Hier entstehen 154 Einfamilienhäuser
Felderhof II ist die größte Wohnbaufläche der Stadt. Das Projekt schafft etwas Entlastung auf dem Wohnungsmarkt.
RATINGEN Es ist vollbracht – und dies nach vielen Jahren mit zähen Diskussionen und intensiven Planungen. Noch der alte Rat der Stadt gab nun grünes Licht für die Bebauung des Gebietes Felderhof II. 268 Wohneinheiten und eine Kita entstehen auf der aktuell größten Wohnbaufläche Ratingens zwischen Westbahnlinie, Volkardeyer Straße und der Straße Felderhof. Das Stadtparlament beschloss den entsprechenden Bebauungsplan als Satzung und genehmigte gleichzeitig einen städtebaulichen Vertrag zwischen der Stadt und den Investoren, der die Durchführung des Bauvorhabens regelt.
Auf der Fläche im Süden der Stadt produzierte einst eine Spiegelglasfabrik. Später siedelten sich dort Transportunternehmen an, eine Nutzung, die sich jedoch immer weniger mit dem in den 80er Jahren entstandenen Einfamilienhausgebiet westlich der Straße Felderhof vertrug. Vor rund 20 Jahren zogen die Speditionen aus. Erklärtes Ziel war es, die rund 14 Hektar große Fläche zwar weiter gewerblich zu nutzen, aber durch weniger störendes Gewerbe. Damals war der Büroflächenbedarf groß. Zudem gab es nach der langen industriellen Nutzung Altlasten, und für die Entwicklung eines Gewerbegebiets sind die Sanierungsstandards weniger hoch als für ein Wohngebiet.
Der entsprechende Bebauungsplan
wurde beschlossen, die Sanierung in Abstimmung mit dem als Behörde zuständigen Kreis Mettmann durchgeführt, es fand sich jedoch kein Interessent für eine gewerbliche Entwicklung. Dafür stieg die Nachfrage nach Wohnraum, sodass sich Investoren fanden, die bereit waren, die hohen Auflagen für die Entwicklung der Fläche zum Wohngebiet zu erfüllen. In einem ersten Schritt wurde die südliche Hälfte des ehemaligen Werksgeländes bebaut.
2007 wurde die Aufstellung eines B-Plans auch für die nördliche Hälfte beschlossen, doch diese Entwicklung gestaltete sich ungleich schwieriger, vor allem, da sie näher an der stark befahrenen Bahnlinie liegt als Felderhof I und damit dem Schall stärker ausgesetzt ist. Auch gesetzliche und andere Rahmenbedingungen änderten sich im Laufe des Planverfahrens, mussten neu berücksichtigt werden und hielten den Prozess auf.
Die Entwicklung der etwa sieben Hektar großen Fläche zum Wohngebiet war in mehrfacher Hinsicht herausfordernd. Da es nur eine Hauptzufahrt an der Kreuzung Volkardeyer Straße/Zur Spiegelglasfabrik gibt, musste gutachterlich nachgewiesen werden, dass auch der erwartete zusätzliche Verkehr aufgenommen werden kann. Dieser Nachweis ist gegeben.
Sodann mussten zusätzliche Regelungen zur Schadstoffsanierung getroffen werden, denn für Wohnen
gelten höhere Auflagen. Die Investoren sind daher verpflichtet, vor Bebauung weitere Maßnahmen durchzuführen und der Unteren Bodenbehörde des Kreises nachzuweisen. Unter anderem müssen noch zwei identifizierte Schadstofflinsen ausgekoffert werden.
Um die Schallemissionen der Güterzüge aus dem Wohngebiet herauszuhalten, wird eine rund fünf Meter hohe Lärmschutzwand errichtet. Durch passive Schallschutzmaßnahmen an den Gebäuden und Auflagen zur Nutzung der Häuser wird zudem sichergestellt, dass die gesetzlichen Normen zum Lärmschutz in den neuen Häusern eingehalten werden. Gleichzeitig nutzt die Stadt Ratingen die Gelegenheit und beauftragt die Investoren, auch auf der östlichen Seite der Bahnlinie eine Lärmschutzwand zu bauen, die dort bislang eine Lücke aufweist.
Bei den geplanten 268 Wohneinheiten
handelt es sich um 154 Einfamilienhäuser und 114 Wohnungen in mehrgeschossigen Häusern, von denen wiederum 30 Prozent mit Blick auf geförderten Wohnungsbau errichtet werden müssen.
Nachdem vor einigen Jahren bereits in der Mitte der ehemaligen Spiegelglasfabrikfläche eine neue Tageseinrichtung für Kinder errichtet worden ist (Meygner Busch), entsteht nun im Norden (schräg gegenüber von Lidl) eine weitere Kita.
Der Klimabeirat fordert unterdessen, dass in rechtlichen Regelwerken der Stadt anspruchsvolle Ziele der Energieeinsparung formuliert werden – etwa im Bebauungsplan oder schon bei der Flächennutzungsplanung.
Die Zahl der Sozialwohnungen geht nach Angaben der SPD immer weiter zurück. Waren es am 31.12.2018 noch 2.371 Sozialwohnungen so werden es zum 31.12.2030 nur noch 1.520 sein, ein Rückgang um 35,9 Prozent, wie es der zuständige Kreis Mettmann in seinem jüngsten Bericht zur Sozialen Wohnraumförderung geschrieben hat ( Vorlage 20/036/2019). Angesichts nicht vorhandener Neubautätigkeit in Ratingen eine sehr beunruhigende Tatsache. Im Jahr 2018 wurde im Kreis Mettmann der Neubau von 53 Mietwohnungen mit Darlehen in Höhe von 6,8 Mio. Euro gefördert. In Ratingen nichts, wie aus der Vorlage des Kreistages zur Wohnraumförderung hervorgeht. „Ratingen braucht viel mehr bezahlbaren Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten, weit in die sogenannte Mitte der Gesellschaft hinein“, sagt dazu SPD-Fraktionschef Christian Wiglow.
Bezahlbarer Wohnraum sei längst kein Nischenthema mehr für benachteiligte Zielgruppen: Fachkräftehaushalte mit Kindern gehörten zu den Zielgruppen des Wohnberechtigungsscheines ebenso wie Pflegepersonal, Polizisten und Feuerwehrleute, sofern sie Familie haben.