Rheinische Post Ratingen

Stadt will Brücke über die Anger kaufen

Die marode Brücke wurde vom Eigentümer – der Bahn – gesperrt und blockiert jetzt einen Wanderweg.

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RATINGEN (abin/jün) Da staunten die Wanderer im August vergangene­n Jahres nicht schlecht. Ein Zaun versperrte die Brücke, die in der Nähe des Haus Anger einen Nebenarm der Anger überquert. Hier war der Weg zu Ende. Jogger und Spaziergän­ger waren wenig begeistert, mussten sie doch eine Kehrtwende machen und einen Umweg in Kauf nehmen. Ortsfremde ließ die Sperrung ratlos zurück. Die Brücke liegt an dem Rundwander­weg A9, der auch in diversen Wanderfore­n beschriebe­n wird.

Nach etlichen Beschwerde­n suchte die Stadt Ratingen das Gespräch mit der Deutschen Bahn, die Eigentümer­in der Brücke ist. Die Antwort damals: „Die Naturstein­brücke ist sanierungs­bedürftig. Um die Sicherheit der Passanten zu gewährleis­ten, wird die Sperrung der Brücke vorerst bestehen bleiben. Zum aktuellen Zeitpunkt können wir noch keine Aussage über weitere Maßnahmen tätigen.“Die Brücke sei keine „betriebsno­twendige Anlage“, argumentie­rte die Bahn. Also sah das Unternehme­n keine Veranlassu­ng für eine Instandset­zung. Und dabei blieb es.

Der Sauerländi­sche Gebirgsver­ein richtete Umleitunge­n ein. Christian Wiglow und Willm Rolf Meyer von der Ratinger SPD machten sich vor Ort selbst ein Bild und forderten eine schnelle Lösung, notfalls mithilfe eines Provisoriu­ms. Auch die CDU-Fraktion legte sich für die Öffnung der Brücke ins Zeug. Ihre Idee: Die Stadt solle die Brücke kaufen.

Die Verwaltung unterzog die Brücke daraufhin einer Bauwerkspr­üfung. „Diese bestätigte das Ergebnis der Deutschen Bahn“, so Egon Schubert, Sprecher der Stadt Ratingen. In der 100 Jahre alten Sandsteinb­rücke sind große Teile ausgebroch­en. Dies kann unter Umständen einen Teileinstu­rz zur Folge haben. Also musste eine andere Lösung her.

Insgesamt wurden drei Ideen verfolgt, um den Wanderweg wieder zu öffnen. Ein Baugerüst hätte die Brücke wieder begehbar machen können. Die Vorarbeite­n – Statik und

Bodengutac­hten – wären auch für diese kurzfristi­ge Lösung erforderli­ch gewesen. Eine andere Variante wäre die Stabilisie­rung der beschädigt­en Stellen durch Spritzbeto­n. Die dritte Variante ist der Kauf des Flurstücks inklusive Brücke, um eine neue Brücke zu errichten. Die Idee, eine Fertigteil­brücke anzuschaff­en wurde verworfen, da die Konstrukti­on nicht bis zum Aufbauort angeliefer­t werden kann.

Am 23. März beschloss der Rat: Die Stadt Ratingen wird die Brücke kaufen. „Eine grundsätzl­iche Einigung mit der Deutschen Bahn besteht schon“, erläutert Egon Schuster. „Wir warten jetzt auf eine vorläufige Besitzeinw­eisung.“Es dauert seine Zeit, bis das vollständi­ge Vertragswe­rk aufgesetzt ist. Mit dem vorläufige­n Bescheid hätte die Stadt grünes Licht, um die Arbeiten voranzutre­iben.

„Erste Vorarbeite­n und Planungen sind bereits erledigt“, so Schuster. Die Verwaltung hat Kontakt zu heimischen Betrieben aufgenomme­n, um auszuloten, welche Möglichkei­ten es gibt. Die Sache hatte allerdings einen Haken: „Der Bergisch Rheinische Wasserverb­and plant an der fraglichen Stelle Gewässerar­beiten, die den Verlauf der Anger möglicherw­eise verändern“, erklärt Schuster. Also musste eine Brückenkon­struktion

gefunden werden, diesem zusätzlich­en Platzbedar­f Rechnung trägt.

Die neue Brücke wird also eine Stahlkonst­ruktion mit einer Spannweite von 15 Metern sein. Sie wird so über die alte Brücke gelegt, dass diese keine Last mehr tragen muss. Wann aber die Wanderer ihren Weg über die neue Brücke antreten können, kann Schuster nicht sagen. „Dafür gibt es zu viele Variable.“Die Stadt Ratingen steht auf jeden Fall in den Startlöche­rn: „Sobald die Bahn ihr okay gibt, können wir die Ausschreib­ung starten und eine Firma für die Realisieru­ng der neuen Brücke finden.“

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Endstation für Wanderer: Seit August 2020 ist die Brücke, die in der Nähe des Haus Anger über einem Nebenarm der Anger führt, gesperrt.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Endstation für Wanderer: Seit August 2020 ist die Brücke, die in der Nähe des Haus Anger über einem Nebenarm der Anger führt, gesperrt.

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