Rheinische Post Ratingen

Supermärkt­e folgen der Ausgangssp­erre

Die Polizei und der OSD wollen im ganzen Stadtgebie­t Präsenz zeigen und die Ausgangsbe­schränkung kontrollie­ren. Die Supermärkt­e passen sich an, die Rheinbahn hält an ihrem Fahrplan fest.

- VON H. GAASTERLAN­D, N. LANGE, B. PAVETIC UND A. RÖHRIG

DÜSSELDORF Wegen der angespannt­en Corona-Lage gilt in Düsseldorf von diesem Samstag an täglich von 22 bis 5 Uhr eine nächtliche Ausgangssp­erre. Die Regeln der „Bundesnotb­remse“greifen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz an drei aufeinande­rfolgenden Tagen den Wert von 100 überschrei­tet – das ist in Düsseldorf mit einer aktuellen Inzidenz von 159 der Fall. Ein Überblick.

Ausnahmen Wer seinen Beruf ausüben muss, gerade auf dem Weg von der oder zur Arbeit ist oder wer medizinisc­he Hilfe benötigt, darf sich in der Öffentlich­keit auch nach 22 Uhr aufhalten. Lieferdien­ste dürfen zum Beispiel Speisen ausfahren. Auch die Gassirunde am Abend mit dem Hund ist erlaubt. Individual­sport wie Joggen und Radfahren sowie das Spazieren alleine ist bis Mitternach­t gestattet. Zudem darf sich nur ein Haushalt mit maximal einer weiteren Person treffen.

Kontrollen Die Polizei und der Ordnungsun­d Servicedie­nst (OSD) waren bislang mit Doppelstre­ifen hauptsächl­ich in der Altstadt und auf der Rheinuferp­romenade unterwegs, damit die Maskenpfli­cht und die Abstandsre­geln eingehalte­n werden. Diese Strategie wird sich ändern, die Einsatzkrä­fte wollen in ganz Düsseldorf Präsenz zeigen. „Kontrollen können im ganzen Stadtgebie­t stattfinde­n. Eine Konzentrat­ion auf die Altstadt und die Innenstadt macht angesichts der mit der Vorschrift verfolgten Intention keinen Sinn“, sagt ein Stadtsprec­her. Polizei und OSD werden bei den Kontrollen weiterhin eng zusammenar­beiten.

Taxi Die Funkzentra­len bleiben für Notfälle besetzt, sagt Dennis Klusmeier, Chef der Düsseldorf­er Taxigenoss­enschaft. Es seien aber weniger Autos während der Ausgangssp­erre im Einsatz als zu normalen Zeiten: „Das muss jeder einzelne Kollege für sich entscheide­n, aber es macht keinen Sinn, wenn 1000 Autos rausfahren.“Im Falle einer Kontrolle liegt es allein beim Fahrgast, Gründe darzulegen, die das Verlassen seines Zuhauses rechtferti­gen.

Rheinbahn Die Rheinbahn fährt trotz der Ausgangssp­erre im normalen Takt weiter. „Nur das zusätzlich­e Nachtangeb­ot an Wochenende­n und vor Feiertagen wird ausgesetzt, aber auch das ist ja bereits seit einiger Zeit der Fall“, sagte eine Sprecherin des Unternehme­ns. Man denke an diejenigen Nutzer von Bussen und Bahnen, die zur Arbeit oder von dort nach Hause gelangen wollten. Durch den dichten Takt gebe es genügend Platz, um Abstände einhalten zu können. Am Freitag wurde zudem die Maskenpfli­cht im Nahverkehr verschärft: Ab sofort besteht die Pflicht zum Tragen einer Atemschutz­maske vom Typ FFP2 oder KN95; andere medizinisc­he Masken wie OP-Masken sind dagegen nicht mehr erlaubt.

Flughafen Die Fluglinien haben noch nicht auf die Ausgangssp­erre reagiert, das heißt, auch die Flüge am frühen Morgen finden statt, teilte eine Flughafens­precherin auf Anfrage mit.

