Der lange Weg zum Stadtwappen
Wappen Der Stadt Ratingen wurden zuletzt am 3. Oktober 1972 ein Wappen, ein Siegel und eine Flagge verliehen. Das Wappen wurde vom Aachener Grafiker Walther Bergmann nach Vorlage des Wappens von 1909 neu gestaltet. So sieht es aus: „Geteilt in Silber (Weiß) und Rot; oben ein wachsender zwiegeschwänzter, blau gekrönter und bewehrter, roter Löwe und unten ein silbernes (weißes) sechsspeichiges Rad.“
Löwe Das Wappen zeigt den Bergischen Löwen und ein Richtrad, welches auf eine frühere Gerichtsstätte hindeutet. Es entstammt einem Siegel aus dem Jahre 1430. Erstmals genehmigt wurde es am 30. Dezember 1909 durch den preußischen Minister des Innern, allerdings mit einem fünfspeichigen Rad und einer damals üblichen Mauerkrone.
Bischof In einer Akte des Amtes Angerland ist überliefert: Der Amtsbürgermeister Hinsen schrieb 1934 an den Düsseldorfer Heraldiker Wolfgang Pagenstecher, der durch das dortige Staatsarchiv empfohlen worden war, und schilderte ihm sein Problem. Es ging ihm zunächst darum, ein Wappen für die Bürgermeisterei Ratingen-Land einzuführen, und er verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass bereits im Jahr 1888 in Angermund ein Siegel eingeführt worden sei, das einen Heiligen mit Mitra, also einen Bischof, gezeigt habe, und auf seinem Schild sei der bergische Löwe abgebildet gewesen. Diese Darstellung sei einem Siegel einer Urkunde aus dem Jahr 1530 entlehnt gewesen. Die Gemeinde könne aber keinen Nachweis über die Verleihung des Wappens führen, deshalb sei geplant, einen neuen Antrag zu stellen.
Anger Die Beratungen ergaben dann, dass ein anderes Wappen entworfen werden sollte: für das Amt ein Löwe auf silbernem Schild, umgeben von sechs goldenen Sternen, für den Ort Angermund ein roter Turm mit Helmdach, vor dem Tor ein Wappenschild mit einem bergischen Löwen und dahinter das blaue Flussband der Anger. Weil Angermund eine alte Stadtfreiheit war, durfte der Ort ein etwas aufwendiger ausgestaltetes Wappen führen, als es sonst für eine kleine Landgemeinde üblich war.
Nationalsozialismus Dass die Darstellung eines Heiligen nicht mehr weiter diskutiert wurde, lag darin begründet, dass die Nationalsozialisten kirchliche Symbole generell ablehnten. Dies geht deutlich aus einem Erlass des Jahres 1937 des Reichs- und preußischen Innenministeriums hervor, in welchem es hieß: „In der letzten Zeit sind in zahlreichen Fällen Gemeindewappen verliehen worden, die ihren Ausgangspunkt von den Wappen mittelalterlicher Territorien nehmen. Ebenso werden hier und da noch die Siegel landesherrlicher Landgerichte zum Ausgangspunkt für die Neuanschaffung von Gemeindewappen genommen und die in diesen Siegeln dargestellten Heiligen oder sonstige kirchliche Embleme in die neuen Gemeindewappen übernommen. Diese historischen Zusammenhänge sind heute der Bevölkerung, beziehungsweise der betreffenden Gemeinde kaum noch bewusst; zum anderen Teil stehen sie mit der Entwicklung der Gemeinde nicht in so engen Zusammenhang, dass ihre Übernahme in neue Wappen gerechtfertigt wäre. Heimat Waren also zum einen die Kommunen, denen erst zur Zeit der Weimarer Republik die Führung von Wappen zugestanden wurde, initiativ geworden, um für sich ein Hoheitszeichen zu schaffen, gingen nach der Machtergreifung von 1933 noch andere Bestrebungen mit diesem Anliegen eine Koalition ein: Begriffe wie „Heimat“und „Heimatkunde“waren für die Nationalsozialisten sehr wichtig, und die Symbolik der Gemeinde- und Stadtwappen war damit eng verwoben.