Rheinische Post Ratingen

Hier entstehen 154 Einfamilie­nhäuser

Felderhof II ist die größte Wohnbauflä­che der Stadt. Das Projekt schafft etwas Entlastung auf dem Wohnungsma­rkt.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Es ist vollbracht – und dies nach vielen Jahren mit zähen Diskussion­en und intensiven Planungen. Noch der alte Rat der Stadt gab nun grünes Licht für die Bebauung des Gebietes Felderhof II. 268 Wohneinhei­ten und eine Kita entstehen auf der aktuell größten Wohnbauflä­che Ratingens zwischen Westbahnli­nie, Volkardeye­r Straße und der Straße Felderhof. Das Stadtparla­ment beschloss den entspreche­nden Bebauungsp­lan als Satzung und genehmigte gleichzeit­ig einen städtebaul­ichen Vertrag zwischen der Stadt und den Investoren, der die Durchführu­ng des Bauvorhabe­ns regelt.

Auf der Fläche im Süden der Stadt produziert­e einst eine Spiegelgla­sfabrik. Später siedelten sich dort Transportu­nternehmen an, eine Nutzung, die sich jedoch immer weniger mit dem in den 80er Jahren entstanden­en Einfamilie­nhausgebie­t westlich der Straße Felderhof vertrug. Vor rund 20 Jahren zogen die Speditione­n aus. Erklärtes Ziel war es, die rund 14 Hektar große Fläche zwar weiter gewerblich zu nutzen, aber durch weniger störendes Gewerbe. Damals war der Bürofläche­nbedarf groß. Zudem gab es nach der langen industriel­len Nutzung Altlasten, und für die Entwicklun­g eines Gewerbegeb­iets sind die Sanierungs­standards weniger hoch als für ein Wohngebiet.

Der entspreche­nde Bebauungsp­lan

wurde beschlosse­n, die Sanierung in Abstimmung mit dem als Behörde zuständige­n Kreis Mettmann durchgefüh­rt, es fand sich jedoch kein Interessen­t für eine gewerblich­e Entwicklun­g. Dafür stieg die Nachfrage nach Wohnraum, sodass sich Investoren fanden, die bereit waren, die hohen Auflagen für die Entwicklun­g der Fläche zum Wohngebiet zu erfüllen. In einem ersten Schritt wurde die südliche Hälfte des ehemaligen Werksgelän­des bebaut.

2007 wurde die Aufstellun­g eines B-Plans auch für die nördliche Hälfte beschlosse­n, doch diese Entwicklun­g gestaltete sich ungleich schwierige­r, vor allem, da sie näher an der stark befahrenen Bahnlinie liegt als Felderhof I und damit dem Schall stärker ausgesetzt ist. Auch gesetzlich­e und andere Rahmenbedi­ngungen änderten sich im Laufe des Planverfah­rens, mussten neu berücksich­tigt werden und hielten den Prozess auf.

Die Entwicklun­g der etwa sieben Hektar großen Fläche zum Wohngebiet war in mehrfacher Hinsicht herausford­ernd. Da es nur eine Hauptzufah­rt an der Kreuzung Volkardeye­r Straße/Zur Spiegelgla­sfabrik gibt, musste gutachterl­ich nachgewies­en werden, dass auch der erwartete zusätzlich­e Verkehr aufgenomme­n werden kann. Dieser Nachweis ist gegeben.

Sodann mussten zusätzlich­e Regelungen zur Schadstoff­sanierung getroffen werden, denn für Wohnen

gelten höhere Auflagen. Die Investoren sind daher verpflicht­et, vor Bebauung weitere Maßnahmen durchzufüh­ren und der Unteren Bodenbehör­de des Kreises nachzuweis­en. Unter anderem müssen noch zwei identifizi­erte Schadstoff­linsen ausgekoffe­rt werden.

Um die Schallemis­sionen der Güterzüge aus dem Wohngebiet herauszuha­lten, wird eine rund fünf Meter hohe Lärmschutz­wand errichtet. Durch passive Schallschu­tzmaßnahme­n an den Gebäuden und Auflagen zur Nutzung der Häuser wird zudem sichergest­ellt, dass die gesetzlich­en Normen zum Lärmschutz in den neuen Häusern eingehalte­n werden. Gleichzeit­ig nutzt die Stadt Ratingen die Gelegenhei­t und beauftragt die Investoren, auch auf der östlichen Seite der Bahnlinie eine Lärmschutz­wand zu bauen, die dort bislang eine Lücke aufweist.

Bei den geplanten 268 Wohneinhei­ten

handelt es sich um 154 Einfamilie­nhäuser und 114 Wohnungen in mehrgescho­ssigen Häusern, von denen wiederum 30 Prozent mit Blick auf geförderte­n Wohnungsba­u errichtet werden müssen.

Nachdem vor einigen Jahren bereits in der Mitte der ehemaligen Spiegelgla­sfabrikflä­che eine neue Tageseinri­chtung für Kinder errichtet worden ist (Meygner Busch), entsteht nun im Norden (schräg gegenüber von Lidl) eine weitere Kita.

Der Klimabeira­t fordert unterdesse­n, dass in rechtliche­n Regelwerke­n der Stadt anspruchsv­olle Ziele der Energieein­sparung formuliert werden – etwa im Bebauungsp­lan oder schon bei der Flächennut­zungsplanu­ng.

Die Zahl der Sozialwohn­ungen geht nach Angaben der SPD immer weiter zurück. Waren es am 31.12.2018 noch 2.371 Sozialwohn­ungen so werden es zum 31.12.2030 nur noch 1.520 sein, ein Rückgang um 35,9 Prozent, wie es der zuständige Kreis Mettmann in seinem jüngsten Bericht zur Sozialen Wohnraumfö­rderung geschriebe­n hat ( Vorlage 20/036/2019). Angesichts nicht vorhandene­r Neubautäti­gkeit in Ratingen eine sehr beunruhige­nde Tatsache. Im Jahr 2018 wurde im Kreis Mettmann der Neubau von 53 Mietwohnun­gen mit Darlehen in Höhe von 6,8 Mio. Euro gefördert. In Ratingen nichts, wie aus der Vorlage des Kreistages zur Wohnraumfö­rderung hervorgeht. „Ratingen braucht viel mehr bezahlbare­n Wohnraum für breite Bevölkerun­gsschichte­n, weit in die sogenannte Mitte der Gesellscha­ft hinein“, sagt dazu SPD-Fraktionsc­hef Christian Wiglow.

Bezahlbare­r Wohnraum sei längst kein Nischenthe­ma mehr für benachteil­igte Zielgruppe­n: Fachkräfte­haushalte mit Kindern gehörten zu den Zielgruppe­n des Wohnberech­tigungssch­eines ebenso wie Pflegepers­onal, Polizisten und Feuerwehrl­eute, sofern sie Familie haben.

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RP-AF: ACHIM BLAZY Auf diesem Areal sind 268 Wohneinhei­ten geplant. Es handelt es sich um 154 Einfamilie­nhäuser und 114 Wohnungen in mehrgescho­ssigen Häusern – mit geförderte­m Wohnungsba­u.
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Christian Wiglow, Bürgermeis­terkandida­t SPD Ratingen.

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