Impfquote deutlich unterm Durchschnitt
„Dass wir bei der Impfquote scheinbar auf dem letzten Platz rangieren, ärgert auch uns“, räumt Daniela Hitzemann, Sprecherin des Kreises Mettmann, ein. Laut Ministerium können unterschiedliche Impfgeschwindigkeiten entstehen.
RATINGEN Mit weit mehr als 400 Corona-Infizierten war Ratingen lange Zeit unrühmlicher Spitzenreiter im Kreis Mettmann. Auch wenn die Zahlen inzwischen sinken – Ratingen verzeichnet immer noch deutlich mehr Infizierte als die übrigen neun Kreisstädte.
Wie viele andere wünscht sich RP-Leser Volker Weigler detaillierte Informationen zum Infektionsgeschehen. Das jedoch ist nicht so einfach. Sowohl der Krisenstab der Stadt Ratingen als auch der Kreis Mettmann nehmen die Zahlen genau unter die Lupe. Fazit: Bis auf ein paar Ausreißer (Ende März mussten 68 Bewohner der Flüchtlingsunterkunft an der Seibelstraße in Quarantäne, die Infektion konnte jedoch nur bei einem nachgewiesen werden) tappen Stadt und Kreis im Dunkeln. „Diffuses Infektionsgeschehen“– so heißt das im Amtsdeutsch.
Erst vor wenigen Tagen analysierte der Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SaE) noch einmal die Ratinger
Gesundheitsministerium NRW
Zahlen. Ergebnis: Es gibt nachweislich keine großen Ausbrüche, sondern zahlreiche kleine Infektionsherde. Dass Ratingen und Velbert die Liste der Infizierten anführen, führt der Krisenstab schlicht auf die Einwohnerzahl zurück, die in beiden Städten deutlich höher ist als in den übrigen Kreisstädten. Zum Vergleich: Die Einwohnerzahl in Ratingen liegt bei über 90.000, Velbert zählte im Januar 2020 knapp 85.000 Bürger. Die drittgrößte Stadt im Kreis – Langenfeld – hat bereits rund 20.000 Einwohner weniger.
Kopfzerbrechen bereitet Volker Weigler auch die Impfquote des Kreises Mettmann. Bundesweit wurden bis Montagmorgen, 8 Uhr, 28,2 Prozent Bürger mit einer Erstimpfung sowie acht Prozent
vollständig Geimpfte gemeldet. In Nordrhein-Westfalen liegt die Impfquote mit 29,6 Prozent bei den Erstgeimpften (7,7 Prozent vollständig geimpft) sogar über dem Bundesdurchschnitt. Der Kreis Mettmann meldete am Sonntagmittag eine Impfquote von 23,6 Prozent bei Erstgeimpften und 7,4 Prozent bei Durchgeimpften (angenommen wurde eine Einwohnerzahl von 485.570). Damit liegt der Kreis tatsächlich deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.
„Dass wir bei der Impfquote scheinbar auf dem letzten Platz rangieren, ärgert auch uns“, räumt Daniela Hitzemann, Sprecherin des Kreises Mettmann ein. Hitzemann spricht allerdings ein anderes Problem an: Immer wieder klemmt es bei der Übermittlung der Daten – zuletzt am Sonntag.
„Tatsächlich sind in den veröffentlichten Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung viele Impfungen in Einrichtungen und Krankenhäusern noch nicht dokumentiert. Wir hoffen sehr, dass die noch fehlenden Zahlen von der Kassenärztlichen Vereinigung ermittelt und nachgetragen werden“, so Hitzemann.
Einfluss auf die Zahl der Impfdosen hat der Kreis Mettmann nicht. „Wir verimpfen alles, was uns zugeteilt wird“, so Hitzemann. Dabei hält sich der Kreis an die vom Land vorgegebenen Prioritäten.
Eine Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums erklärt das Vergabeprozedere: „Jedem Kreis und jeder kreisfreien Stadt werden mittels Erlass die vom Land zur Verfügung gestellten Impfstoffmengen mitgeteilt. Diese werden von den Kreisen und Städten eigenverantwortlich nach dem jeweiligen Impfbedarf aus dem Landeslager abgerufen.“
Die Impfstoffkontingente werden entsprechend dem Bevölkerungsanteil in bestimmten Altersgruppen
(Ü70/Ü80) zugeteilt. Die Dosen für Mitarbeiter in Krankenhäusern, Kitas und Schulen richten sich nach dem tatsächlichen lokalen Bedarf. „Vor diesem Hintergrund können unterschiedliche Impfgeschwindigkeiten entstehen, und es kann der Verbrauch an Impfdosen auch unterschiedlich hoch sein, unabhängig von der Größe des Kreises oder der kreisfreien Stadt“, so das Ministerium.
Ein weiterer Aspekt kann für unterschiedliche Impfquoten sorgen: „Die Impfquoten zwischen den einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten sind nur bedingt vergleichbar. Hinzu kommt, dass einige Impfzentren regelhaft eine siebte (Biontech) oder eine elfte Dosis (Moderna/AZ) entnehmen und damit höhere Impfraten erreichen können“, betonte die Sprecherin des Ministeriums in einer Stellungnahme.
„Die Impfquoten zwischen den einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten sind nur bedingt vergleichbar.“