Die Corona-Helden der Stadt
Zehn bewundernswerte Menschen zeichnete die Rheinische Post Mediengruppe mit ihrem Preis „Düsseldorfer des Jahres“aus.
DÜSSELDORF Sie sorgen dafür, dass auch in der Pandemie das gesellschaftlich-soziale Leben funktioniert: die zahllosen Corona-Helden. Sie sind da, wenn sie gebraucht werden. Sie kümmern sich darum, dass die Heizung funktioniert, das Licht brennt und das Wasser in gewohnter Weise aus dem Hahn fließt. Sie tun, was immer nötig ist, um uns medizinisch zu helfen, sie stehen bereit, ob Tag oder Nacht. Vielfach ist das in selbstgewählter oder auch verordneter Isolation im Homeoffice nicht möglich. Sie halten der arbeitenden Bevölkerung den Rücken frei, indem sie sich um deren Kinder kümmern, sie versorgen uns mit Lebensmitteln und bringen uns pünktlich von A nach B. Sie wissen, dass sie sich in ihrem Job einem erhöhten Infektionsrisiko aussetzen, und trotzdem tun sie zuverlässig ihren Dienst.
Das würdigte die Rheinische Post Mediengruppe bei der Vergabe ihrer Auszeichnung „Düsseldorfer des Jahres“2020. Die Jury habe sich dazu entschlossen, dieses Mal die „Sonderkategorie Corona“zu vergeben“, sagt Jörg Philippi-Gerle, als Leiter Veranstaltungen/Netzwerk RP Veranstaltungen auch Organisator dieser Preisvergabe. „Dabei haben wir uns an der vom NRW-Gesundheitsministerium herausgegebenen Liste der systemrelevanten Berufe orientiert und aus zehn dieser Berufsgruppen jeweils einen Preisträger stellvertretend für die gesamte Branche ausgewählt.“Dabei griff die Jury auch auf die Hinweise der RP-Leser zurück.
Um das gemeinschaftliche Leben hat sich etwa Heike Borchardt besonders verdient gemacht. Sie ist Busfahrerin bei der Rheinbahn. „Mir war wichtig, diesen Job zu machen. Ich habe mir gedacht, du bist gesundheitlich robust, du wirst ja jedes Jahr ab Oktober angehustet“, meint Borchardt. Damit es aber nicht dazu kam, hat die Rheinbahn
frühzeitig den Fahrerbereich vom Rest des Busses mit Folien und Acrylglasscheiben abgetrennt. „Es gab keinen Grund, zu sagen: Ich fühle mich gefährdet“, so Borchardt. In der ersten Phase des Lockdowns war sie mitunter ganz schön im Stress, weil sich Fahrgäste nicht an die Regeln halten wollten, den Frust an ihr ausließen. „Es war manchmal erschreckend. In dieser Corona-Zeit kam der Egoismus der Menschen durch. Man musste mit viel Diplomatie agieren“, sagt die Fahrerin.
Marcel Angermund ist Hauptbrandmeister der Berufsfeuerwehr und war an einer entscheidenden Stelle der Umsetzung von coronabedingten Hygienekonzepten tätig. In der Feuerwache Lierenfeld kamen täglich 30 Paletten mit Masken, Schutzkleidung und Handschuhen an, die gerecht an die Düsseldorfer Krankenhäuser, Pflegedienste oder Behörden verteilt werden mussten. „Die Feuerwehr alleine hätte das kaum geschafft, wir müssen uns ja auch noch um unser tägliches Geschäft kümmern und jederzeit einsatzbereit sein“, sagt Angermund. „Die Feuerwehr hat zusammen mit dem THW, den Maltesern, dem DRK, dem ASB und den Johannitern die Aufgabe gemeistert. Das hat allen gezeigt: Wenn es darauf ankommt, haben wir einen gut funktionierenden Katastrophenschutz.“
Nadine Büchel dürfte mit ihrem
Team so einige „Katastrophen“im häuslichen Bereich verhindert haben. Sie ist Leiterin der Kindertagesstätte an der Kolhagenstraße. „Unsere Kita war nie geschlossen. Wir hatten immer mindestens 50 bis 60 Prozent unserer Kinder in der Betreuung“, erläutert Büchel. „Wir hatten und haben schon Angst, uns anzustecken, weil es unmöglich ist, kleine Kinder ohne körperlichen Kontakt zu betreuen.“Zwar gibt es auch in den Kitas Hygienekonzepte wie zum Beispiel das Betretungsverbot für Eltern, Handdesinfektion und Lüftungspläne, aber Kinder müssen auch in den Arm genommen, getröstet und gelobt werden. „Wir hatten zum Glück in unserem 18-köpfigen Team noch keinen Corona-Fall“, freut sich Büchel.
