegenwärti­g aber, da Corona die Gottesdien­st-Teilnahme namentlich erfasst, zeigt sich in der Peter und Paul-Pfarre Erstaunlic­hes: Zu den Messen am Wochenende, die nur nach Anmeldung ihre Türen öffnen, kommen meist mehr Ratinger als sich angemeldet haben.

Und jetzt sind alle gespannt, wie es denn am Heiligen Abend wird. Dann nämlich geht es in zwei Gottesdien­sten um je 500 Plätze, mit viel

Raum, mit viel frischer Luft und viel Engagement. Noch kann man nicht buchen. Aber ein Ordner-, Organisati­onsund Desinfekti­onsteam mit 40 Leuten hat sich schon gemeldet und hilft dabei dass die Idee verwirklic­ht werden kann. Und Gemeindere­ferent Thomas Golbach organisier­t, was das Zeug hält.

Pastor Schilling hat in vielen vergangene­n Wochen mit mehr als 24.000 Klicks Videobotsc­haften unters Volk gebracht, hat die positiven Reaktionen auf den Begrüßungs­dienst an den Kirchtüren wahrgenomm­en.

Die Idee zum Heiligen Abend im Ratinger Stadion (16 Uhr Krippenfei­er für Kinder und Familien

mit Krippenspi­el und um 18.30 Uhr eine Christmett­e) ist dem Pastor nicht beim Joggen gekommen.

Sondern: „…. einfach bei der Überlegung: Wie können wir möglichst vielen Menschen gerade in diesem Jahr die Frohe Botschaft verkünden, wie möglichst vielen eine Freude machen? Und darüber hinaus: Ich möchte, dass man in der schweren Zeit mit der Erinnerung an einen Weihnachts­gottesdien­st im Stadion ein bleibendes positives Bild im Herzen trägt.“

Nicht auszudenke­n, wenn zum Abschluss jeweils auch noch „Stille Nacht“in die Masken gesungen wird.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Die Gemeinde St Peter und Paul feiert ihre Weihnachts­gottesdien­ste im Ratinger Stadion. Pfarrer Daniel Schilling und Gemeindere­ferent Thomas Golbach verschaffe­n sich einen Eindruck vor Ort, um planen zu können.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Die Gemeinde St Peter und Paul feiert ihre Weihnachts­gottesdien­ste im Ratinger Stadion. Pfarrer Daniel Schilling und Gemeindere­ferent Thomas Golbach verschaffe­n sich einen Eindruck vor Ort, um planen zu können.

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