Vor mehr als 50 Jahren war Elisabeth II. zum ersten Mal in der Landeshauptstadt zu Besuch. Sie lernte Schloss Benrath und auch ein klein wenig die Altstadt kennen. Als sie 2004 noch einmal kam, gefiel es ihr offenbar so gut, dass sie die Zeit aus den Auge
zu nehmen. Schick wie immer stieg die Queen aus der Bahn. Sie trug an diesem Tag einen leuchtend blauen Mantel aus Woll-Bouclé.
Vor Schloss Benrath empfing sie in duftendes Blumenmeer aus 1000 Rosen und 1000 Nelken, dazu Orchideen und Lilien. Alles war festlich beflaggt. Das Protokoll war streng: Unter anderem sah es vor, dass wegen des Blitzlichtes der Abstand zwischen den Fotografen und der Queen mindestens vier Meter betragen musste. Ein Frühstück für 60 Personen war geplant, den Mokka wollte Elisabeth II. stehend einnehmen, um mit so vielen Menschen wie möglich ins Gespräch zu kommen. Vom Handkuss wurde laut Protokoll übrigens abgeraten, da dieser in England nicht üblich war.
Am späten Mittag verließ die Königin Schloss Benrath, um sich auf den Weg ins Rathaus in der Innenstadt zu machen. Das lange Verdeck des Mercedes Pullman 600 Landaulet war geöffnet, so dass die Königin und der Ministerpräsident stehend und gut sichtbar für die Menschen an den Straßenrändern vorbeifuhren. Daran können sich bis heute manche erinnern. Die Fahrt wurde zu einem Triumph für die Queen, Schätzungen der Polizei zufolge waren an diesem denkwürdigen Tag insgesamt 500.000 Menschen auf den Straßen der Landeshauptstadt unterwegs.
Allein Tausende Zuschauer säumten den Weg der Bolkerstraße in der Altstadt, über die der Wagen der Queen samt Gefolge fuhr – im Rathaus waren da schon die Tische für das Essen gedeckt. 30.000 britische Fähnchen hatte das Werbeamt der Stadt zuvor unter den Menschen draußen vor dem Rathaus verteilt. Düsseldorfs damaliger Oberbürgermeister Willi Becker (SPD) empfing die Royals. Danach trug sich das königliche Paar in das Buch der Stadt ein. Und Becker schenkte der Queen ein hübsches Schmucketui mit dem Großen Ehrenring der Stadt Düsseldorf. Der Ring bestand aus acht Rubinen und acht Brillanten, die die Farben der Stadt symbolisieren sollten. Dazu finden sich auf dem Schmuckstück die Initialen der Königin und das Datum ihres Besuches in der Landeshauptstadt.
Nicht immer in ihrem Leben hielt sich die Queen an das Protokoll – auch in Düsseldorf: Jubelrufe drangen ins Rathaus, unter anderem in den Jan-Wellem-Saal, wo sich die Königin aufhielt. Kurzerhand durchbrach sie das Protokoll und trat auf den Balkon, um die riesige Menschenmenge auf dem Rathausvorplatz zu begrüßen.
Schon nachmittags nahm die Queen allerdings wieder Abschied. Mit Prinz Philip bestieg die Monarchin das Rheinschiff Stadt Duisburg. Unter Gewitterwolken fuhr es langsam rheinabwärts nach Duisburg. Die Polizei vermeldete zufrieden: „Der Staatsbesuch verlief ohne Zwischenfälle.“Typisch für das mitunter joviale Rheinland: Bei der Schätzung der Menschenanzahl beriefen sich die Ordnungshüter auf vertraute Erfahrungswerte: „Wir haben da einen Vergleichsmaßstab, den Rosenmontagszug“soll es geheißen haben. „Da kommen auch immer so viele.“
Fast 40 Jahre sollte es dauern, bis die Queen erneut in die Landeshauptstadt kam – und erneut war Düsseldorf im Royal-Fieber. Tausende Schaulustige standen am 4. November 2004 an den Straßen und wedelten mit Union-Jack-Fähnchen. Im dunkelroten Bentley fuhr der Geschäftsführung bei der Caritas, Ulrich Brzosa, an den Besuch: „Auf dem Weg vom Landtag zum Ständehaus fuhr die Queen direkt an unserer Geschäftsstelle an der Hubertusstraße vorbei“, erzählt er. „Für meine Kollegen und mich war das ein besonderer Moment. Und natürlich machten wir jede Menge Fotos.“
Königlichen Glanz gab es auch zum 70. Landesgeburtstag Nordrhein-Westfalens – allerdings kam Ende August 2016 nicht mehr die Queen persönlich, sondern ihr Enkel Prinz William nach Düsseldorf. Nach einem Bad in der Menge eröffnete der damals 34-jährige Royal gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der damaligen NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) die Geburtstagsfeierlichkeiten.
Wer ihn sehen wollte, musste Geduld haben. Stundenlang standen Hunderte Anhänger der Königlichen Hoheit in der prallen Sonne, bis die weißen Motorradpolizisten an der Spitze des Konvois in den Ehrenhof einbogen und die Zeit gekommen war, zur Begrüßung des Prinzen die Fähnchen mit dem Union Jack und dem NRW-Wappen zu schwenken.