So wichtig sind Frischluftschneisen und Grün
Die Klima-Analyse 2020 zeigt, dass Düsseldorf bei hohen Temperaturen mit innerstädtischen Grünflächen von innen kühlen muss.
DÜSSELDORF Nach 1995 und 2012 liegt dem Umweltausschuss am Donnerstag mit der Klima-Analyse 2020 die dritte Analyse des Düsseldorfer Stadtklimas vor. Im Fokus stand die bioklimatische Betrachtung, also die Wirkung des Klimas auf den Menschen. Dafür ist der Kaltlufthaushalt der Stadt und die sommerliche thermische Belastung für die Bevölkerung untersucht worden. Die Auswertung zeigt, wie wichtig zur Abkühlung Frischluftschneisen und innerstädtische Grünflächen für die Stadt sind.
Vorgehen Das Untersuchungsgebiet für die Analyse umfasste eine Fläche von fast 807 Quadratkilometern (Größe Stadtgebiet Düsseldorf: rund 217 Quadratkilometer), sodass Höhenunterschiede und die Landnutzung im Umland, beides Faktoren, die das Düsseldorfer Stadtklima beeinflussen, genauso wie die Höhe von Gebäuden und der Versiegelungsgrad berücksichtigt wurden. Es entstanden Karten mit den nächtlichen Temperaturen, mit nächtlichen Kaltluftströmungen und der Kaltluftproduktion sowie der thermischen Belastung am Tag. Um die unterschiedlichen klimatischen Verhältnisse des Stadtgebietes nachts und tagsüber abzubilden, wurden Karten für die Nacht- und Tagsituation entwickelt.
Erkenntnisse Die Analyse zeigt, dass besonders im Sommer die Belastung in den städtischen Wärmeinseln mit hohen Temperaturen groß ist. Der Wärmeinseleffekt beschreibt den Temperaturunterschied zwischen der wärmeren Stadt und ihrem kühleren Umland. Er ist in der Nacht am größten, wenn das Wetter einen Luftaustausch in der Stadt kaum zulässt. Diese „austauscharmen Strahlungswetterlagen“treten im Sommer häufig auf – im Juni, Juli und August sind etwa ein Viertel der Nächte dieser Art.
Zur Stadtabkühlung tragen in Düsseldorf vor allem vier Strukturen bei. Erstens: Die drei „Kaltluftleitbahnen“im Osten – die Bahntrasse Gerresheim-Flingern, die Bahntrasse Eller-Vennhausen und die nördliche Düssel – sind linienhafte, mindestens 50 Meter breite und hindernisarme Strukturen, die Kaltluft in den Siedlungsbereich transportieren. Zweitens: Bei Kaltluftabflüssen im Osten handelt es sich um Kaltluft, die an den unbebauten Hanglagen des Bergischen Landes, zum Beispiel in Rath, Ludenberg und Gerresheim, flächenhaft hangabwärts strömen kann. Drittens: Die innerstädtischen Grünflächen – der Nordpark, Nordfriedhof, Volksgarten/Südpark mit Friedhof Stoffeln, Schlosspark Eller, Freizeitpark Niederheid, Schlosspark Benrath und die Anlage des TSV Urdenbach – transportieren mit ihren Parkwinden in der Nacht kühle Luft in die bebaute Umgebung. Viertens: Große „Kaltluftentstehungsgebiete“. Dies sind Grünflächen mit einer besonders hohen Kaltluftproduktionsrate im Außenbereich von Düsseldorf, zum Beispiel auf den Grün- und Freiflächen der Stadtbezirke 5 und 7, den Rheinschleifen
und den Grünflächen im Norden Unterbachs.
Die meisten Kaltluftstrukturen, außer den Parkwinden, befinden sich somit im Osten und in den Außenbereichen der Stadt. Sie wirken aber nicht bis in die Innenstadt. Eine zentrale Aussage der Klima-Analyse 2020 ist daher, dass Düsseldorf von innen kühlen muss. Dazu sind die Parkwinde sehr wichtig, aber auch viele kleine innerstädtische Grünflächen wie begrünte Innenhöfe und große private Gärten, die zwar nicht so wirksam wie Parkwinde sind, aber lokal zur Kühlung beitragen.
Stimmen „Ein funktionierender Luftaustausch ist das A und O, ansonsten werden wir erhebliche negative Folgen haben“, sagt Peter Blumenrath (CDU), Vorsitzender des Umweltausschusses, und spricht damit nicht nur die Herz- und Kreislauf-Belastung bei hohen Temperaturen für ältere Menschen, sondern für jedermann an. Sein Vertreter im Ausschuss, Lukas Mielczarek (Grüne), erinnert daran, nicht nur die Frischluftschneisen in einer dicht besiedelten Stadt wie Düsseldorf zu schützen, sondern auch für eine Entsiegelung von Flächen zugunsten von Begrünungen zu sorgen: „Für Bürger kann man mit Förderungen die Anreize erhöhen, zusätzlich muss die Stadt bei dem Thema vorweggehen.“
Veröffentlichung Die Karten aus der Analyse werden im Geoportal Düsseldorf (www.duesseldorf.de/geoportal) veröffentlicht. Neue Analysen sollen alle fünf Jahre erscheinen.