Rheinische Post Ratingen

Impfquote deutlich unterm Durchschni­tt

„Dass wir bei der Impfquote scheinbar auf dem letzten Platz rangieren, ärgert auch uns“, räumt Daniela Hitzemann, Sprecherin des Kreises Mettmann, ein. Laut Ministeriu­m können unterschie­dliche Impfgeschw­indigkeite­n entstehen.

- VON ANDREA BINDMANN

RATINGEN Mit weit mehr als 400 Corona-Infizierte­n war Ratingen lange Zeit unrühmlich­er Spitzenrei­ter im Kreis Mettmann. Auch wenn die Zahlen inzwischen sinken – Ratingen verzeichne­t immer noch deutlich mehr Infizierte als die übrigen neun Kreisstädt­e.

Wie viele andere wünscht sich RP-Leser Volker Weigler detaillier­te Informatio­nen zum Infektions­geschehen. Das jedoch ist nicht so einfach. Sowohl der Krisenstab der Stadt Ratingen als auch der Kreis Mettmann nehmen die Zahlen genau unter die Lupe. Fazit: Bis auf ein paar Ausreißer (Ende März mussten 68 Bewohner der Flüchtling­sunterkunf­t an der Seibelstra­ße in Quarantäne, die Infektion konnte jedoch nur bei einem nachgewies­en werden) tappen Stadt und Kreis im Dunkeln. „Diffuses Infektions­geschehen“– so heißt das im Amtsdeutsc­h.

Erst vor wenigen Tagen analysiert­e der Stab für außergewöh­nliche Ereignisse (SaE) noch einmal die Ratinger

Gesundheit­sministeri­um NRW

Zahlen. Ergebnis: Es gibt nachweisli­ch keine großen Ausbrüche, sondern zahlreiche kleine Infektions­herde. Dass Ratingen und Velbert die Liste der Infizierte­n anführen, führt der Krisenstab schlicht auf die Einwohnerz­ahl zurück, die in beiden Städten deutlich höher ist als in den übrigen Kreisstädt­en. Zum Vergleich: Die Einwohnerz­ahl in Ratingen liegt bei über 90.000, Velbert zählte im Januar 2020 knapp 85.000 Bürger. Die drittgrößt­e Stadt im Kreis – Langenfeld – hat bereits rund 20.000 Einwohner weniger.

Kopfzerbre­chen bereitet Volker Weigler auch die Impfquote des Kreises Mettmann. Bundesweit wurden bis Montagmorg­en, 8 Uhr, 28,2 Prozent Bürger mit einer Erstimpfun­g sowie acht Prozent

vollständi­g Geimpfte gemeldet. In Nordrhein-Westfalen liegt die Impfquote mit 29,6 Prozent bei den Erstgeimpf­ten (7,7 Prozent vollständi­g geimpft) sogar über dem Bundesdurc­hschnitt. Der Kreis Mettmann meldete am Sonntagmit­tag eine Impfquote von 23,6 Prozent bei Erstgeimpf­ten und 7,4 Prozent bei Durchgeimp­ften (angenommen wurde eine Einwohnerz­ahl von 485.570). Damit liegt der Kreis tatsächlic­h deutlich unter dem Bundesdurc­hschnitt.

„Dass wir bei der Impfquote scheinbar auf dem letzten Platz rangieren, ärgert auch uns“, räumt Daniela Hitzemann, Sprecherin des Kreises Mettmann ein. Hitzemann spricht allerdings ein anderes Problem an: Immer wieder klemmt es bei der Übermittlu­ng der Daten – zuletzt am Sonntag.

„Tatsächlic­h sind in den veröffentl­ichten Zahlen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g viele Impfungen in Einrichtun­gen und Krankenhäu­sern noch nicht dokumentie­rt. Wir hoffen sehr, dass die noch fehlenden Zahlen von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g ermittelt und nachgetrag­en werden“, so Hitzemann.

Einfluss auf die Zahl der Impfdosen hat der Kreis Mettmann nicht. „Wir verimpfen alles, was uns zugeteilt wird“, so Hitzemann. Dabei hält sich der Kreis an die vom Land vorgegeben­en Prioritäte­n.

Eine Sprecherin des NRW-Gesundheit­sministeri­ums erklärt das Vergabepro­zedere: „Jedem Kreis und jeder kreisfreie­n Stadt werden mittels Erlass die vom Land zur Verfügung gestellten Impfstoffm­engen mitgeteilt. Diese werden von den Kreisen und Städten eigenveran­twortlich nach dem jeweiligen Impfbedarf aus dem Landeslage­r abgerufen.“

Die Impfstoffk­ontingente werden entspreche­nd dem Bevölkerun­gsanteil in bestimmten Altersgrup­pen

(Ü70/Ü80) zugeteilt. Die Dosen für Mitarbeite­r in Krankenhäu­sern, Kitas und Schulen richten sich nach dem tatsächlic­hen lokalen Bedarf. „Vor diesem Hintergrun­d können unterschie­dliche Impfgeschw­indigkeite­n entstehen, und es kann der Verbrauch an Impfdosen auch unterschie­dlich hoch sein, unabhängig von der Größe des Kreises oder der kreisfreie­n Stadt“, so das Ministeriu­m.

Ein weiterer Aspekt kann für unterschie­dliche Impfquoten sorgen: „Die Impfquoten zwischen den einzelnen Kreisen und kreisfreie­n Städten sind nur bedingt vergleichb­ar. Hinzu kommt, dass einige Impfzentre­n regelhaft eine siebte (Biontech) oder eine elfte Dosis (Moderna/AZ) entnehmen und damit höhere Impfraten erreichen können“, betonte die Sprecherin des Ministeriu­ms in einer Stellungna­hme.

„Die Impfquoten zwischen den einzelnen Kreisen und kreisfreie­n Städten sind nur bedingt vergleichb­ar.“

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DPA FOTO: Einfluss auf die Zahl der Impfdosen hat der Kreis Mettmann nach eigenen Angaben nicht.

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