Auch für Dirk Drunkemöller ist Arbeit im Homeoffice keine Option. Er ist Müllwerker bei der Awista und hat in den Lockdowns jede Menge zu tun. „Die Menschen sind zu Hause und produzieren Müll. Da ist die Müllmenge nahezu explodiert“, sagt Drunkemöller. „Wir mussten Extraschichten fahren und Zusatzfahrzeuge einsetzen, sonst hätten wir den Müllberg nicht beherrschen können.“Dank des unermüdlichen Einsatzes, die Awista arbeitet an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden, blieb es in Düsseldorf verhältnismäßig sauber. Das dankt auch die Bevölkerung. „Für mich ist es immer ein große Freude, wenn uns Kinder am Straßenrand zuwinken“, so Drunkemöller.
Auch Pia Khamkoh hat positive Reaktionen auf ihre Arbeit erhalten. Die 25-Jährige gab als Bankkauffrau bei der Volksbank Düsseldorf/Neuss nicht nur Papiergeld aus. „Eine Kundin hatte einfach kein Toilettenpapier mehr zu Hause. Wir gaben ihr welches. Sie hat sich so darüber gefreut, dass ihr die Tränen kamen“, berichtet Khamkoh. Ohnehin hat sich die Volksbank nicht nur in der Schalterhalle um ihre Kunden gekümmert. „Wir haben sogenannte ‚Care Calls‘ gemacht und uns erkundigt, wie es unseren Kunden geht. Dabei haben wir erfahren, dass es einige Corona-Fälle gegeben hat. Für mich war der Kontakt zu ihnen wegen des Hygienekonzeptes aber kein Problem“, so Kamkoh. „Ich bin wirklich stolz darauf, ein Teil der systemrelevanten Berufsgruppen zu sein.“
Genau wie Andrea Rübsam. Die Bäckereifachverkäuferin in der Bäckerei Hinkel stand jeden Tag charmant und nervenstark ihre Frau. „Für mich war es normales Arbeiten unter verschärften Hygienebedingungen und angepassten Öffnungszeiten“, so Rübsam. „Unsere Kunden haben kaum gemeckert und hatten alle die Toleranz, draußen vor der Tür zu warten. Dabei war es egal, ob es regnete oder stürmte. Deshalb: Hut ab vor unseren Kunden.“
Die Sorge um ein Familienmitglied machte ihr zu schaffen: „Ich habe einen kranken Vater, den will ich auf keinen Fall anstecken. Am Anfang hatte ich auch Angst, zu erkranken, aber wenn sich jeder an die geeigneten Schutzmaßnahmen hält, sinkt das Ansteckungsrisiko erheblich“, so die Verkäuferin. „Wir machen unseren Job, den machen wir gerne, und wir waren da für die Leute, die uns brauchten.“
Genauso wie Rübsam arbeitete Mike Mauer normal weiter. „Corona interessiert uns bis auf die Einhaltung der Schutzkonzepte nicht“, meint der Netztechniker der Netzgesellschaft. Er ist im Entstördienst für Strom, Gas und Wasser tätig. Gibt es einen Ausfall, versuchen Mauer und seine Kollegen so schnell wie möglich, die Störung zu beheben. Dafür sind sie auch schon mal mit Blaulicht unterwegs. „In unserer Truppe sind wir 30 Leute. Zum Glück gab es bei uns noch keinen Corona-Fall, obwohl wir viel Kontakt zu Menschen haben.“
