Rückschlag für neuen Radschnellweg
Die Vorschläge für mehr individuelle Mobilität der Grünen finden keine große Resonanz. Die Verwaltung sieht keine Notwendigkeit, Planungsbüros für dieses wichtige Projekt zu beauftragen. 100.000 Euro sollten bereitgestellt werden.
RATINGEN Ein Projekt steckt in der Sackgasse, bevor es richtig begonnen hat. „Die auch in Ratingen stark wachsende Mobilität mit dem Fahrrad findet bei der Verwaltungsspitze in Ratingen nicht die angemessene Unterstützung“, kritisiert Martin Tönnes, grüner Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Mobilität, die Ergebnisse der Haushaltsberatungen im Hauptausschuss. Die Fraktion der Grünen hatte ein umfassendes Investitionspaket für die wachsenden Ansprüche des Radverkehrs für die Beratungen zum Haushalt beantragt.
Mit 100.000 Euro sollte die Planung des Radschnellweges von Ratingen nach Düsseldorf und Duisburg durch die Beauftragung spezialisierter Planungsbüros beschleunigt werden. Mit 50.000 Euro sollte der Abbau von Drängelgittern, die den Radverkehr behindern, vorangetrieben werden. Zusätzliche Abstellflächen für Fahrräder sollten durch eine Ausbauoffensive mit jährlich 50.000 Euro geschaffen werden. Die in Ratingen noch weit verbreiteten Bettelampeln für den Fußund Radverkehr wollen die Grünen konsequent mit Hilfe einer jährlichen Summe von 30.000 Euro beseitigen und durch eine automatische Grünzeit für Fußgänger und Radfahrer mit jedem Ampelumlauf ersetzen.
„Trotz großer Personalknappheit hält die Verwaltungsspitze einen Haushaltsansatz für die Beauftragung von Planungsbüros für den Radschnellweg von Ratingen nach Düsseldorf und Duisburg nicht erforderlich“, berichtet Tönnes aus der Haushaltssitzung. Nach Angaben der Grünen ist die Planung für einen Radschnellweg durchaus anspruchsvoll und ein komplexes Verfahren. Nur wenn eine positive Machbarkeitsstudie für den Radschnellweg vorliegt, übernimmt das Land NRW die Baukosten und die Instandhaltungskosten für das Projekt. Die zögerliche Haltung in der Verwaltungsspitze und bei den anderen Fraktionen im Rat sei kontraproduktiv und zeige nicht den Willen nach Veränderungen hin zu mehr klimaschützender Mobilität.
„Die Verkaufszahlen bei den Fahrrädern verzeichnen aktuell Rekordwerte. Allein im vergangenen Jahr sind wieder zwei Millionen Pedelecs zusätzlich auf die Straßen gekommen“, so Tönnes. Der Fahrradboom finde im selben Umfang auch in Ratingen statt. Um dies nachhaltig zu unterstützen, sei eine Priorität für Radverkehrsprojekte durch die Ratinger Politik erforderlich. „Nur so werden wir einen wirksamen Beitrag für eine klimaschützende Mobilität auch in Ratingen sicherstellen können,“meinte er.
Tönnes hatte in einem früheren RP-Gespräch die Möglichkeit betont, dass sich Düsseldorf und Duisburg an den Kosten für die Studie beteiligen. Voraussetzung: Es gibt eine gemeinsame Stoßrichtung, die man bei einem Spitzengespräch vereinbart.
Die Kosten für eine Studie für den
Radschnellweg Ruhr betrugen laut Tönnes rund 360.000 Euro. Es handelt sich also um große Infrastrukturprojekte, für die es strenge Richtlinien gibt. „Diese Trasse müssen 2000 Menschen pro Tag nutzen“, erläuterte der Politiker eine wichtige Vorgabe.
Tönnes, ehemaliger Ratinger Bürgermeister-Kandidat, und sein Kollege Stefan Engstfeld, der für das OB-Amt in Düsseldorf kandidierte, hatten im Spätsommer des vergangenen Jahres die Möglichkeiten des städteübergreifenden Radschnellweges vorgestellt.
Dabei betonten beide, dass dies ein erster Vorschlag sei und die weitere Detailplanung mit intensiver Beteiligung der Bürger und im Verbund mit den umweltorientierten Verkehrsverbänden von ADFC und VCD vertieft werden müsse.
Seit langem sei eine solche
Schnellverbindung von Ratingen nach Düsseldorf in der Diskussion, doch man kommen noch nicht einmal in die Nähe einer Planungsphase, kritisierten sie.
Dabei bestehe ein großer Bedarf: 13.000 Pendler fahren zumeist mit dem Pkw von Ratingen nach Düsseldorf und zurück, weitere 6.000 von Düsseldorf nach Ratingen und zurück, so die Einschätzung der beiden Politiker. Für den ADFC unterstützen Almut Langer und Martin Kempf den Trassenvorschlag der Grünen nach Düsseldorf. „Neben dem Radschnellweg für die Alltagsmobilität brauchen wir aber auch eine Ausbauoffensive für diebstahlsichere Fahrrad-Stellplätze an den Arbeitsplätzen, Wohnungen und Einkaufsorten“, betonten sie. „Ratingen braucht für die Umsetzung eine kommunale Stellplatz-Satzung“, so Langer und Kempf.