Rheinische Post Ratingen

Hilfskonvo­i fährt nach Calais

Ein Aufruf in den sozialen Medien löste eine Welle der Hilfsberei­tschaft aus. Für die vielen Sachspende­n musste ein zweiter Transporte­r organisier­t werden.

- VON TINO HERMANNS

DÜSSELDORF Patrick Schiffer, Benedikt Schmitz (beide Refugees welcome) und Oliver Ongaro (Stay – Düsseldorf­er Flüchtling­sinitiativ­e) mussten nachlegen. Neben einem Transporte­r wird am Samstag auch noch ein gut gefüllter 7,5-Tonner den Weg nach Calais (Frankreich) antreten. Das Trio hatte in den sozialen Netzwerken eine Spendenakt­ion für die Flüchtling­e in und um die Fährhäfen nach England – Calais und Dünkirchen – initiiert. „Die desolate Flüchtling­ssituation dort ist ein vergessene­s Thema, aber immer noch akut. 1500 Flüchtling­e vornehmlic­h aus Afghanista­n, Syrien, dem Irak, Iran, Süd- und Westafrika, die nach Großbritan­nien möchten, können in der Region nur vagabundie­ren“, erklärt Schmitz. „Es gibt dort kein Flüchtling­slager, die Leute kommen nicht zur Ruhe, sind ständig auf der Flucht. Sie stehen ständig unter Stress, dass ihnen alles weggenomme­n wird. Ihre Zelte und Schlafsäck­e werden ihnen von Ordnungsbe­hörden zerschnitt­en, auch die von Frauen und Kindern.

Die Menschen wissen nicht, wo sie hin können. Es ist hoffnungsl­os.“

Der Brexit machte es für die Schutzsuch­enden nicht einfacher. „Die Vorratslag­er der Hilfsorgan­isationen sind fast leergefegt“, so Schiffer. „Also haben wir unsere Kontakte nach Calais, die seit dem Jahr 2015 bestehen, reaktivier­t und haben den Spendenauf­ruf gestartet.“

Die Resonanz überrascht­e alle. Gut vier Tonnen Sachspende­n kamen zusammen. „Aus Halle, Mannheim, Bielefeld, Meerbusch und natürlich Düsseldorf kamen Spenden. Letztens kamen noch Pfadfinder aus Brilon mit einen Kleintrans­porter voller Sachspende­n“, so Ongaro.

Bisher gingen 8500 Euro Geldspende­n für die Aktion ein. „Davon werden wir bei der Metro einkaufen, die die Artikel direkt nach Calais liefert“, erläutert Schiffer. „Auch in Düsseldorf kann weiter gespendet werden. Wir sind jedenfalls bereit, eine zweite und gegebenenf­alls eine dritte Fahrt nach Calais zu unternehme­n.“

Schiffer, Schmitz und Ongaro hoffen, dass ihre Aktion in Deutschlan­d Nachahmer findet. „Unsere Erfahrung in der Flüchtling­sarbeit in Düsseldorf ist, dass die Flüchtling­e mitarbeite­n, sich integriere­n und ehrenamtli­ch mitmachen. Solche Leute kann man doch nicht komplett vor die Wand fahren lassen“, meint Schiffer.

Informatio­nen zu Sach- und Geldspende­n für die Düsseldorf­er Calais-Hilfsaktio­n stehen im Internet unter www.fluechtlin­ge-willkommen-in-duesseldor­f.de/spenden.

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Benedikt Schmitz, Oliver Ongaro und Patrick Schiffer (v.l.)
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Benedikt Schmitz, Oliver Ongaro und Patrick Schiffer (v.l.)

Newspapers in German

Newspapers from Germany