SG beklagt fehlende Unterstützung der Stadt
Der Handball-Regionalligist hat für die Aufstiegsrunde zur Dritten Liga gemeldet, die Stadt erkennt diese aber nicht als zugehörig zum Profisport an und verwehrt dem Team deshalb den Zugang zu Sportstätten per Ausnahmegenehmigung. In Duisburg und Essen is
RATINGEN Gute Nachrichten sind ja rar in diesen Zeiten. Eine solche sollte eigentlich aus lokalsportlicher Sicht sein: Die SG Ratingen hat für die Aufstiegsrunde zur Dritten Handball-Bundesliga gemeldet. Das hat sie tatsächlich auch getan: Der Verband Nordrhein hatte eine bindende Abfrage an die Klubs der Regionalliga geschickt, ob Interesse an einer Aufstiegsrunde besteht. Diese Willensbekundung hat SG-Geschäftsführer Bastian Schlierkamp bejaht und rechtsverbindlich unterzeichnet.
So weit, so gut. Allerdings scheint es eine recht exklusive Veranstaltung zu werden (siehe Info-Kasten). Manche Vereine hatten schon länger abgewunken, nun folgten die HG Remscheid, deren Trainer Alexander Zapf zu den Initiatoren der Aufstiegsrunde gezählt hatte, und der TV Korschenbroich. Die HG hatte bei der Stadt Remscheid angefragt, ob sie diese Woche wieder mit dem Training starten könne, da eine entsprechende Vorbereitung nach der so langen Pause Voraussetzung ist, um an einer Aufstiegsrunde teilzunehmen. Ergebnis: „Dass dies bei den aktuellen Inzidenzzahlen unmöglich ist, ist uns in den letzten Tagen immer deutlicher geworden“, betont Zapf.
Ähnlich ist es in Korschenbroich, wo es „uns aufgrund der aktuellen Pandemielage nicht möglich ist, ein ausreichendes Hallentraining als Vorbereitung zu ermöglichen“, berichtet Geschäftsführer Peter Nilgen. Der Sportliche Leiter Klaus Weyerbrock sagt mit Blick auf den Profi-Unterbau von TuSEM Essen und den OSC Rheinhausen: „Leider ist es so, dass andere Vereine in der Liga bereits durch Sondergenehmigungen die Möglichkeit haben, in der Halle zu trainieren, während das für uns als Amateurverein pandemiebedingt nicht möglich ist.“
Auch die SG Ratingen bekommt keine Möglichkeit, sich ausreichend auf die Aufstiegsrunde vorzubereiten. Daran will sie zwar teilnehmen, aber die Stadt Ratingen verweigert ihr eine Ausnahmegenehmigung, mit der sie wieder trainieren dürfte. Die SG verweist auf das benachbarte Duisburg, wo der OSC Rheinhausen seit rund einem Monat mit einer Sondergenehmigung wieder trainieren darf, und hat ein umfangreiches Hygienekonzept eingereicht, das unter anderem die Testung aller Beteiligten vor jeder Trainingseinheit vorsieht, um ebenfalls eine Ausnahme genehmigt zu bekommen.
