Rheinische Post Ratingen

Baumpflege: Stadt vergrößert ihr Team

Ratsbeschl­uss: Für die Baumpflege werden 3,5 zusätzlich­e Stellen eingericht­et. Die Aufgabe wird im Zuge des Klimawande­ls immer anspruchsv­oller, betont die Verwaltung. Straßenbäu­me müssen regelmäßig kontrollie­rt werden.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Der Rat hat die Entscheidu­ng getroffen. Das Team im Amt für kommunale Dienste, das sich um die Ratinger Stadtbäume kümmert, wird personell verstärkt. Für die Baumkontro­lle und die Baumpflege werden 3,5 zusätzlich­e Stellen eingericht­et. Hintergrun­d ist, dass die Aufgabe vor allem im Zuge des Klimawande­ls immer wichtiger und immer anspruchsv­oller geworden ist.

Viel Grün bindet CO2 und erhöht die Lebensqual­ität in der Stadt, gerade bei steigenden Temperatur­en. Gleichzeit­ig werden die Standortbe­dingungen vieler Stadt- und Straßenbäu­me immer problemati­scher. Manche Arten werden gar nicht mehr gepflanzt. Die Stadt hat sich bereits auf die Situation eingestell­t und das Modell „Zukunftsba­um“entwickelt. Straßenbäu­me brauchen grundsätzl­ich viel Pflege, zudem müssen sie regelmäßig und sorgfältig kontrollie­rt werden, um bei Gefahr im Verzug zuverlässi­g reagieren zu können. Wie aufwendig

Die Abteilung Stadtgrün hat in jahrelange­r Kleinarbei­t ein Baumkatast­er erstellt.

die Pflege und Kontrolle der Ratinger Stadtbäume ist, erschließt sich beim Blick auf den Ratinger Baumstadtp­lan, in dem jeder Baum im Eigentum der Stadt Ratingen außerhalb von Wäldern aufgeliste­t ist.

Es gibt jetzt einen neuen „Baum-Stadtplan“auf der städtische­n Homepage. Alle interessie­rten Bürger können dieses interaktiv­e Instrument nutzen, um sich über die Bäume im Eigentum der Stadt Ratingen zu informiere­n, unkomplizi­ert und ohne Anmeldung unter www.stadt-ratingen.de/baumkatast­er.php.

Etwa 20.000 so genannte Stadtbäume gibt es in ganz Ratingen. Dazu zählen Bäume auf öffentlich­en Straßen und Wegen, in Parks, Grünzügen und Friedhöfen, auf Spiel-, Sport und Parkplätze­n (aber nicht die Bäume im Wald). Jeder einzelne von ihnen ist mit seinem genauen Standort auf der Karte verzeichne­t. Beim Draufklick­en erscheint sein Steckbrief: Wie alt ist er, wie lautet seine wissenscha­ftliche Bezeichnun­g, wie groß ist sein Stammumfan­g und Kronendurc­hmesser?

Der Aufwand für die Katalogisi­erung so vieler Bäume ist natürlich beträchtli­ch, er ist jedoch kein Selbstzwec­k und bereits vor Erstellung des allgemein zugänglich­en „Baum-Stadtplans“entstanden. Seit vielen Jahren beschäftig­t die Stadt Ratingen Baumkontro­lleure, die ständig im Stadtgebie­t unterwegs sind und planmäßig das tun, was ihre Funktionsb­ezeichnung nahelegt: Bäume kontrollie­ren.

„Nicht nur aus Gründen der Verkehrssi­cherheit ist es erforderli­ch, den Zustand unserer Bäume gut zu kennen“, sagt Michaela Maurer, Leiterin des Amtes für Kommunale Dienste, in dem die Abteilung Stadtgrün angesiedel­t ist. „Wir gewinnen aus diesen Daten auch wichtige Erkenntnis­se für die Grünplanun­g der Zukunft. Denn der Klimawande­l stellt uns vor große Herausford­erungen. Wir müssen jetzt wissen, welche Baumarten mit den sich verändernd­en klimatisch­en Bedingunge­n und den besonderen Stressfakt­oren der Stadtstraß­e zurechtkom­men und wie wir die Standorte so auswählen und gestalten können, dass die Bäume trotzdem gedeihen.“

Aus den Erkenntnis­sen der Baumkontro­lleure hat die Abteilung Stadtgrün in jahrelange­r Kleinarbei­t ein Baumkatast­er erstellt, das jeden einzelnen öffentlich­en Baum im Eigentum der Stadt erfasst. Die Daten aus diesem Bauminform­ationssyst­em sind dann mit Unterstütz­ung des städtische­n Geoinforma­tionssyste­m-Management­s in den interaktiv­en Baum-Stadtplan übertragen worden.

Die Anwendung des browserges­tützten Instrument­s erschließt sich dem Nutzer sehr schnell und intuitiv. Als Kartengrun­dlage kann zwischen einem Luftbild und dem Stadtplan gewählt werden. Jeder einzelne Baum ist mit einem grafischen Symbol (Icon) in der Karte eingezeich­net. Es gibt Icons in drei Farben: Die überwiegen­de Mehrheit ist grün, das heißt unauffälli­g. Blaue Icons bezeichnen Jungbäume, die sich in heißen und trockenen Sommern über Wasser freuen.

„Wir wissen aufgrund vieler Anfragen, dass die Stadtbäume den Ratinger Bürgern sehr am Herzen liegen“, sagt Umweltdeze­rnent Martin Gentzsch. „Mit dem Baumstadtp­lan tragen wir der Liebe zu den Bäumen Rechnung, indem wir über die vielfältig­e Baumartenl­andschaft in unserer Stadt informiere­n. Die Anwendung kann aber auch praktische­n Nutzen haben. Bürger erkennen auf einen Blick, ob sich bei Ihnen in der Nähe Jungbäume befinden, die in Extremwett­erlagen, wenn die Stadt das flächendec­kende Wässern nicht mehr schafft, zusätzlich gegossen werden müssten. Nicht zuletzt kommunizie­ren wir aber auch offen und transparen­t, wenn Bäume nicht mehr standsiche­r sind und gefällt werden müssen.“Dafür gibt es

rote Icons im Plan. „Wir machen uns die Entscheidu­ng, Bäume zu fällen wirklich nicht leicht“, sagt Maurer. „Das Kataster liefert uns systematis­che und genaue Erkenntnis­se zum Zustand unserer Bäume, und wenn einer nicht mehr standsiche­r ist, bleibt uns keine Wahl.“Der Grund der notwendige­n Fällung kann bislang aus technische­n Gründen noch nicht in dem Baumsteckb­rief angezeigt werden. Das wird aber in Kürze möglich sein.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Die Allee am Hauser Ring: Die Bäume müssen regelmäßig kontrollie­rt werden.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Die Allee am Hauser Ring: Die Bäume müssen regelmäßig kontrollie­rt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany