Hinten beständig, vorne überraschend
Die DEG braucht besonders in der Offensive neues Personal. Klarer ist die Lage im Tor, da soll es mit dem jungen Duo weitergehen.
DÜSSELDORF Es ist nicht gar so einfach, die Saison der Düsseldorfer EG in der Deutschen Eishockey Liga zu bewerten. Nun kann man sich darauf zurückziehen, dass sie vor den Play-offs endete. Oder auf durchwachsene Zahlen einzelner Spieler. Harold Kreis ist das zu einfach: „Klar sind wir kritisch“, sagt der Trainer, aber man müsse in der Corona-Saison „andere Faktoren berücksichtigen als sonst“. Die kurze Vorbereitung, die Sorge vor einer Infektion, die Isolation, das reduzierte Gehalt, die unklare Zukunft. Befreit aufspielen konnten kaum jemand.
Bei der DEG kam ab Ende Januar eine wochenlange Krise hinzu. Umso glücklicher war Kreis, dass sein Team nicht aufgab. Da holte es Rückstände auf, kletterte wieder in der Tabelle. „Es war ein Kraftakt, dass die Spieler sich überhaupt in die Lage versetzt haben, um einen Play-off-Platz zu kämpfen“, sagt Kreis. Doch am Ende fehlten drei Punkte.
Seitdem hat es viele Gespräche an der Brehmstraße gegeben. Denn die die nächste Saison wird wegen der unsicheren Finanzlage nicht leichter. Am Donnerstag verkündete die DEG die ersten vier Abgänge, auch von Leistungsträgern. „Mit unserem Budget kann ich eine gewisse Qualität eben nicht halten“, sagt Manager Niki Mondt, der nun mit kleinem Geld das Horrorszenario verhindern muss: den Abstieg, der nächste Saison wieder eingeführt wird. Um etwas anderes geht es Stand jetzt nicht. Weil abermals nicht viel Geld da sein wird. Trotzdem sei er optimistisch, „dass ich da eine gute Truppe hinstelle“.
Seine Hoffnung nährt sich vor allem mit Blick auf die Defensive. Mit den beiden jungen Torhütern will er weitermachen. Mirko Pantkowski (22) ist ohnehin unter Vertrag, mit Hendrik Hane (20) – gebürtiger Düsseldorfer und aus der DEG-Jugend – dürfte man sich einig werden. Zwar weiß auch Mondt, dass die beiden nicht immer glücklich agierten, „aber sie sind nicht der Grund, warum wir die Play-offs verpasst haben“. Außerdem erwartet er mit mehr Erfahrung ohnehin eine Steigerung.
Auch in der Abwehr sieht es trotz des Abgangs von Jensen (und von
Jan Brejcak) nicht so schlecht aus. In Marco Nowak und Bernhard Ebner sind zwei Spieler aus dem erweiterten Kader des Nationalteams unter Vertrag. Aber auch sie müssen sich nach einem durchwachsenen Jahr steigern. Bleibt auch Kyle Cumiskey, der erfahrene wie elegante Kanadier, den Mondt halten will, sei das mit Marc Zanetti ein gutes Gerüst. Dazu bräuchte es drei günstige Verteidiger. Ob einer der Alten – Johannes Johannesen, Nicolas Geitner – bleibt, ist unklar bis unwahrscheinlich.
Schwieriger sieht es im Sturm aus. Aus den ersten beiden Reihen haben nur Topscorer Daniel Fischbuch und Shootingstar Alexander Ehl einen Vertrag. Max Kammerer ist schon weg, für Ken-André Olimb und Jerome Flaake wird wohl das Geld fehlen. Anders könnte das bei Alexander Barta aussehen, der Kapitän wird als 38-Jähriger nicht zwingend um jeden Euro feilschen.
Trotzdem wären das nur drei nominelle Topstürmer. Und auch bei den Angreifern sieben bis 13 sind viele Stellen offen. Zwar würde Mondt gern die dritte Reihe mit Matt Carey, Tobias Eder und Alexander Karachun halten, aber bislang sähe es nur bei Eder „gut aus“. Dahinter hat nur Victor Svensson einen Vertrag, Charlie Jahnke geht nach Nürnberg, ob Patrick Buzas, Eugen Alanov und Mathias From eine Zukunft bei der DEG haben, ist fraglich. In der vierten Reihe wird Mondt wohl Geld sparen, um es in die Topreihen stecken zu können. Wobei auch da eher junge Deutsche und günstige Importspieler
zu erwarten sind. Der Sturm werde notgedrungen „eine Wundertüte“, sagt Mondt, der hofft, wie in den Vorjahren Glücksgriffe wie Jaedon Descheneau zu landen.
Von denen muss die DEG aber gleich mehrere finden. Und da kaum eine Liga normal spielt und man nicht uneingeschränkt reisen kann, läuft das Scouting vor allem per Video. Was den Nachteil hat, dass man die Spieler nicht kennenlernt, dabei sei der Charakter mitentscheidend: „Wenn du einen Kader hast, bei dem du eher auf das Potenzial hoffst, anstelle von nachgewiesener Qualität, muss umso mehr zusammenpassen“, sagt Mondt, der „trotzdem nicht den Kopf in den Sand stecken“will: „Ich sehe das alles als Herausforderung.“