Viel Kontakt zu Menschen hat auch medizinisches Fachpersonal. Vanessa Wolsing gehört dazu. Sie ist Krankenpflegerin und Stationsleiterin im Marienhospital. „Krankenpfleger hatten eine hohe zusätzliche psychische Belastung. Zunächst wusste man ja nicht, was ist das für ein Virus, welcher Patient ist daran erkrankt? Bronchoskopien oder Intubationen sind extrem gefährlich geworden“, erklärt Wolsing. „Inzwischen ist man ja schlauer. Jeder Patient, der aufgenommen wird, wird auf Corona getestet. Wegen der hohen Hygienestandards ist die Ansteckungsgefahr auf der Corona-Station geringer als draußen.“Sie hat es immer besonders gefreut, wenn ehemalige Corona-Patienten das Krankenhaus wieder geheilt verlassen konnten. „Mich freut auch, dass sich die Wahrnehmung unserer Arbeit in der Gesellschaft ändert. Wir sind nicht nur Assistenten, sondern eine eigenständige Berufsgruppe.“
Thorsten Feldt war als Oberarzt für Infektiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf einer der ersten Mediziner in Deutschland, die Corona-Patienten behandelten, und er ist bis heute unermüdlich für die sie im Einsatz. „Am Anfang war es eine schwierige Situation“, gesteht der Arzt. „Es gab wenige Informationen aus China, kaum Gesichertes zu Übertragung und Therapie. Bis heute gibt es täglich Neues. Gut, dass es ein sehr schnelles und gutes Netzwerk zum Informationsaustausch gibt.“
Auch für den Infektiologen war es eine neue Erfahrung, den ganzen Arbeitstag über eine medizinische Maske zu tragen. „Aber das schützt einen selber, die Mitarbeiter und alle anderen“, hält Feldt fest. Er hatte Befürchtungen, dass in der ersten Welle der Pandemie die Intensivbetten nicht ausreichen könnten. „Wir hatten ja die Bilder aus Italien vor Augen. Ich bin heilfroh, dass wir die Triage nicht anwenden mussten, dass wir nicht entscheiden mussten, welchen Patienten wir behandeln und welchen nicht.“
Ganz früh raus muss Detlev Klinkenberg. Seine Arbeitszeit beginnt um 3.15 Uhr, dann trägt er die Rheinische Post zu den Abonnenten. Als Corona neu war, war das Informationsinteresse besonders groß, die Zeitung wichtige morgendliche Informationsquelle. „Ich musste bei meiner Arbeit keine Maske tragen. Ich bin immer nachts unterwegs und treffe so gut wie niemanden.“Er war genauso wie die anderen Corona-Helden über seine Ehrung überrascht. „Ich wusste auch nicht, dass Zeitungsausträger systemrelevant sind“, sagt er.
„Ich gratuliere allen, die diesen Sonderpreis erhalten, ganz, ganz herzlich. Danke, dass Sie sich so verhalten haben, wie Sie sich verhalten haben“, sagte Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann den zehn Corona-Helden in seiner Laudatio.
Abschied Die Düsseldorfer Lebenshilfe trauert um ihren Vorstandsvorsitzenden Peter Heyden (74). „Er war ein engagierter Streiter für die Rechte der Menschen mit Behinderung und ein integrer und empathischer Vorsitzender“, heißt es von dem Verein. Er hätte die Geschicke der Lebenshilfe mit großem Herz und Verstand begleitet.Die ruhige, offene und warmherzige Herangehensweise, Entscheidungen abzuwägen und unaufgeregt zu treffen, charakterisiert sein engagiertes Wirken für die Lebenshilfe.“
Gewählt Die Düsseldorfer Ratsfrau und FDP-Vorsitzende Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist auf der Landeswahlversammlung ihrer Partei in Dortmund erneut auf Listenplatz 2 hinter Partei- und Fraktionschef Christian Lindner gewählt worden. Die Düsseldorferin erhielt von den 400 Delegierten 87,1 Prozent der Stimmen. Damit erzielte Strack-Zimmermann ein weitaus besseres Ergebnis als 2017. Da waren es nur 76,68 Prozent.