Kunden und Einzelhandel verunsichert
Im Dauer-Lockdown zeichnet sich ein diffuses Stimmungsbild ab. Die Terminvergabe funktioniert nur bedingt. CityKauf-Chef Bernd Schultz: „Die Leute gehen erst gar nicht los.“Das Hin und Her der Regelungen ist belastend.
RATINGEN Es ist ein Hin und Her zwischen Lockern und Verschärfen. Es geht um den Lockdown, der erst vor Kurzem aufgeweicht wurde und für eine Belebung der Innenstadt sorgen sollte. Das bedeutet, dass manche Geschäfte wie der Buchhandel die Türen wieder öffnen durften. Andere Einzelhändler vergaben Termine.
Die NRW-Landesregierung hat unterdessen die vom Oberverwaltungsgericht Münster aufgehobenen Corona-Beschränkungen im Einzelhandel mit einer Überarbeitung der Corona-Verordnung wieder in Kraft gesetzt. Für Schreibwarengeschäfte, Buchhandlungen und Gartenmärkte bedeutet die Neuregelung schärfere Auflagen, wie das NRW-Gesundheitsministerium mitteilte.
Nicole Heisterkamp vom Kochshop an der Bahnstraße sagt: „Das mit den Terminvergaben wird so gut wie gar nicht wahrgenommen. In den ersten zwei Tagen ja, aber jetzt nicht mehr.“Die meisten Kunden seien Spontankunden. Für die, die genau wissen, was sie kaufen möchten, hat der Kochshop eine Theke an der Tür. „Dann müssen sie nicht erst in den Laden“, so Heisterkamp. Die, die sich im Laden umsehen wollen, müssen sich in die Liste eintragen. „Wir lassen nicht mehr als drei Leute rein“, betont Heisterkamp, „aber unsere Kunden wissen meist ganz genau, was sie wollen und brauchen keine lange Beratungszeit.“
Der Buchhandel zeigt sich bisher zufrieden. „Seitdem auf war, ist es wunderbar“, erklärt Karin Frohns, Mitinhaberin von Spiel & Buch. Schon der Abholservice zuvor war von den Kunden sehr gut angenommen worden. „Es war ein bisschen weniger als in einem normalen Januar und Februar“, sagt sie, „aber jetzt holen wir alles nach.“
Die Kunden seien froh, dass sie wieder selbst schauen können. „Sie sind richtig ausgehungert“, sagt Karin Frohns. „Da war eine Kundin da, die hat wirklich überall, in jeder Ecke geguckt, ob sie noch etwas findet.“
Zwar dürften sich zehn Kunden im Spiel & Buch-Ladenlokal aufhalten, „aber wir lassen nur fünf rein“. Denn die Leute sollen sich möglichst ungezwungen umschauen können. „Die Kunden finden das in Ordnung“, sagt Karin Frohns. „Sie fühlen sich sicher.“Doch nicht alle können ein solch positives Fazit ziehen. „Das mit den Terminen funktioniert nicht“, weiß Bernd Schultz, Vorsitzender des Ratinger Werberings und City-Kauf-Chef. „Die Leute sind total verunsichert und gehen gar nicht erst los.“
Vor allem die Textilbranche liege danieder. „Wer soll das mit den Terminen kontrollieren?“, stellt Schultz in den Raum. Außerdem gebe es bei der Öffnung nicht nur eine Seite. „Die Kehrseite ist, dass wir uns nicht nur freuen über die Öffnung, sondern auch Sorge haben“, erklärt Bernd Schultz.
Denn eine Öffnung bedeutet auch zunehmende Ansteckungsgefahr der Ladeninhaber und Mitarbeiter. „Ich kann als City-Kauf nicht sagen, dass wir glücklich sind“, meint Schultz. Dazu kommen die steigenden Inzidenzzahlen in Ratingen.
Auch das sorge nicht für eine positive Stimmung. Und die Unsicherheit, wer was wie entscheidet, trage auch nicht zu einer Entspannung bei. So würde Schultz gerne wissen: „Wie wird entschieden, wenn sich die Zahlen von Ratingen stark von jenen des Kreises unterscheiden?“
Stadt und Politik versuchen jedenfalls, dem Einzelhandel zu helfen. Wie bereits berichtet. sind die neuen Antragsformulare und Merkblätter für das erneuerte und verbesserte Corona-Hilfsprogramm der Stadt Ratingen jetzt online. Interessenten gelangen unter www.ratingen. de auf zwei Wegen zu den erforderlichen Dokumenten: erstens über die Corona-Infobox auf der Startseite unter dem Stichwort „Städtisches Hilfsprogramm für Betriebe, Künstler, private Schulen und Vereine“, zweitens über den Menüpunkt „Wirtschaft, Internationales“in der Hauptnavigationsleiste der Homepage.
Wichtiger Hinweis: Die Vordrucke für Mietzuschüsse werden zu einem späteren Zeitpunkt bereitgestellt, da diese Zuschüsse erst nach Auslaufen der Überbrückungshilfe III des Bundes ausgezahlt werden können.
Das städtische Hilfsprogramm ruht auf drei Säulen.
1. Zuschuss von maximal 9.000 Euro für drei Monate: Gefördert werden ortsansässige, inhabergeführte Einzelhandelsund Gastronomiebetriebe, Selbständige, private Schulen
und Künstler/innen, und zwar mit dem Ziel, die Angebotsvielfalt, die Versorgungssicherheit, Gesundheit, Bildung und das kulturelle Leben in Ratingen aufrechtzuerhalten. Der Zuschuss dient der mittel- und langfristigen Aufrechterhaltung der Geschäftstätigkeit trotz der finanziellen Folgen der Corona-Pandemie in den Jahren 2021 und danach. Er wird betriebskostenunabhängig gewährt.
2. Mietzuschüsse von maximal 9.000 Euro für drei Monate: Diese Hilfen wurden im vergangenen Jahr noch als Darlehen gewährt, nun wurden sie auch in nicht rückzahlbare Zuschüsse umgewandelt. Da diese Zuschüsse aber erst nach Ablauf der Überbrückungshilfe III gewährt werden können, werden Informationen und die Antragsvordrucke zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.
3. Hilfen für Vereine: Auch Vereine mit Hauptsitz in Ratingen können Zuschüsse in Höhe von maximal 9.000 Euro beantragen, sofern sie Umsatzeinbußen (egal, wodurch bedingt) von mindestens 15 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat nachweisen. Die Mietzuschüsse können für Vereine ebenfalls zum Tragen kommen.
Das Programm hat nach Angaben der Stadt eine Laufzeit bis zum 30. Juni 2021.
„Ich kann als City-Kauf nicht sagen, dass wir glücklich sind.“Bernd Schultz Vorsitzender