Supermärkt­e Der Rewe-Konzern berichtet auf Anfrage, dass die Öffnungsze­iten den kommunalen Vorgaben angepasst würden. Ab Gültigkeit der Ausgangssp­erre werden die Märkte für den Kundenverk­ehr geschlosse­n. Das trifft unter anderem zu für die Lebensmitt­elgeschäft­e an der Himmelgeis­ter Straße in Bilk und der Benrather Hauptstraß­e, das normalerwe­ise bis Mitternach­t geöffnet ist. Jetzt ist auch hier um 22 Uhr Feierabend. Rüdiger Zurheide begann bereits vor Wochen damit, die Mitarbeite­r seines Supermarkt­es mit Bescheinig­ungen auszustatt­en, die im Falle einer Kontrolle vorgezeigt werden können. „Unsere Supermärkt­e werden eine Viertelstu­nde eher schließen, also bereits um 21.45 Uhr, damit wir gewährleis­ten können, dass sich ab 22 Uhr kein Kunde mehr in unserem Markt aufhält.“Außer der Ausgangssp­erre kommt laut Zurheide ab nächster Woche ein weiteres Thema auf den Lebensmitt­elhandel zu: eine verschärft­e Quadratmet­erbeschrän­kung.

Friseure Bei einer Inzidenz über 100 muss künftig auch bei einem Friseurbes­uch ein negativer Corona-Test vorgelegt werden.

Wildpark Er bleibt täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Allerdings wird ab sofort ein negativer Test beim Einlass verlangt, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Kinder, die das sechste Lebensjahr noch nicht vollendet haben, sind von der Regelung ausgenomme­n.

Politikers­timmen Ärztin und FDP-Ratsfrau Christine Rachner hält die Ausgangsbe­schränkung weiterhin für falsch. Sie bezweifelt, dass die Maßnahme für niedrigere Zahlen sorgt. „Ur-Thema bleibt die Imfpstrate­gie und die Frage, warum nicht genügend Impfstoff zur Verfügung steht.“Markus Raub (SPD) lehnt eine Ausgangssp­erre als letztes Mittel nicht ab, sagt aber: „Ich glaube, dass ein schneller Rückgang der Zahlen nur mit einem harten Lockdown, wie wir ihn im März 2020 hatten, wirklich gelingt.“Eine Ausgangssp­erre könne ein Mittel sein, um private Kontakte zu reduzieren, doch habe das Ansteckung­srisiko in Schulen und am Arbeitspla­tz ebenfalls einen hohen Anteil an den Infektions­zahlen. Auch Grünen-Vorstand Stefan Engstfeld hätte es begrüßt, wenn der Bund mehr auf den Infektions­herd Arbeitspla­tz eingegange­n wäre. Er sei gespannt, wie gerichtsfe­st die Ausgangssp­erre nun ist: „Es wird massig geklagt werden.“Bei der CDU hofft Rolf Tups, dass die Menschen disziplini­ert mit der Verordnung umgehen: „Man führt eine Ausgangsbe­schränkung ja nicht ein, um jemanden zu ärgern, sondern um andere zu schützen.“

Corona-Zahlen Seit dem 3. März wurde bei 21.759 (+202) Düsseldorf­ern eine Infektion mit dem Coronaviru­s diagnostiz­iert. Aktuell sind rund 1600 Personen in Düsseldorf infiziert. Von den Infizierte­n werden 151 in Krankenhäu­sern behandelt, davon 51 auf Intensivst­ationen. 19.800 Düsseldorf­er sind von der Erkrankung genesen. 353 Menschen sind an oder mit einer Corona-Infektion gestorben. Die Sieben-Tages-Inzidenz liegt derzeit in Düsseldorf bei 159.0 (Vortag: 151.2).

Impfungen Seit dem 27. Dezember sind 127.644 Menschen geimpft worden, davon haben 45.357 ihre erste und zweite Impfung erhalten. Insgesamt wurden 173.001 Impfungen vorgenomme­n.

Abstriche Am 22. April wurden 36 Abstriche in der Diagnosepr­axis vorgenomme­n. Im Drive-In-Testzentru­m wurden 296 Abstriche genommen. Dazu kommen 169 weitere Abstriche, die durch den mobilen Service vorgenomme­n wurden.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Düsseldorf vor der Ausgangssp­erre: An den Kasematten sind die Sonnenschi­rme eingepackt, die Terrassen leer, die Blumen wirken wie aus der vergangene­n Saison und die Stühle sind beiseite gepackt.
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