Doch der Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) lehnte den Antrag der SG ab. Die Erklärung lautet auf Anfrage unserer Redaktion so: „In erster Linie wurde durch das Sportamt die Frage des Profisports behandelt und im SAE erörtert. Hierbei kommt die Verwaltung zu dem Ergebnis, dass bislang keine hinreichenden Hinweise vorliegen, die eine Zuordnung zum Profisport rechtfertigen.“Für diesen gibt es Ausnahmen, nicht aber für den Amateurbereich. Die Stadt präzisiert: „Es handelt sich bei der ersten Mannschaft der SG Ratingen um eine Regionalliga-Mannschaft, welche sich auf eine mögliche Aufstiegsrunde zur 3. Liga vorbereiten möchte. Die Zuordnung der 3. Handball-Bundesliga zum Profisport ist aus Sicht der Verwaltung ebenso ungeklärt. Hierzu wurde bei der SG Ratingen eine aussagekräftige Bescheinigung des entsprechenden Verbandes erbeten, welche bislang nicht vorliegt.“
Das Problem: Die 3. Liga steht zwar unter dem Dach des Deutschen Handball-Bundes (DHB), ob es sich bei ihr aber um eine Profi-Liga handelt, ist selbst bei etlichen ihrer Vereine ein Zankapfel. Die SG hat deswegen auch keine von der Stadt angeforderte „aussagekräftige Bescheinigung“, sie beruft sich aber auf den DHB, der wiederum den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zitiert: „Nach DOSB-Verständnis fallen alle Kaderathleten sowie die ersten bis dritten Ligen in allen olympischen und nicht-olympischen Sportarten, die vierte Liga im Männerfußball sowie nationale und internationale Sportveranstaltungen, an denen professionelle Sportler teilnehmen, unter die Definition ,Profisport’.“
Dieser hat sich die Stadt offenbar nicht angeschlossen. Sie formuliert stattdessen: „Die vorgenannte fehlende Einstufung zum Profisport führt gemäß §9 Abs. 1 CoronaSchVO
(Corona-Schutzverordung, Anm. d. Red.) dazu, dass der Freizeit- und Amateursportbetrieb auf und in allen öffentlichen und privaten Sportanlagen, Fitnessstudios, Schwimmbädern und ähnlichen Einrichtungen unzulässig ist. Die ebenfalls dort genannten Ausnahmen greifen für die erste Mannschaft der SG Ratingen nicht.“Aus diesem Grund sei auch das Hygienekonzept der Handballer nicht relevant, findet die Verwaltung: „Eine Prüfung des vorliegenden Hygienekonzeptes ist bislang nicht erfolgt, da bereits nach dem ersten Prüfungsschritt (Zuordnung Profisport) eine Ablehnung aus Sicht der Verwaltung notwendig ist.“
Die SG sieht das alles natürlich anders: „Uns ist durch unsere Arbeit an Schulen und in Kinderheimen bewusst, dass die Situation im Moment auch für die Stadt keine einfache ist“, sagt Schlierkamp auch als Geschäftsführender Gesellschafter der gemeinnützigen Gesellschaft Interaktiv „Schule, Sport Soziales“. Als SG-Chef ergänzt er: „Dennoch geht es hier für uns um den Weg in den Profisport, wo wir uns seitens der Stadt schon mehr Unterstützung gewünscht hätten. Wenn Hallentraining schon nicht möglich ist, hätten wir uns zumindest eine Genehmigung für die Outdoor-Sportstätten gewünscht, allerdings wurden uns diese zuletzt noch nicht einmal aufgeschlossen, als es die rechtliche Lage zuließ. Daher sind wir insgesamt enttäuscht über die ausbleibende Unterstützung der Stadt.“
Die teilt zum Vorwurf, auch keine Außensportanlagen aufgeschlossen zu haben, mit: „Die für die Einrichtungen Verantwortlichen haben den Zugang so zu beschränken, dass unzulässige Nutzungen ausgeschlossen sind und die Einhaltung der Mindestabstände gewährleistet ist. Da für die erste Mannschaft der SG Ratingen keine Ausnahmenregelungen gelten, ist die Stadt Ratingen sogar verpflichtet, den Zugang zu den Sportfreianlagen nicht zu gewähren.“
Immerhin lässt die Stadt ein kleines Hintertürchen offen: „Sollte eine eindeutige Zuordnung der geplanten Aufstiegsrunde in die dritte Liga zum Profisport durch entsprechende Unterlagen möglich sein, wird die Verwaltung eine erneute Prüfung selbstverständlich vornehmen.“Das klingt entgegenkommend, ist aber nur eins: utopisch. Gäbe es solche Unterlagen, hätte die SG sie bereits eingereicht.