Radsportfans aus der ganzen Welt kamen 2017 nach Düsseldorf, um beim Grand Départ der Tour de France dabei zu sein. Es war trotz Regenwetter und Diskussionen um die Finanzierung ein friedliches, fröhliches und sportlich spannendes Fest.
Zwölf Jahre mussten Radsportfans in der Bundesrepublik warten, bis im Sommer 2017 die Tour de France wieder einmal in Deutschland Station machte. Düsseldorf war am 1. Juli beim größten Radrennen der Welt Gastgeber des Grand Départ und am darauffolgenden Tag Startort der zweiten Etappe. Die Landeshauptstadt erlebte trotz Wetterkapriolen ein tolles Tour-Wochenende, es war friedlich, fröhlich und sportlich spannend. Bis zu 1,3 Millionen Menschen schauten an der Strecke beim Auftaktzeitfahren zu und feuerten die Radprofis an, die weltbekannte Band Kraftwerk gab anschließend vor heimischem Publikum ein atemberaubendes Konzert im ausverkauften Ehrenhof. In Erinnerung an die Tour de France in Düsseldorf blieben aber auch jahrelange politische Diskussionen rund um die Kosten für den Grand Départ. Einnahmen in Höhe von acht Millionen Euro standen Ausgaben von 15,7 Millionen Euro entgegen.
Die Tour 2017 begann mit einem Einzelzeitfahren. Die Radsportler starteten an der Messe, fuhren am Rheinufer entlang, sprinteten über die Oberkasseler Brücke ins Linksrheinische. Mit Blick auf den Rheinturm und den Landtag ging es über die Rheinkniebrücke zurück, am Medienhafen vorbei, in Richtung Innenstadt. Am Ende der „Kö“passierten die Fahrer den Tritonenbrunnen und wechselten auf die Heinrich-Heine-Allee, um an der Deutschen Oper vorbei wieder ans Rheinufer und zur Messe zu gelangen. Der Brite Geraint Thomas war am schnellsten unterwegs und belohnte sich mit dem berühmten Gelben Trikot.
Ausgangspunkt der zweiten Etappe war das Tonhallenufer. Nach den ersten flachen Kilometern ging es hinauf zur Galopprennbahn – am Grafenberger Wald kämpften die Profis um die ersten Punkte für das Bergtrikot. Der Kurs führte weiter nach Erkrath, durch das Neandertal bis nach Mettmann, ehe die Fahrer Ratingen durchquerten und zurück nach Düsseldorf gelangten. Damit erlebte die Tour de France ein Novum, denn erstmals führte eine Etappe aus der Stadt des Starts heraus und wieder in diese zurück. Bei Streckenkilometer 52 verließ die Tour die Landeshauptstadt endgültig, Zielort der Etappe war Lüttich in Belgien.
Die Tour bescherte Düsseldorf einen großen Auftritt. Allerdings bedeutete sie auch einen erheblichen Aufwand und ging mit hohen Kosten einher. Daher war das Event von Anfang an umstritten. Es wurde noch lange um die Mehrkosten in Millionenhöhe gestritten, die Stadt hatte sich speziell bei der VIP-Betreuung und Hospitality verspekuliert. Für den damaligen Oberbürgermeister Thomas Geisel, der sich ungemein für den Grand Départ eingesetzt hatte, blieb das Tour-Wochenende dennoch einer der Höhepunkte seiner Amtszeit: „Das Ereignis war eine große Sympathiewerbung für die Landeshauptstadt Düsseldorf.“Aber auch Geisel musste im Stadtrat Fehler einräumen. Er hatte die Bewerbung 2015 ohne stabile Mehrheit durchgedrückt – und bis zum Schluss den Eindruck aufkommen lassen, er wolle die Finanzierung lieber am Rat vorbei regeln. Der letzte Akt um den Grand Départ folgte Ende 2019, als das Verwaltungsgericht entschied, den Vertrag mit dem Tour-Veranstalter offenzulegen. Es war anschließend von einem „Knebelvertrag“die Rede.